Gleich zwei Premieren hatte Woody Allen mit diesem Film auf einmal. Verfilmt wurde hier sein erstes Kinodrehbuch, mit dem er auch gleich noch sein Debüt als Schauspieler feierte. Das weitere Ensemble besteht aus Peter Sellers, Peter O´Toole, Romy Schneider und Ursula Andress – was kann da noch schief gehen? Willkommen in den schrillen Swinging Sixtees. Ab sofort von STUDIO HAMBURG ENTERPRISES erstmals auf Blu-ray erschienen.

Originaltitel: What´s New Pussycat

Regie: Clive Donner

Darsteller: Peter Sellers, Peter O´Toole, Romy Schneider, Woody Allen, Ursula Andress

Artikel von Kai Kinnert

Michael James (Peter O´Toole), Herausgeber einer erfolgreichen Modezeitschrift, ist ständig von schönen Frauen umgeben, deren Charme er nicht widerstehen kann. Das verärgert natürlich die Fremdsprachenlehrerin Carole Werner (Romy Schneider), die Michael gerne zu einer Heirat überreden möchte. Der gestresste Publizist sucht vorübergehend aber vergebens Hilfe bei dem Psychiater Dr. Fritz Fassbender (Peter Sellers) und gerät dabei an Victor Shakapopulis (Woody Allen), der alle Situationen noch verschärft. Das Chaos ist perfekt, als Michael mit sämtlichen abgelegten Damen auf einem Schloss zusammentrifft.

So weit, so gut. Drehbuchautor Woody Allen legt hier schon mal den Grundstein für alles Weitere, das ihn später in seinen Filmen beschäftigen wird: Beziehung, Sex und Komik. Allerdings, und das sei an dieser Stelle schon erwähnt, ist die Lernkurve des klugen Witzes hier noch ganz am Anfang. Der Film ist ein echtes Kind seiner Zeit und hat Blessuren bekommen. Die erste Assoziation zu Was gibt´s Neues, Pussy? ist Casino Royale (1967), der ähnlich schrill gelagert ist und in dem ebenfalls Woody Allen, Peter Sellers und Ursula Andress mitspielen. Auch bei Casino Royale war Woody Allen am Drehbuch beteiligt. Ursula Andress war seit James Bond jagt Dr. No (1962) eine heiße Nummer und durfte das in dem vorliegenden Streifen noch untermauern.

Wenn man bedenkt, in welcher Zeit der Film gedreht worden ist, ist Frau Andress in Was gibt´s Neues, Pussy? bis heute zeitlos „hot“ inszeniert worden. Überhaupt gibt es viele, attraktive Frauen in dem Film, der voll vom Style seiner Zeit ist. Nicht Retro, so wie es heute jeder macht, sondern original. Was gibt´s Neues, Pussy? ist ein Schaufenster in die Sixtees, kombiniert mit dem bekannten Song von Tom Jones „What´s new Pussycat“.

Doch über weite Strecken ist und bleibt der Film ein alberner Dialog-Klamauk mit leichtem Overacting, der nur selten seinen Witz zünden kann. Peter Sellers ist nicht in Form, vielleicht sogar ratlos, und hat keine Gelegenheit, seinen Perfektionismus in der Darstellung zu entfalten. Romy Schneider ist zart und bemüht, fällt aber in dem Lustspiel kaum auf. Peter O´Toole hat da schon mehr Glück, denn seine Rolle parodiert sein Image und liefert ihm reichlich Gelegenheit den dusseligen Dandy herauszukehren, was gerade in Kombination mit Woody Allen dann auch tatsächlich mal zur Komik ruft. Und so hat Woody Allen, ein Schelm der Böses dabei denkt, den einzig gelungenen Part an diesem Streifen. Seine Darstellung ist der Beginn typischer Allen-Techniken in Text und Schauspiel und schafft es dann auch, den Zuschauer zum Schmunzeln zu bringen. So kommt es dann zwischen Allen und O´Toole zur besten Szene im Film, nämlich dann, wenn die Beiden sturzbetrunken in der Nacht unter das Fenster der Angebeteten von O´Toole taumeln und er Gedichte zum Fenster hinaufruft, die Allen ihm vorsagt. Diese Cyrano de Bergerac-Variante wird zur Komik gesteigert und so gesellen sich immer mehr Nachbarn an die Fenster, die sich über den Lärm im Hinterhof beschweren wollen. Hier funktioniert der Film gut, denn er verzichtet auf den Zeitgeist und greift tatsächliche auf eine szenische Idee mit erprobter Struktur zurück. Schon wird es lustig, zumindest lustiger als zuvor.

Aber auch das mündet wieder in Überfrachtungen und so strudelt sich der Film dem Ende entgegen, in dem alle noch mal Go-Kart fahren und Tom Jones seinen Song einspielt. Es gibt witzigeres aus den 1960ern als Was gibt´s Neues, Pussy? Vieles an dem Film will heute nicht mehr funktionieren, was auch an der Albernheit liegen mag, die dem Streifen aus allen Poren spritzt. Casino Royale von ´67 unterbietet das allerdings noch und somit ist Was gibt´s Neues, Pussy? im direkten Vergleich der bessere Film. Wer sich an echten Zeitgeist-Filmen der 1960er erfreuen kann, bekommt hier ein lupenreines Objekt damaliger Zuspitzungen. Woody-Allen-Fans können hier bedenkenlos eine Lücke in der Sammlung schließen, wenn auch mit Zugeständnissen. Alle anderen freuen sich auf Ursula Andress.

Das Bild der BD ist gut und schön in den Farben. Der Ton klingt gut. Als Extras gibt es den englischen und deutschen Trailer.

Trailer:

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