Der Mekong zählt mit ca. 4500km zu den zwölf längsten Flüssen der Erde, verbindet China mit Südostasien und durchquert dabei sechs Länder. Hinter der Grenze Chinas verbindet der Fluss Vietnam, Burma und Thailand zum berühmten Goldenen Dreieck, einer Hölle aus Drogenküchen und schwer bewaffneten Kartellen, in dem auch schon die Jungs von TROPIC THUNDER (2008) gestrandet sind. Doch jetzt verirren sich nicht verwirrte Schauspieler im Dschungel, sondern die Chinesen schicken eine Spezialeinheit ins Goldene Dreieck, um mit einer Guerilla-Operation den Kartellen zu zeigen, dass mit China in Sachen Drogen nicht zu spaßen ist. Das klingt nach einem Film von Dante Lam und es ist auch ein Film von Dante Lam, frisch erschienen bei KOCH FILMS.
Originaltitel: Mei Gong he xing dong
Regie: Dante Lam
Darsteller: Eddie Peng, Hanyu Zhang, Baoguo Chen, Ken Lo
Artikel von Kai Kinnert
Auf dem Mekong werden die Leichen chinesischer Schiffsbesatzungen aufgefunden. Hatten sie mit der Drogenproduktion im Goldenen Dreieck von Laos, Myanmar und Thailand zu schaffen? Zur Aufklärung der Todesfälle wird eine Spezialeinheit unter der Führung des erfahrenen Gang Gao in das Gebiet entsandt. Die Spuren führen die Ermittler geradewegs zu Drogenbaron Naw Khar, der sein Hoheitsgebiet mit Terror und Gewalt sichert und dabei keine Gefangenen macht. Seine tief im Dschungel gelegene und schwer gesicherte Rauschgift-Homebase scheint uneinnehmbar – doch genau das wollen Gang Gao und sein Team ändern.
Dante Lam scheint die erste Adresse für staatlich gefördertes Actionkino in China zu sein. Nach dem Erfolg von OPERATION MEKONG durfte er, mit noch mehr Geld, OPERATION RED SEA (2018) drehen, wo eine Spezialeinheit alle Register des andauernden Actiongefechtes ziehen durfte und sich am Ende in einer Panzerschlacht wiederfand. Die Macht des Staates im eskapistischen Overkill geleckter Waffeninszenierungen, fast perfekt verschraubt zur HongKong-Actionfilm-Maschine mit hohem Unterhaltungswert – wenn man Freund des modernen asiatischen Actionkinos ist. OPERATION MEKONG ist der zweite Film einer indirekten „Operation“-Reihe, die Dante Lam mit seinem ersten Film G4 – OPERATION ZERO (1997) begann.
Der Streifen beginnt mit einer Fährfahrt auf dem Mekong, die in einen Überfall durch Piraten endet und so die Chinesen auf den Plan ruft, denn es wurden zwei chinesische Frachter überfallen. Das ist natürlich eine Sache für das chinesischen Innenministerium, das in großen Gebäuden untergebracht ist und wo alle Uniform tragen. Gedreht an Originalschauplätzen, erfüllt Dante Lam alle Auflagen der Filmförderung und macht in der folgenden Besprechung klar, dass der Staat niemals Schaden an seiner Bevölkerung zulässt und so den Drogenschmugglern den Kampf ansagt und nach dem Mord an dreizehn, aus dem Mekong gefischten, toten Seeleuten eine Spezialeinheit im Goldenen Dreieck aktiviert. Nachdem die übergeordneten Eckdaten das heimische Publikum in Sicherheit wiegen, schwenkt der Streifen zum Einsatz der Spezialeinheit über, die, anfangs noch undercover als verdeckte Kämpfer, und später als Militäreinheit, den „Big Boss“ das Goldenen Dreiecks lebend nach China bringen sollen.
Während des Einsatzes wird klar, dass eine thailändische Spezialeinheit hinter der Sache steckt – denn kooperiert mit dem Big Boss und tätigte die Morde aus taktischen Gründen. Wie dem auch sei, den Vorfall hat es wirklich gegeben. Bekannt als das „Mekong River Massacre“ wurden im Oktober 2011 tatsächlich 13 Seeleute tot aus dem Fluss gezogen und es gab dann auch eines Einsatz, bei dem vier Drahtzieher geschnappt und nach China überführt worden sind, wo man sie später hinrichtete. Wie der Einsatz allerdings ablief, darüber gibt es keine Informationen. Diese Lücke nutzt Dante Lam für sein Actiongetümmel, dass sich langsam steigert und in einem harten Finale mündet.
Doch bevor wir zum Wesentlichen kommen, nämlich der Qualität der Actionszenen, sind noch andere Umstände im Film zu betrachten, die nicht ganz unwichtig sind. Da ist auf der einen Seite der Look des Streifens. Groß gefilmt, teilweise etwas prollig, erstrahlt alles in glasklaren Farben und wirkt sehr kommerziell. Nach Aussage Dante Lams war das auch so gewollt und es ist ihm auch gelungen. Ohne große Bildsprache jenseits von 100mm Brennweite, dafür viel ab 35mm abwärts, stampft der Schnitt wie ein schnurrender Motor die Einstellungen zusammen und findet recht gut den Takt, um fehlende Brennweiten und Tiefenschärfe vergessen zu machen. Bunt und breit ist das Bild, im Grunde gefällig. Die Naturaufnahmen sind ein dankbares Motiv für diese Art der Inszenierung und so erstrahlt Thailands Dschungel prächtig und grün, der Fluss schlängelt sich durch eine atemberaubende Landschaft, die in dem Film überraschend gut zur Geltung kommt.
Der Film wurde an Originalschauplätzen gedreht und leistet sich so schöne Actionsets, die mal in der Stadt, auf dem Fluss, in einem beeindruckendem Höhlensystem oder im Finale, wo das Camp im Dschungel gestürmt wird. OPERATION MEKONG punktet definitiv durch sein Setting, dass viel Atmosphäre beisteuert. Der Cast geht in Ordnung, Eddie Peng und Hanyu Zhang machen ihre Sache ganz gut, was auch mit an der gelungenen Synchronisation durch Koch Films liegt. Die Story selber neigt Anfangs dazu, etwas unübersichtlich und dialoglastig eine Spannung aufzubauen, was dem Streifen das Tempo raus nimmt. Damit nicht nur Geballert wird, gibt es auch Handlung und hier zerfranst es sich in etwas verwirrenden Unnötigkeiten, denn OPERATION MEKONG soll nicht nur ein reiner Actionfilm sein und so wird hier und da konspirativ geredet, telefoniert und ermittelt. Letztendlich ist das alles dramaturgische Augenwischerei, denn OPERATION MEKONG hat, ähnlich wie der folgende OPERATION RED SEA, eine Handlung die auf einen halben Bierdeckel passt: Geht rein, tötet alle und holt XY raus.
Doch der geneigte Actionfreund weiß, dass man bei vielen HongKong-Regisseuren ein Auge zudrücken muss, wenn es an die Inszenierung von Handlung geht und so übersieht man wohlwollend die Schwächen im Drehbuch. Denn wenn es zur Sache geht, lässt es Mr. Lam durchaus krachen. Anfangs noch zu Fuß und im Auto, später auf dem Fluß und dann im Dschungel, zelebriert Dante Lam alle Level der Actionunterhaltung. Die eine oder andere Nummer ist etwas angestrengt over the top, wie zB die Verfolgung mit den alten Thai-Karren, die, obwohl die Kisten nur 80 PS haben, in detailliert geschnittene Zeitlupensprünge, Drehungen und Dachgerutsche ausgewalzt worden sind, als wäre man bei FAST AND FURIOUS. Die Autos in Thailand sind einfach scheiße, aber man kann eben nicht immer die neuesten Audis crashen, blitzend polierte Mazdas von 1980 müssen es auch mal machen. In den Fights Mann gegen Mann und im ShootOut geht es dann hart zur Sache und so manche Einstellung liefert einen rabiaten Stunt und Treffer ab. Es wird blutig.
OPERATION MEKONG hat die gleiche Actionstruktur wie OPERATION RED SEA, nur anders getaktet. Während in RED SEA die Actionlawine nach 25 Minuten beginnt und sich die Truppe aus der Stadt zurück an die Küste fräst und dabei so ziemlich alle Waffengattungen bedient, braucht MEKONG gut 90 Minuten, bis sich die Spezialeinheit mit aller Härte in das Dschungelcamp der Bösen hämmert, um die Zielpersonen in einem über 30minütigen Finale nach China zu bringen. Dabei gibt es alles, was das Herz begehrt. Inklusive verkokste Kindersoldaten, die russisch Roulette spielen – was auch mal schiefgeht. Die Action vor dem Finale ist gut gemacht, doch ihr fehlt ein bisschen die Daumenschraube, die erst am Schluss zur Anwendung kommen sollte. Da wird man plötzlich hellwach, denn das sieht alles gut aus und lässt einen Chuck Norris ob des Budgets und der Größe der Sets auch heute noch blass werden. So ist das Finale von MEKONG dann auch eine spannende und gut gemachte Fingerübung für RED SEA im Rambo-Setting. Es spritzt, kracht und zerfetzt mit recht hohem Bodycount. Don´t fuck with the motherfuckers, könnte man auch sagen.
OPERATION MEKONG ist solides, gutes Actionkino aus Asien, dass nur wenig Gefangene macht. Die Nummer beginnt etwas ruhiger und dialoglastiger, findet jedoch in der tollen Landschaft Thailands, einigen kürzeren Actionsets und seinem, in sich stimmigen, brachialen Finale sehenswerte Höhepunkte, die den Freund des Actionkinos zufrieden stellen werden. Wer OPERATION RED SEA schon gut fand, sollte hier unbedingt zuschlagen, denn Dante Lam liefert mit diesem Film auf ähnlichem Level ab. Fans asiatischer Actionkost bekommen mit OPERATION MEKONG eine anständige Portion Bullets and Blood auf den Teller.
Das Bild der BD ist satt und klar, der Dschungel Thailands ist eine Pracht in Grün. Der Ton ist gut. Als Extras gibt es Trailer und Featurettes zu verschiedenen Aspekten der Produktion.
Trailer: