Wie schmeckt eigentlich das Blut von Dracula? – Keine Ahnung, vielleicht nach Amarena Kirsch. Woher sollen wir das wissen? Was wir aber wissen ist, dass es nach dem Erfolg des kürzlich bei uns besprochenen Reißers DRAULAS RÜCKKEHR nur eine Frage der Zeit war, bis der untote Blutsauger wieder aus seinem Grab auferstehen sollte. Zwei Jahre sollte es dauern, dann ließ man den TV-Serien erprobten Regisseur Peter Sasdy die erneute Rückkehr des Grafen inszenieren. Wir haben mal ein Gläschen von der Wiederveröffentlichung aus dem Hause STUDIO HAMBURG ENTERPRISES probiert und berichten Euch, ob es ein Lecker-Schmecker war oder ob wir eine Magenverstimmung bekommen haben von der erneuten Auferstehung des Grafen.
Originaltitel: Taste the Blood of Dracula
Alternativtitel: Das Blut von Dracula
Regie: Peter Sasdy
Darsteller: Christopher Lee, Geoffrey Keen, Gwen Watford, Linda Hayden, Ralph Bates
Artikel von Christian Jürs
Wir erinnern uns: Im Finale von Draculas Rückkehr stolperte unser Titelheld gar unglücklich und fiel ganz böse auf ein großes, goldenes Kreuz, welches ihn durchbohrte. Alles was blieb, war blutiger Matsch.
Kurz zuvor, ganz in der Nähe, wird ein aufdringlicher Im- und Exporthändler (Roy Kinnear) mitten im Wald von einem offensichtlich Geisteskranken (Overacting inklusive) aus einer fahrenden Kutsche geworfen. Die Mitinsassen machen das einzig Richtige. Anstatt den Kutscher zu veranlassen, den Wagen zu stoppen um nachzuschauen, ob dem Ärmsten nichts passert ist und ihn wieder einsteigen zu lassen, nachdem man den Verantwortlichen für diese Tat gefesselt aufs Dach geschnallt hat, werfen die Mitreisenden dem unfreiwillig Ausgestiegenen lediglich die Koffer hinterher. Nett.
Nach ein wenig umherirren kommt der Kaufmann schließlich, auch wenn der flache Wald in dem er sich befindet so gar keine Ähnlichkeit mit der Gegend besitzt, in der Graf Dracula in die Tiefe stürzt, zum passenden Moment am Ort des Geschehens an. Geschäftstüchtig, wie er nunmal ist, sackt er sogleich die übrig gebliebenen Utensilien, sowie das Restblut des Grafen in einem Reagenzröhrchen ein.
Nach dem Vorspann lernen wir dann den Bösewicht von Wie schmeckt das Blut von Dracula kennen. Dabei handelt es sich mitnichten um den Grafen, sondern um den in die Jahre gekommenen, englischen Gentleman William Hargood, den Geoffrey Keen, den man als Verteidigungsminister aus diversen, älteren James Bond Filmen kennt, darstellt. Hier ist er ein echter Kotzbrocken, der wie ein Patriach über seine Frau (Gwen Watford) und seine liebreizende Tochter Alice (Linda Hayden) herrscht. Besonders Letztere muss leiden, da ihm ihre aufkeimende Liebe zu Paul Paxton (Anthony Higgins), einem jungen Mann aus der Nachbarschaft, ein gewaltiger Dorn im Auge ist. Unter dem Deckmäntelchen, dass sich so etwas in einem gottesfürchtigen Haus nicht ziemt, verbietet er ihr jeglichen Kontakt.
Doch stille Wasser sind tief und so hat der alte Hargood ein düsteres Geheimnis. Einmal im Monat, wenn er sich mit seinen Freunden Paxton (PEter Sallis) und Secker (John Carson) trifft, verbringen diese ihre Zeit in einem Hinterzimmerbordell, wo sie ihren perversen Trieben nachkommen.
Doch diesmal treffen die Altherren auf den eigenwilligen Lord Courtley (Ralph Bates), der sie dazu überredet, einem ganz besonderem Ritual beizuwohnen. Er möchte nämlich das Blut des Grafen bei eingangs vorgestelltem Händler erstehen, damit er und die drei alten Säcke fortan dessen Unsterblichkeit erlangen. Passenderweise möchte er den Blutsauger gleich miterwecken.
Zunächst klingt dies für Hargood und seine Freunde nach einem guten Plan, doch während der Zeremonie in einer entweihten Kirche, bei der sich Courtley einen kräftigen Schluck des Graf Dracula Weines Jahrgang 1906 genehmigt, werden die Alten panisch und erschlagen den Lord, was die drei Herren nochmal so richtig sympathisch wirken lässt (Ironiemodus: Aus). Das Ritual war trotzdem erfolgreich und so erwacht Graf Dracula zu neuem Leben. Sein Ziel: Die Mörder seines Dieners büßen lassen. Diese Rache führt er über deren Kinder aus, auch damit er noch in den ein- oder anderen Frauenhals beißen darf…
Regisseur Peter Sasdy betritt hier ein letztes Mal die Pfade des klassisch-gothischen Vampirfilms, ehe sich Hammer Films entweder mit mehr Blut (Dracula – Nächte des Entsetzens), moderneren Settings (Dracula jagt Minimädchen) oder gar Kung-Fu (Die sieben goldenen Vampire) die Gunst des jungen Publikums erschleichen wollte. Sasdy selbst wählte später mit Gruft der Vampire die Variante „mehr Sex“, die mir am ehesten gefiel. Bereits hier konnte man beobachten, dass die Dekolletés tiefer wurden und die Damen beim sinnlichen „Kuss“ des Grafen noch seeliger stöhnten. Trotzdem wurden hier noch Sitte und Anstand bewahrt, ganz so, wie es William Hargood gefällt.
Ursprünglich war Vincent Price vorgesehen für die Rolle eines der Alten Lüstlinge. Zu diesem Zeitpunkt ging man noch nicht davon aus, dass der ewig nörgelnde Christopher Lee Interesse daran gehabt hätte, die Rolle, die ihn berühnt machte, nochmals zu spielen. Deshalb kam der Vampirfürst auch gar nicht im Ursprungsskript vor und wurde erst später hinzugefügt. Da für zwei Stars das Budget zu klein war, zog Price den Kürzeren und überließ Lee das Feld, der erst spät im Film auftaucht und nur wenige Minuten Screentime bestreitet.
Wie schmeckt das Blut von Dracula fühlt sich durch seine Drehbuchänderungen irgendwie zweigeteilt an und kommt auch nicht an den von Freddie Francis inszenierten Vorgänger Draculas Rückkehr heran, zumal die Rachegeschichte von diesem dreist kopiert wurde. Auch das Finale, in dem Gott einen entscheidenden Zug tätigt, stellt das bis dahin schwächste Finish der Reihe dar. Trotzdem ist es der Film für Genrefans unverzichtbar und bereitet immer noch genug Spaß beim Gruseln.
Spaß bereitet auch erneut die abgespeckte Variante aus dem Hause Studio Hamburg Enterprises, deren Bonusmaterial zwar „nur“ die Super 8 Fassung, den Trailer, Werberatschläge und eine Bildergalerie mit Musik, sowie den unverzichtbaren Audiokommentar von Dr. Rolf Giesen & Uwe Sommerlad beinhaltet, dafür aber erneut zu einem Top Preis angeboten wird. Bild und Ton sind identisch mit der Veröffentlichung von Anolis Entertainment und bieten keinen Grund zur Beanstandung.
Dies war übrigens der letzte Film der Reihe, der die Geschichte chronologisch weiterführte. Alle weiteren Auftritte waren Einzelgeschichten.
Trailer: