Heute sendet Euch CAPELIGHT PICTURES ein paar Liebesgrüße aus Moskau. Denn hin und wieder wildert der sympathische Verleiher in der Filmfabrik Russlands und findet dort die ein- oder andere Perle. Ob auch BUY ME – KÄUFLICHE LIEBE, der das heikle Thema Prostitution rund um Mädchenhandel und Luxusleben behandelt, wirklich eine Topempfehlung aus Putinland ist, erfahrt Ihr im Artikel.
Originaltitel: Kupi menya
Regie: Vadim Perelman
Darsteller: Yuliya Khlynina, Anna Adamovich, Maksim Al-Names, Svetlana Ustinova
Artikel von Christian Jürs
Katya (Yuliya Khlynina), eine junge, nach außen hin brave, Studentin aus gutem Hause, lässt schon bei einem Referat in einer ihrer Vorlesungen durchblicken, dass in ihr eine tiefe Sehnsucht nach hemmunglosem Sex steckt. Die Gelegenheit, dieser nachzukommen, bietet sich ihr früher als gedacht.
Unter dem Vorwand, ein Stipendium für einen Studienplatz in Paris erhalten zu haben, verlässt sie die Fittiche ihres gut situierten Elternhauses. Doch nachdem ihre Mutter sie am Flughafen abgesetzt hat, steigt Katya lieber in einen Flieger nach Dubai, finanziert durch eine Modelagentur. Dort lernt sie die toughe Liza (Anna Adamovich) kennen, die ihr sogleich den Wind aus den Segeln nimmt.
„Wir sind keine Models. Wir sehen nur gut aus im Bikini.“
Die vermeintliche Modelagentur entpuppt sich als Prostitutionsring, der junge Mädchen zum Vergnügen reicher Scheichs unter dem Vorwand, eine Fashionshow zu veranstalten, in die Sexfalle lockt. Katya und Liza können allerdings, zusammen mit der blonden, attraktiven Galya (Svetlana Ustinova), durch einen raffinierten Trick, dem Dasein als Sexsklavinnen entgehen. Zurück in Moskau leben sie fortan in Galyas Wohnung, die ihr ein reicher Gönner finanziert. Fortan führen die Drei ein Dasein als Edelnutten, die sich ihre Freier in Nachtclubs suchen. Koks, Alkohol und Sex stehen an der Tagesordnung. Zunächst tut sich Katya noch schwer mit der Situation und bricht beim ersten Sex, der einer Vergewaltigung gleich kommt, in Tränen aus. Doch das Luxusleben will finanziert werden und so fallen schnell alle Hemmungen.
Hochmut kommt vor dem Fall – so auch hier. Egal, in welches Genre man blickt, ob SCARFACE sein Verbrechersyndikat führt, Martin Brundle dank verirrtem Brummer im Teleportationsgerät zu ungeahnten Kräften gelangt, Leonardo Di Caprio die Wall Street beherrscht oder Katya und ihre Freunde das Dasein als Edelhure in vollen Zügen genießen. Sie alle fallen am Ende tief. Das ist kein Spoiler, sondern eine logische Konsequenz, der Regisseur Vadim Perelman, der einst mit der Verfilmung des Erfolgsromans HAUS AUS SAND UND NEBEL auf sich aufmerksam machte, auch hier nachgeht. Deutlich wird dies bereits bei einer genialen Montage, in der man Katya beim Skype-Telefonat mit ihrer Mutter zusehen darf, in dem sie dieser weismacht, Paris sei das Paradies, gefolgt von einem harten Schnitt, der zu einem „Ritt“ mit ihrem Freier wechselt.
Vorhersehbarkeit ist der einzige Kritikpunkt, den ich BUY ME vorwerfen könnte, denn die Geschichte ist trotzdem höchst interessant erzählt (sie als spannend zu bezeichnen wäre zuviel des Guten). Die Inszenierung, zwischen Partyleben in Clubs und anschließendem Sex, sowie der Tristheit Moskaus bei Tage, ist auf den Punkt inszeniert. Dass der Film gerade einmal 2 Mio Dollar verschlungen haben soll (Angabe lt. IMDb) möchte man kaum glauben. Die drei Hauptdarstellerinnen spielen zudem authentisch und mit vollem Körpereinsatz, was meinen höchsten Respekt verdient hat. Sie schaffen es, ihre Figuren, trotz aller Fehlentscheidungen, nachvollziehbar und sympathisch wirken zu lassen, was den tiefen Fall umso tragischer werden lässt.
Bild und Ton (Deutsch DTS-HD 5.1 / Russisch DTS-HD 7.1) sind hervorragend. Die Soundanlage bekommt, vor allem in den Nachtclubszenen, allerhand zu tun. Lediglich der Bonusbereich ist mit einer Handvoll Trailer eher mau. Das sollte aber niemanden abhalten vom Kauf. Nicht umsonst heißt der Film schließlich BUY ME.
Trailer: