Zehn Jahre nach HORROR OF DRACULA trat Christopher Lee hier zum dritten Mal in seiner Kultrolle des Grafen Dracula auf. Im gleichen Jahr, in dem George Romero die lebenden Toten auf die Zuschauer losließ, setzte man im Hause HAMMER STUDIOS weiterhin auf eine klassische Erzählweise und schuf einen stimmungsvollen Gruselfilm, der langsam beginnt und in einem tollen Finale mündet. STUDIO HAMBURG ENTERPRISES veröffentlichte just eine günstige Alternative zu den bisherigen Veröffentlichungen. Wir haben diese auf Herz und Nieren geprüft.

Originaltitel: Dracula has risen from the Grave

Regie: Freddie Francis

Darsteller: Christopher Lee, Veronica Carlson, Rupert Davies, Barry Andrews, Barbara Ewing

Artikel von Christian Jürs

Das Dracula – Franchise entpuppte sich als solide Geldeinnahme für das Traditionshaus Hammer Films. Insbesondere, wenn Kultmime Christopher Lee in der Rolle des diabolischen Grafen auftrat, klingelten die Kassen. Doch der Star, der beim ersten Sequel Dracula und seine Bräute durch Abwesenheit glänzte, da er nicht auf die Horrorfigur festgelegt werden wollte, tat sich weiterhin schwer mit seiner Rolle. Während er im Vorgänger Blut für Dracula stumm agierte, da ihm angeblich die Dialoge nicht schmeckten, durfte er hier zwar wieder auch verbal Schrecken verbreiten, ein gutes Haar ließ er aber auch an seinem dritten Auftritt als Blutsaugerkönig nicht. Unverständlich eigentlich, geriet doch dieser Einsatz zu seinem, in meinen Augen, besten Auftritt innerhalb der Serie. Aber der Reihe nach. Widmen wir uns zunächst dem Inhalt.

Der Film startet mit einer parallel zum Vorgänger spielenden Szene. In dieser findet ein gutgelaunter, junger Messdiener (Norman Bacon) eines kleinen, transsylvanischen Dorfes beim Kircheputzen den Leichnam einer jungen Frau, die Kopfüber im Glockenturm mit zwei verräterischen Einstichen im Hals aufgehängt wurde. Dieses Ereignis verdirbt dem Jüngling dermaßen die Laune, dass er fortan seine Stimme verliert.

Es folgen die Credits mit knallig blau-rotem Hintergrund (was auf die später folgende, ungewöhnliche Ausleuchtung in den Szenen mit dem Blutsaugergrafen bereits hinweist) und der wunderbaren Musik von James Bernard. Die weitere Handlung findet nun ein Jahr später, genauer gesagt im Jahre 1906 statt. Die Gefahr vor dem nachts umherschleichenden Blutgrafen ist gebannt, da dieser im Finale des Vorgängerfilmes im Burggraben ersoffen ist und unter dauerhaftem (!!!) Eis eingefroren sein Dasein fristet. Doch dabei soll es natürlich nicht bleiben.

Unter den Dorfbewohnern grassieren immer noch Angst und Aberglaube. Auch der Priester und sein nun stummer Messdiener leben in ständiger Angst vor dem Grafen. Eines Tages trifft der Bischof Monsignore Ernst Müller (Rupert Davies) bei Ihnen aufund bittet den Priester, ihn zum Schloss des Grafen zu begleiten. Dort wolle er dem Spuk ein für allemal ein Ende bereiten. Nach anfänglichem Zögern begleitet ihn der Priester, bricht jedoch kurz vor dem Ziel ängstlich zusammen, nicht unweit von der Stelle, an der Graf Dracula in seinem eisigen Grab verweilt. Der Bischof lässt sich davon nicht abhalten, sein Werk zu vollenden. Er segnet das Heim Draculas und versiegelt es mit einem großen, goldenen Kreuz.

Die bösen Mächte bleiben derweil nicht untätig und beschwören Blitz und Donner herauf. Verängstigt durch diese Naturgewalt, stürzt der tüffelige Priester direkt auf die Eisfläche, in der der Graf begraben liegt. Praktischerweise sogar direkt neben ihn. Und als ob das nicht reicht, platzt das Eis natürlich auch direkt über dem Kopf des Blutsaugers auf, sodass das Blut aus der durch den Sturz entstandenen Kopfwunde des Priesters, direkt in den Mund des Grafen fließen kann, was diesem neue Lebensenergie einhaucht.

Mit Hilfe des Priesters, den er zu seinem persönlichen Renfield macht, startet Dracula nun einen Rachefeldzug gegen Bischof Müller, der ihm die Behausung nahm. Ziel seiner Rache ist die junge, hübsche und natürlich brave Nichte Maria (Veronica Carlson), an der er seinen Blutdurst stillen will. Doch ihr Freund Paul (Barry Andrews), der zum Ärger des Bischofs als Glaubensrichtung Atheismus gewählt hat, gibt seine liebreizende Freundin nicht auf…

Eigentlich sollte Terence Fisher, wie schon bei den Vorgängerfilmen, die Regie übernehmen, doch die Folgen eines Verkehrsunfalls zwangen ihn zu einer Auszeit. Für ihn übernahm Kameramann Freddie Francis, der unter anderem mit der Regie zu Die Todeskarten des Dr. Schreck  bereits Genreerfahrungen sammeln konnte. Eine gute Wahl, wie sich herausstellen sollte, denn Francis Auge für atmosphärische Bilder wurden ein echter Pluspunkt in diesem vierten Beitrag der Vampirreihe. So gab er den Aufnahmen, die im Bannbereich des Grafen spielen, einen gelb-roten Farbfilter am linken und rechten Bildrand. Je stärker Draculas Einfluss, desto mehr versank das Bild im Rot. Eine hübsche Idee. Noch hübscher ist allerdings die Dächerkulisse, über die Maria häufig zur Behausung ihres Liebsten Paul huscht. Dieser wohnt über einer Backstube / Wirtshaus, welches dem sympathischen Max gehört, der von Hammer Films Urgestein Michael Ripper dargestellt wird, der auch innerhalb der Reihe in immer wieder anderen Rollen auftauchen sollte.

In dieser Kneipe arbeitet auch Anna (Marion Mathie), die als brünette Wirtin den weit weniger braven Gegenpart zur immer hoch verschlossenen Maria darstellt. Sie dient selbstverständlich als weibliches Opfer, denn was wäre ein klassischer Vampirfilm ohne adrette Dame, die sich lustvoll stöhnend in den Hals beißen lässt? Gegen Ende, wenn auch Maria in den Bann des Grafen gerät, lockert sich auch ihr Dekolletee, dass ist doch Ehrensache. Jedoch immer im jugendfreien Rahmen. Deutlich mehr Sex gab´s erst in der sogenannten Karnstein-Trilogie.

Temporeich und mit einem fantastischen Finale, welches wieder wesentlich graphischer als noch im Vorgänger Blut für Dracula vonstatten geht, kann ich den Film Genrefans, die auf klassischen Grusel stehen, wärmstens empfehlen, doch dass wissen die ja längst und fragen sich sicher eher, was denn nun die Neuveröffentlichung von Studio Hamburg Enterprises taugt.

Eine ganze Menge, handelt es sich doch um eine leicht entschlackte Variante der mittlerweile im Preis ordentlich gestiegenen Scheibe aus dem Hause Anolis. Aus deren Bonusmaterial sind zwar nur wenige Dinge, wie der Trailer und eine Bildergalerie übernommen worden, der geniale Audiokommentar von Dr. Rolf Giesen und Uwe Sommerlad ist allerdings auch enthalten. Bild (1,77:1) und Ton (Englisch und Deutsch in DTS-HD 2.0) sind identisch gut. Dies bedeutet leider aber auch, dass sowohl bei dieser, als auch bei den vorherigen Scheiben aus dem Hause Anolis, der deutsche Ton hier und da nicht so ganz lippensynchron daher kommt. Ist aber wirklich nur minimal und damit eigentlich verschmerzbar.

Insgesamt eine empfehlenswerte, kostengünstige Neuauflage.

Trailer:

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