Seichte Familienkomödien funktionieren eigentlich immer. Das dachten sich auch die Macher hinter dem Film MADE IN AMERICA (1993), in dem Whoopi Goldberg und Ted Danson in bester Culture Clash-Manier aufeinander treffen und auch „Fresh Prince“ Will Smith seinen zweiten Kinoauftritt absolviert. Justbridge Entertainment hat der warmherzigen Klamotte nun eine neue Auswertung auf DVD und Blu-Ray als HD-Premiere spendiert. Dabei stellt sich aber die Frage, ob der Streifen auch heute noch überzeugen kann.
Originaltitel: Made in America
Drehbuch: Holly Goldberg Sloan
Regie: Richard Benjamin
Darsteller: Whoopie Goldberg, Ted Danson, Nia Long, Will Smith, Jennifer Tilly, Paul Rodriguez…
Artikel von Christopher Feldmann
Was ist eigentlich mit Whoopi Goldberg passiert? Die afroamerikanische Darstellerin und Komikerin gehörte in den 1990ern zu den großen Stars in Hollywood. Nach ihrem Durchbruch in Steven Spielbergs Drama DIE FARBE LILA (1985), für den sie sogar als beste Hauptdarstellerin für den Oscar nominiert wurde, legte die flotte New Yorkerin eine beachtliche Karriere hin, in der sich zahlreiche Hits wie JUMPIN‘ JACK FLASH (1986), GHOST – NACHRICHT VON SAM (1990), WER IST MR. CUTTY (1996) und die beiden SISTER ACT-Filme (1992/1993) finden lassen. Zudem gehörte sie nicht nur zum Sprecher-Ensemble von Disneys DER KÖNIG DER LÖWEN (1994) und trat mehrfach bei der Sci-Fi-Serie STAR TREK: THE NEXT GENERATION (1988-1993) auf. In den letzten 15 Jahren wurde es etwas rar um Goldberg, die in meiner Kindheit wirklich omnipräsent war. Ich habe das Gefühl, dass ich jeden ihrer Filme als Kind im Fernsehen gesehen habe, da kaum eine Woche verging, ohne dass auf irgendeinem Sender einer ihrer zahlreichen Hits gezeigt wurde. Richard Benjamins MADE IN AMERICA (1993) stammt aus der Goldbergs produktiver Zeit, in der sich ein Erfolg an den Nächsten reihte. Auch diese Komödie bewährte sich an den Kinokassen, was angesichts der effektiven Handlung auch Sinn ergibt. Auch ich konnte mich noch dunkel an den Film erinnern, muss aber zugestehen, dass das seichte Filmchen bei erneuter Sichtung ziemlich nachgelassen hat und man zwischen all den Klischees, die Gags teilweise mit der Lupe suchen muss.
Handlung:
Zora Matthews (Nia Long) entdeckt bei der Bestimmung ihrer Blutgruppe im Biologieunterricht, dass sich ihre Eigene nicht mit der ihres verstorbenen Vaters deckt. Als sie ihre Mutter Sarah (Whoopi Goldberg) darauf anspricht, gesteht diese ihr, dass Zora das Ergebnis einer Samenspende ist, die Sarah in Anspruch nahm, nachdem ihr Mann das Zeitliche gesegnet hat. Voller Ansporn macht sich Sarah auf die Suche nach ihrem biologischen Vater. Dieser entpuppt sich, entgegen ihrer Erwartungen, als weißer, prolliger Gebrauchtwagenhändler namens Hal (Ted Danson), der gerne Cowboyhüte trägt und in albernen Werbespots auftritt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, an denen Sarah nicht ganz unschuldig ist, beginnen die beiden Parteien doch noch sich langsam anzunähern.
MADE IM AMERICA schwingt die Culture Clash-Keule und stellt mit Whoopi Goldberg und Ted Danson zwei Charaktere gegenüber, die gar nicht unterschiedlicher sein könnten. Eigentlich der perfekte Stoff für einen spaßigen, wie auch warmherzigen Film, wenn das Drehbuch nicht so furchtbar klischeebeladen wäre. Die Story um ein Mädchen, das ihren leiblichen Vater kennenlernen möchte, ist gut gewählt, spielt aber über weite Strecken des Films keine große Rolle. Schon nach fünfzehn Minuten ist die gesamte Exposition durch und Zora steht bei Hal vor der Tür, der erstmal gar nicht glauben kann, dass er hier seine Tochter vor sich hat. Anstatt die Beziehung zu vertiefen, konzentriert sich der Film mehr darauf Hals Wandel zu zeigen, vom windigen, lauten straight White-Guy zum herzlichen Familienmenschen. Zora rückt immer mehr in den Hintergrund, stattdessen versucht MADE IN AMERICA Danson und Goldberg als Liebespaar zu etablieren, was leider so überhaupt nicht funktioniert, ist die Chemie der beiden doch kaum existent. Mal ehrlich, ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass der typische amerikanische Macho Hal Jackson Gefühle für Sarah Matthews hegt, die den ganzen Film in afrikanischen Vorhängen herumrennt und nur wenig Ausstrahlung vermittelt. Nichts gegen Whoopi Goldberg, aber sie war noch nie der Typ von Frau, der als Love Interest funktioniert hat.
Die Nummer mit dem Culture Clash läuft sich dann auch nach einem Drittel des Films sichtlich tot, was zur Folge hat, dass die Handlung lange Zeit einfach auf der Stelle tritt und gegen Ende einfach sang- und klanglos abgeschlossen wird, nachdem man noch schnell eine Wendung aus dem Hut gezaubert hat, die uns die Läuterung Hals nochmal verdeutlichen soll. MADE IN AMERICA ist einfach zu zahm, zu vorhersehbar und einfach nicht lustig genug. Statt sich ein bisschen auszutoben und die ethnischen Unterschiede auszukosten, hält sich der Film erstaunlicherweise arg zurück. Wenn man schon Klischees verwendet, kann man es auch richtig machen. Dass Sarah einen Laden für afrikanische Tradition und Kultur besitzt spielt kaum eine Rolle, sondern dient nur dazu, die Extreme aufzuzeigen. Immerhin fährt Hal einen dicken Jeep, trinkt gerne Bier, ist von sich selbst überzeugt und verkörpert so ziemlich jedes amerikanisches Klischee, dass man sich vorstellen kann. Das Drehbuch macht einfach nichts daraus.
Wirklich schade ist, dass MADE IN AMERICA zudem keine wirklichen Gags hat, die funktionieren. Immer wieder versucht der Film sich am Slapstick, der so gar nicht zünden will. Sei es der versuchte One-Night-Stand zwischen Sarah und Hal oder die Comic-Relief Figuren Stacy und Tea Cake, die einfach nur für etwas Fremdscham sorgen. Einzig die Elefanten-Verfolgungsjagd bringt etwas Schwung in die müde Chose. Solche Szenen hätte es gerne mehr geben dürfen, um zwischen all den bisslosen Dialogen etwas Tempo in den Film zu bringen. Der einzige Faktor, der für etwas Charme sorgt, ist die Besetzung. Egal, wie eindimensional die Figuren auch geschrieben sind, Whoopi Goldberg und Ted Danson sind beide gute Schauspieler und voll in ihrem Element. Und auch wenn die Chemie nicht wirklich vorhanden ist, machen zumindest jene Szenen Spaß, in denen sich die beiden auf unterhaltsame Weise anzicken. Nia Long bleibt bei diesen Schwergewichten zunehmend im Hintergrund, was eigentlich schade ist, hat sie doch eine schöne Ausstrahlung. Absolut furchtbar sind die Szenen mit Will Smith und Jennifer Tilly. Tilly spielt das blonde Dummchen, mit dem Ted Danson verkehrt und ist dabei so übertrieben dumm, dass es wirklich schmerzt. Die schrille Synchronstimme ist dabei auch nicht wirklich dienlich. Smith kaspert sich als „Fresh Prince“-Verschnitt durch seine Szenen, ist dabei aber weder lustig, noch trägt er irgendwie etwas zur Handlung bei. Seine Besetzung war wahrscheinlich reines Kalkül, denn wenn man seine Szenen herausschneiden würde, würde der Film genauso funktionieren.
Die Blu-Ray aus dem Hause Justbridge Entertainment präsentiert die Komödie als deutschsprachige HD-Premiere. Bild- und Tonqualität sind aller erste Sahne, doch Extras findet man leider keine.
Fazit:
Richard Benjamins MADE IN AMERICA (1993) ist eine typische 1990er Jahre-Komödie, die abseits ihrer beiden hochkarätigen Hauptdarsteller nicht viel zu bieten hat. Danson und Goldberg bringen etwas Charme in die müde Show, die sich lediglich bei typischen Klischees bedient, ihre eigene Prämisse zunehmend zurückstellt und es nicht fertig bringt, gelungene Gags zu bieten. Für Goldberg-Fans wahrscheinlich trotzdem eine Sichtung wert, für alle anderen vermutlich eher eine Enttäuschung.
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