Nicht nur in Brügge haben sie Zwerge, nein, auch Charles Band kann mit Kleinwüchsigen aufwarten. Diese sind sogar ganz besonders, handelt es sich bei ihnen doch um Dracula, Frankenstein, die Mumie und den Wolfsmenschen. Klingt verrückt, was uns WICKED VISION diesmal in der Full Moon Reihe präsentiert? Nun ja, nicht halb so irre, wie erwartet. Lest selbst…

Alternativtitel Deutschland: Evil Creatures – Die unglaublichen Untoten / Evil Zombies – Die unglaublichen Untoten!

Alternativer Originaltitel: Deformed Monsters

Regie: Charles Band

Darsteller: Rhonda Griffin, Justin Lauer, Bill Moynihan, Kristin Norton

Artikel von Christian Jürs

Für Anna Quarrels (Rhonda Griffin) läuft der neue Job in einer Bibliothek, die sich auf Originalausgaben spezialisiert hat, alles andere als rund. Nicht nur, dass ihre dominante Chefin „Miss Christina“ (Kristin Norton) ihr eindeutige Avancen macht, aus Annas Obhut verschwindet auch noch das Original Manuskript von Mary Shelleys Frankenstein oder Der moderne Prometheus aus der Bibliothek. Hätte sie es mal nicht dem rundlichen, freundlichen Fremden (Bill Moynihan) zur Sichtung ausgehändigt.

Da sie, sollte sie zur Polizei gehen, mit Sicherheit ihren Job verlieren würde, entscheidet sich Anna dafür, den freundlichen, jedoch etwas trotteligen Privatdetektiv David (Justin Lauer) zu engagieren. Ein echter Profi, der nebenbei auch noch als Videothekar arbeitet (für die jüngeren Leser, dass war ein Job bei einem analogen Netflix). Doch, obwohl sie den Fremden identifizieren könnte, bleibt die Suche erst einmal erfolglos. Plötzlich steht der Unhold dann wieder in der Bücherei vor der verdutzten Anna und fordert ein weiteres Manuskript ein: Bram Stokers Dracula. Die junge Bibliothekarin versucht, den Bösewicht aufzuhalten und alamiert umgehend David, doch Winston Berber, so heißt der böse Bub, überwältigt die Dame mittels Taser und schleppt sie in sein geheimes Labor.

Dort verwirklicht er seinen finsteren Plan. Anna wird auf einen Tisch geschnallt, da er unbedingt eine Jungfrau benötigt (und wir glauben auch sofort, dass die blonde Schönheit noch unbefleckt ist *hust*), um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Berber möchte nämlich die vier bekanntesten Horrorgestalten der Welt, also Dracula, Frankenstein, den Werwolf und Donald Trump…ach neee…und die Mumie (was ungefähr auf dasselbe hinaus kommt), zum Leben erwecken, um mit ihnen den guten alten Brain-Plan zu verwirklichen…Die Weltherrschaft an sich reißen.

Dumm nur, dass ihm David die Tour vermasselt und Anna aus den Fängen des Irren befreien kann. Trotzdem gelingt das Experiment, zumindest teilweise. Fortan wandeln Dracula (Phil Fondacaro), Frankenstein (Thomas Wellington), der Werwolf (Jon Simanton) und die Mumie (Joe Smith) auf Erden, jedoch in zwergenwüchsiger Miniaturausgabe, also auf Leprechaun-Höhe. Nun gilt es für die Bösewichte, Anna erneut zu entführen, um das Ritual zu beenden. Eine andere Jungfrau wäre aber auch okay. Dumm für Miss Christina, dass sie sich genau zu der Zeit in der Bücherei aufhält…

Der irre Ideenfundus von Charles Band und seiner Full Moon Schmiede scheint unerschöpflich zu sein. Dieser, aus der Zeit, als VPS Video es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Werke der B-Film Schmiede hierzulande unters Volk zu mischen. Die haben, auch für kleinere Filme, immer gute Synchros in Auftrag gegeben, weswegen wir hier bekannte Sprecher wie zB. Simone Brahmann auf Anna zu hören bekommen. Brahmann war früher unter anderem die Stammsprecherin von Daryl Hannah, die durch diese Stimme noch erotischer rüberkam. Lechz. Da ist es schon ein wenig schade, dass Rhonda Griffin nicht die Hüllen fallen lässt.

Den Job übernimmt dafür Kristin Norton, die auf den Tisch gebunden, ein wenig von den Zwergenmonstern angegrabbelt wird. Ansonsten gibt es nicht viel jugendgefährdendes Zeug zu bestaunen, weswegen THE CREEPS schon seit jeher das blaue 16er Siegel trägt. Wer auf der Suche nach Horror ist, der wird hier so gar nicht fündig. Das war auch nie Charles Bands Absicht, denn insbesondere Phil Fondacaro, den Horrorfans aus Bordello of Blood kennen dürften, spielt einen recht charismatischen und sogar ziemlich sympathischen Mini-Dracula, vor dem sich sicher niemand fürchtet. Nein, dass alles sollte kein Horror, sondern mehr ein albernes Späßchen sein. Leider gibt es nur wenige, zudem zündende Gags (Kristin Norton als Valküre brachte mich immerhin zum Schmunzeln). Dadurch wirken die 80 Minuten recht zäh.

Dafür kann Wicked Vision erneut mit einer gelungenen Veröffentlichung punkten. Das HD-Bild ist scharf (wenn auch, masterbedingt ein wenig grisselig) und der Ton (Deutsch und Englisch in DTS-HD 2.0) sauber und klar. Im Bonusbereich gibt es den Originaltrailer, eine weitere Folge Videozone, sowie einen Audiokommentar von Marco Erdmann. Das obligatorische Wendecover dieser Reihe mit dem Original-Artwork rundet das Paket ab.

Film Nummer drei aus der Full Moon Classic Selection bildet, nach den beiden spaßigen Dollman und den Kannibalinnen im Avocado Dschungel des Todes leider das qualitative Schlußlicht. Dies gilt allerdings nicht für die Veröffentlichung, sondern lediglich für den Film selbst. Komplettsammler der Reihe dürfte dies nicht abhalten, wer jedoch nur des Films wegen einen Kauf in Betracht zieht, muss halt für sich entscheiden, ob er den Film wirklich braucht. Ich bin jedenfalls gespannt, welche Titel hier noch auf uns zukommen werden.

Trailer:

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