Mitte der Neunziger Jahre, als sich Sandra Bullock gerade mit Filmen wie SPEED und WÄHREND DU SCHLIEFST in die Herzen des Publikums gespielt hatte, wurde es den Zuschauern, passend zum deutschen Titel, hier wieder gestohlen. Kaum jemand wollte damals die romantische Krimikomödie mit MTV-Schnellsabbler Denis Leary und der sympathischen Schauspielerin sehen. Ob der Film zurecht ignoriert wurde und ob es sich hier um eine unentdeckte Perle handelt, kann man jetzt dank der Veröffentlichung aus dem Hause STUDIO HAMBURG ENTERPRISES austesten. Wir haben´s getan und präsentieren Euch hier unsere Meinung.

Originaltitel: Two If by Sea

Regie: Bill Bennett

Darsteller: Sandra Bullock, Denis Leary, Yaphet Kotto, Stephen Dillane

Artikel von Christian Jürs

Der gelernte Handwerker Francis O´Brien (Denis Leary), der am liebsten nur kurz Frank genannt wird, arbeitet des Öfteren als Gelegenheitsdieb, um die gemeinsame Haushaltskasse von ihm und seiner Freundin Roz (Sandra Bullock), einer Kassiererin, aufzubessern.

Sein aktueller Coup, den er mit seiner Freundin im Schlepptau vollzieht, entpuppt sich als ganz große Nummer. Er entwendet ein Gemälde des französischen Malers Matisse, welches auf einer kleinen Insel Neuenglands an den Käufer übergeben werden soll. Doch bis zur Übergabe sind es noch ein paar Tage und so nisten sich die beiden Langfinger in einem gegenwärtig unbewohnten Haus ein, um bis dahin eine schöne Zeit zu verbringen. Damit sie nicht weiter aufzufallen, gibt sich das Gaunerpaar als Freunde der Hausbesitzer, einem Pärchen der gehobenen Gesellschaft, aus. Doch damit gelangen die Probleme der beiden ans Tageslicht, denn Roz findet Gefallen am wohlhabenden Leben. Sie möchte unbedingt sesshaft werden und eine Familie gründen, während Frank am Leben als Krimineller hängt. So kommt, was kommen muss. Die beiden entzweien sich immer mehr und Roz beginnt einen Flirt mit dem in der Nachbarschaft wohnenden Even Marsh (Stephen Dillane). Doch Frank gibt seine Herzensdame nicht auf und bemüht sich redlich, wobei er in immer neue Fettnäpfchen tritt. Das Chaos wird noch größer, als Franks schmieriger Auftraggeber Beano (Wayne Robson) mit seinen Männern in dem kleinen Küstenstädtchen auftaucht. Denn der hat nichtsahnend den F.B.I. Agenten O´Malley (Yaphet Kotto) im Schlepptau…

Mitte der Neunziger versuchte Stand-Up Comedian Denis Leary (No Cure for Cancer) im Filmgeschäft voll durchzustarten. Beflügeltvon den positiven Reaktionen auf seine erste Hauptrolle in No Panic – Gute Geiseln sind selten an der Seite Kevin Spaceys schrieb er sich mit dem Drehbuch zu Two if by sea die Hauptrolle des sympathischen Diebes persönlich auf den Leib. Als weiblichen Co-Star konnte er die ihm, durch die Dreharbeiten zu Demolition Man, bekannte Sandra Bullock gewinnen. Diese war gerade auf dem Weg zum weiblichen Hollywood-Olymp. Doch es half alles nichts. Mit gerade einmal 10 Mio Dollar Einspiel an der US-Kinokasse ging der Film trotz ihrer Starpower gewaltig baden.

Leider zu Recht, wie ich nach der erneuten Sichtung (die Erste fand damals noch zu VHS-Zeiten statt) feststellen musste, denn außer der gut funktionierenden Chemie der beiden Hauptdarsteller hat der Film wenig zu bieten. Die Gags, sofern vorhanden, zünden nur sehr selten und sind meistens plump. Spannend ist die Geschichte auch nicht wirklich, denn schon früh wird offensichtlich, wer der Bösewicht ist, der hinter allem steckt und das ermittelnde F.B.I. geht auch wenig glaubwürdig seiner Arbeit nach (von den depperten Kleinstadtbullen will ich gar nicht erst anfangen). Und dann ist da dieser Junge, der alles mit seiner Kamera festhält und sogar das F.B.I. bei seinen Ermittlungen, Verhaftungen und Hausdurchsuchungen filmen darf, ohne dass irgendjemand sich daran stört oder Einspruch erhebt. In Zeiten, wo Eltern ihre Kinder nicht einmal mehr bei der Einschulung filmen dürfen wäre sowas undenkbar.

Nein, so recht zünden mag Gestohlene Herzen leider nicht, auch wenn man es den beiden Hauptdarstellern so sehr gönnen würde. Wenn aber Schmalspurganove Beano mit seinen Gesellen die Bühne betritt, dann verfliegt auch das letzte Mitleid mit den Figuren, denn diese Knallchargen sind reines Comic Relief und dabei so albern wie die Antagonisten eines späten Police Academy Sequels. Wirklich furchtbar.

Ganz im Gegenteil dazu kommt die Scheibe von Studio Hamburg Enterprises daher. Bild (1,85:1) und Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 5.1) sind hervorragend und verraten das Alter des Filmes nicht. Als Bonus gibt es diverse Trailer.

Als Fazit kann man leider nicht behaupten, dass dieser Film zu Unrecht in Vergessenheit geriet. Eher im Gegenteil. Trotzdem kann man den Film Sandra Bullock Fans natürlich ans Herz legen. Die dürfen ihren Star sogar in drei Haarfarben gleichzeitig bestaunen. Und das ist doch auch was.

Trailer:

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