Die Zombie Chroniken gehen in die dritte Runde, und schließen damit die klassische Zombie-Trilogie aus dem Hause Romero ab. Sein größtes und dunkelstes Werk sollte es werden, ein krönender Abschluss. Doch Defizite beim Budget und in der Produktion sorgten dafür, dass Romero eine „Light-Version“ vom „Tag der Toten“ umsetzen musste. Immer noch gelungen, jedoch mit Abzügen in der B-Note… auch wenn ich diesen Film als meinen Favoriten der Trilogie sehe!
Artikel von Victor Grytzka
Bildmaterial (c) Pulp Video Italia
Ich verbinde tatsächlich schöne Erinnerungen mit „Day of the Dead“. Den hatte ich – sofern mich meine nostalgischen Gedanken nicht täuschen – sogar noch vor „Dawn of the Dead“ gesehen. Das VHS-Tape aus dem Hause „Astro“ war es, ein Exemplar der damals sehr beliebten Gattung der „Blaurücken“, die man heute nur noch selten in der freien Wildbahn (An- und Verkauf, Trödel-Läden etc.) sieht. Für damalige Verhältnisse eine wirklich tolle Fassung mit recht sauberem Bild. Allerdings brummte der deutsche Ton (in Mono) ordentlich vor sich hin. Ein Umstand, der sich bis zu den ersten „ordentlichen“ DVD-Veröffentlichungen (Astro, XT-Video) hinzog. Mittlerweile besitze ich den Film natürlich in einer wunderbaren HD-Abtastung aus dem Hause „Pulp Video“ – ein italienisches Label. Diese basiert auf der US-Abtastung, und stellt mich mehr als nur zufrieden. Leute, denen einen deutsche Synchro wichtig ist, finden allerdings auch schöne HD-Silberlinge im (österreichischen) Handel.
Apropos Handel – auf einen Kuh-Handel musste sich Romero bei der Produktion dieses Filmes einlassen. Das Ursprüngliche Drehbuch zu „Day of the Dead“ sollte noch düsterer, beängstigender und böser daherkommen, als es die finale Fassung tut. Dass dies nicht so geschehen ist, das hat er den Investoren und deren Einstellung zu verdanken. Zu brutal schien ihnen der Film, und so sollte Romero auf zu explizite Gewalt verzichten, um für eine Kinoauswertung ein lukratives R-Rating zu erreichen. Dies tat Meister George jedoch nicht, und so gingen ihm rund 50% des ursprünglichen Budgets von 7 Millionen Dollar flöten. Im Umkehrschluss war er gezwungen sein ursprüngliches Skript zu überarbeiten, und den Film insgesamt einfacher zu stricken.
Und sie laufen immer noch…
Wie diese Ur-Fassung aussieht? Das könnt ihr HIER nachlesen. Doch wir müssen nun mal mit dem Film leben, so wie er dann am Ende geworden ist. Ist das nun schlecht? Aber nein, ganz und gar nicht. In „Day of the Dead“ ging die Grundstimmung wieder mehr in eine trostlose und bedrohliche Ecke. Den Humor aus „Dawn“ vermisst man hier komplett. Allerdings ist dies sehr passend zum gewählten Szenario. Eine finsterer Untergrundkomplex der Armee, in dem sich Zivilisten, Wissenschaftler und Militär verschanzt haben, um in aller Ruhe ein wirksames Mittel gegen die Zombie-Invasion zu ertüfteln. Da ist sie wieder, die Isolation. Und auch unangenehme Spannungen im Umgang miteinander sind wieder zu spüren. Ähnlich wie bei „Night of the Living Dead“. Doch ist es hier – wie sollte es auch anders sein – mal wieder geschickt mit der romero’schen Kritik versehen. Wir stellen uns das Szenario einfach mal vor.
Mitte der 1980er, der kalte Krieg tobt und brodelt so richtig. Mächtige Militärs liefen sich einen ekelhaften Schwanzvergleich, bei dem niemand dem Gegenüber über den Weg trauen mag, und keiner so recht weiß wer denn nun „auf den Knopf drückt“. Eine tickende Zeitbombe. Was man allerdings nicht weiß, ist ob der Zünder überhaupt scharf gestellt ist. Unangenehm. Ebenso unangenehm ist daher auch die Situation im Bunker, dem Schauplatz von „Day of the Dead“. Während die Soldaten, angeführt von Captain Rhodes (Joseph Pilato) den Einsatz scharfer Munition befürworten, sind die Wissenschaftler und Zivilisten eher an der Lösung eines Problemes, und nicht am Kampf interessiert. Besonderer Hass schlägt dabei Sarah (Lori Cardille) und Dr. Logan (Richard Liberty) entgegen, der von Rhodes und seinen Mannen gerne mal als „Frankenstein“ bezeichnet wird. Und so ganz weit hergeholt ist das nicht. Er lässt sich regelmäßig Zombies bringen, um an ihnen zu forschen. Während Sarah daran interessiert ist die „Krankheit“ hinter den Zombie-Horden zu erforschen, will Logan das Problem anders angehen. Er möchte die Untoten „erziehen“und sie so dazu fähig machen gemeinsam mit den Menschen zu leben. Sein Vorzeigeobjekt ist dabei „Bub“, ein ehemaliger Soldat. Er scheint Logan zu gehorchen und wirkt relativ friedlich. Doch der Preis für diesen Frieden ist hinter einem abscheulichen Geheimnis verborgen. Eine Eskalation wirkt daher unvermeidlich, denn natürlich stoßen die anderen Bewohner der Anlage irgendwann auf das Geheimnis, und ab dem Moment bricht nicht nur Bub aus, sondern auch die Hölle los.
Killin‘ Zombies – Schmoking Weeed…
Der Plot ist zwar ambitioniert, dennoch ist er leider ein wenig zu „platt“. Das Endergebnis, das uns Romero hier liefert. hat eher den Charakter eines Action-Filmes, und kratzt die kritischen Aspekte – die Romero wohl zu großen Teilen im Ur-Skript hatte – nur recht oberflächlich an. Zwar bietet der Film ein paar interessante Charaktere, die jedoch zu blass bleiben. Eine wirkliche Identifikationsfigur, so wie in „Dawn“, ist hier schwer zu finden. Dazu gibt es zu viel Schwarz-Weiss Malerei. Militär böse – Zivilisten gut. Wobei ich sagen muss, dass mir Rhodes noch der sympathischste und rationalste Kerl aus dem Haufen ist. Hätte er sein Ding durchgezogen, den „Insassen“ wäre viel Ärger erspart geblieben. „Frankenstein“ ist ein herrlich überzeichnetes Gimmick, Bub ist ein netter Aufhänger für die Story, mehr aber auch nicht. Die restlichen Protagonisten sind entweder Moralapostel (Sarah) oder einfach nur schrullig. Weder Fisch, noch Fleisch.
Freunde gepflegter Gore-Matscherei werden wieder mal sehr gut bedient. Die schönen Effekt-Spielereien von Savini treiben es hier manchmal wirklich auf die Spitze. Ich bin immer wieder leicht angeekelt – da will Herr Zombie einfach mal gemütlich aufstehen, und RUMMS, da fällt ihm das Gekröse aus dem Brust-Xylophon. Immer wieder schön.
Bub-Ba-Dee-Bub-Bub
Halt! Stopp! (RTL II-Pun intended). So viel Kritik, und dann ist „Day“ mein Favorit? Ja, das ist mir kürzlich beim Re-Watch bewusst geworden. Warum? Der Film bietet keine längen, eine finstere Atmosphäre und ist einfach ehrlich-schmutzig. Ein dreckiger Zombie-Actioner. Gefällt mir sehr gut. Man muss seinen Kopf nicht anstrengen und kann sich einfach zurücklehnen und die Show genießen.
Wir lesen uns wieder. In der nächsten Ausgabe der „Zombie Chroniken“ reisen wir gen Italien (wer hier lacht, kriegt eine geschmiert) um uns die Auswüchse des Herrn Fulci etwas näher anzusehen. Bis dahin…
Trailer: