In meiner Fantasie stell ich mir die Entstehung dieses Filmes ungefähr so vor. Produzent Charles Band zu Autor David S. Goyer (!!!): „David, ich hab noch ausgemusterte Figuren aus meinen PUPPET MASTER Produktionen übrig. Bastel da doch mal ´ne Geschichte draus. Für den Dreh hätten wir eine leerstehende Lagerhalle zur Verfügung.“ „Alles klar, Charles. Ich wollte zwar gerade mit meinem Skript zu THE CROW beginnen, aber ich quetsch Dich dazwischen. By the way, der Name PUPPET MASTER(S) gefällt mir.“ Was die beiden Masterminds dabei ausgeheckt haben, könnt Ihr dank WICKED VISION nun in der FULL MOON CLASSIC SELECTION überprüfen.
Regie: Peter Manoogian
Drehbuch: David S. Goyer nach einer Idee von Charles Band
Darsteller: Tracy Scoggins, Bentley Mitchum, Dano Cerny, Michael Russo
Artikel von Christian Jürs
Nach dem eher mäßigen The Creeps, in dem kleinwüchsige Monster ihr Unwesen trieben, bekommen wir in Nummer 4 der Full Moon Classic Selection wieder eine echte Spaßbombe geboten, ebenfalls mit kleinen Kreaturen. Einen Großteil daran, dass der Film gelang, trug sicherlich Drehbuchautor David S. Goyer, der u.a. die Drehbücher zu Blade, The Crow, Batman Begins und dem demnächst erscheinenden Terminator: Dark Fate ablieferte, bei. Dass er unterhaltsamen Trash kann, bewies er zudem mit dem unter seinem Zepter entstandenen Blade: Trinity.
Beginnen wir aber der Reihe nach. Zunächst werden wir Zeuge, wie die beiden undecover ermittelnden Polizisten Judith Gray (Tracy Scoggins) und Matt Cable (Jeff Weston) sich gerade vorbereiten, einen Waffendealer namens Lincoln (Michael Russo) dingfest zu machen. Natürlich ohne Verstärkung. Wird schon schiefgehen. Wir erfahren, dass Judith und Matt nicht nur beruflich die Handschellen teilen und sich seit geraumer Zeit daten. Kurz vor Eintreffen der bösen Buben gesteht Judith ihrem Liebsten dann auch noch, dass sie schwanger sei. Irgendwie schwant dem Zuschauer zu diesem Zeitpunkt, dass der Deal und die anschließende Verhaftung nicht problemlos an den Beiden vorrüber gehen werden.
So kommt es dann auch. Die Bullen werden enttarnt und das „wilde Feuergefecht“, bei dem Matt den Handlanger des Dealers, Hesse (Barry Lynch), eine Kugel verpassen kann, nur, um dann von Lincoln tödlich getroffen zu werden, lässt seine Frühneunziger B-Film Herkunft nicht verleugnen. Lincoln und der verletzte Hesse können in die Lagerhalle eines Spielzeugladens namens Toyland flüchten und der Zuschauer benötigt an dieser Stelle erstmal einen Schnaps zur Beruhigung. Denn was hier an dilletantischer Polizeiarbeit, ohne Schutzweste, Verstärkung oder auch nur dem Versuch, beide Gangster im Schach zu halten und ggf. in Deckung zu gehen, von Regisseur Manoogian auf den TV-Bildschirm gezeubert wurde, erinnert an meine Kindheit, wenn wir Räuber und Gendarm gespielt haben…bevor uns Miami Vice gezeigt hat, wie man korrekt vorgeht. Dieses Wissen fehlte Mister Magoo (oder so ähnlich) offenbar ganz offensichtlich.
In der Lagerhalle von Toyland trennen sich die beiden Verbrecher. Die auf Rache und Gerechtigkeit sinnende Judith nimmt natürlich die Jagd auf den Mörder ihres Liebsten auf (Matt darf auf der Straße liegen bleiben. Verstärkung wird weiterhin nicht gerufen. Und ein Kranken- bzw. Leichenwagen auch nicht. Wofür auch?). Der verletzte Hesse (das ist sein Name, nicht seine Herkunft) trifft derweil auf die titelgebenden Demonic Toys und segnet das Zeitliche. Um sich gegen die unerwarteten Angreifer zu verteidigen, müssen die Polizistin und der Mörder ihres Freundes nun zusammenhalten. Damit der Bodycount auch stimmt, gesellen sich der fette Wachmann Charneski (Pete Schrum), ein von ihm gerufener Lieferbote namens Mark (Bentley Mitchum), der dem Dicken sein Fetthühnchen bringen sollte, sowie die Ausreisserin (erkennbar an der strähnigen Perücke und dem Ruß im Gesicht) namens Anne (Ellen Dunning), die sich für die Nacht kein schlechteres Versteck hätte suchen können, dazu.
Man muss kein besonders guter Filmkenner sein, um zu erahnen, wer diese Nacht lebendig übersteht und wer über den Jordan geht. Das Killerspielzeug läuft natürlich auch nicht ohne Grund Amok. Ein Dämon, der immer wieder in der Form eines Kindes (Daniel Cerny) auftaucht, benötigt, um wiedergeboren zu werden, den Embryo einer Schwangerin, den er beseelen kann (welch ein Zufall aber auch). Die Toys dürfen für ihn derweil die Drecksarbeit erledigen.
Und genau hier kann der Film punkten, denn die Killerspielzeuge sind echt eine Wucht. Mit Namen wie Grizzly Teddy, Jack Attack und Mr. Static versehen, liefert die Low Budget Produktion hier enorm viel putzig-blutigen Einfallsreichtum. Mein Favorit ist aber ganz klar die besessene Baby Born Variante mit dem sympathischen Namen Baby Oopsy Daisy. Einfach zum Knuddeln, das Kleine mit den schwarzen Augen und dem bezaubernden Lächeln einer Schwiegermutter.
Wer auf der Suche nach technisch perfektem Horror à la Childs Play ist, der wird natürlich enttäuscht werden, denn wir sind hier nach wie vor im Hause Full Moon. Doch kann das Team um Charles Band hier seine volle Breitseite an Einfallsreichtum ausspielen und Trash-Horrorfans somit bestens unterhalten. Mit Tracey Scoggins konnte man zudem eine halbwegs bekannte und recht talentierte Hauptdarstellerin verpflichten, die man aus Serien wie Babylon 5, Crusade, sowie der Erfolgssoap Die Colbys und der dazugehörigen Hauptserie Der Denver Clan als Monica Colby kennt.
Die Veröffentlichung von Wicked Vision holt, wie schon bei den Vorgängern, qualitativ das Beste aus dem Billigstreifen, den einst Highlight Video in die Videotheken brachte, heraus. Das Bild (1,78:1) ist gestochen scharf und der Ton (Deutsch und Englisch in DTS HD 2.0 Stereo) ist klar und deutlich in beiden Sprachfassungen. Die Extras bieten ein rundum sorglos Paket. So bekommen wir den Film in der Kinofassung und dem Directors Cut, ein Interview mit Charles Band, die obligatorische Videozone Episode, diverse Trailer und einen Audiokommentar von Marco Erdmann. Für den Film liegen deutsche und englische Untertitel vor, das Bonusmaterial ist deutsch untertitelt. Wie auch bei den Vorgängern, gibt es ein Wendecover ohne Rahmen. Amen.
Trailer: