Ja, wir sind mit der Folge reichlich spät dran. Doch Ordnung muss sein, bevor wir uns dem aktuellen Abenteuer der Gruselserie widmen, nehmen wir noch Folge 4 unter die Lupe. Eine Alien-Invasion Story? Why not? Potenzial haben Wesen aus einer anderen Welt ja. Das haben uns etliche Hörspiele und Filme bewiesen. Ob das auch gilt, wenn ein Ufo im Schwarzwald eine Bruchlandung erleidet?
Buch: André Minninger
Regie: Heikedine Körting
Musik: Constantin Stahlberg, Jens-Peter Morgenstern, Betty George
Sprecher: Lino Kelian, Lovis Harloff, Anne Moll. Klaus Dieter Klebsch, Wolfang Kaven, Lutz Mackensy, Astrid Kollex, Stefan Brönneke, Wolfgang Berger, Herbert Tennigkeit, Daniel Axt, Peter Buchholz
Klappentext: Im südlichen Schwarzwaldgebiet herrscht höchste Alarmstufe: Sind die UFO-Sichtungen des Militärs tatsächlich ernst zu nehmen? Zwei jugendliche Schüler schlagen alle Warnungen in den Wind und erleben in dieser Nacht Unfassbares…
Artikel von Victor Grytzka
Wenn sie noch einmal sagt: „Hallo, wir sind hier oben, ich bin Schwester Cordula“, dann beiße ich in die CD! Wie man anhand der ersten Reaktion schon merken kann, ist die Alien-Invasion aus dem Hause Europa keine leichte Kost. Das hat diverse Gründe. Doch ob es auch die richtigen Gründe sind, aus denen das Hörspiel nicht der Marke „easy-listening“ entspricht, das will ich nun einmal aufdröseln. Recht kurz und schmerzlos!
Während Michi (Lino Kelian) und Robby (Lovis Harloff) den örtlichen Funk abhören, stoßen sie auf eine geheime Militäroperation. Mitten im Schwarzwald versuchen Spezialeinheiten ein Amphibien-Wesen einzufangen, das in Folge eines UFO-Absturzes mitten in der Pampa des Schwarzwaldes entstanden ist. Natürlich müssen sie sich das Schauspiel ansehen, werden dabei aber von Betäubungsgas lahm gelegt, und wachen in einer Forschungsstation auf. Dort versuchen Dr. Pinske-Lange (Anne Moll) und ihr Team, das gefangene Wesen näher zu untersuchen. Doch das lässt sich das Alien nicht gefallen. Nun heißt es – Humans vs. Aliens!
Anne Moll
So leid es mir tut. Bei der vierten Folge der neuen Gruselserie gibt es wenig Licht und sehr viel Schatten. Doch wo fange ich da an? Mit den positiven Aspekten, die sind relativ schnell abgehandelt. Die Sprecher sind durch die Bank weg sehr professionell, und machen ihren Job wirklich gut. Sehr positiv sind mir dabei Anne Moll, Klaus-Dieter Klebsch und die beiden Hauptsprecher, Lino Kelian und Lovis Harloff in Erinnerung geblieben. Auch Lutz Mackensy, als Dr. Mikazu, ist eine sichere Bank. Atmosphärisch ist man eindeutig bemüht, und nutzt dafür einen passenden Soundtrack, kombiniert mit guten Effekten. Und dann wird das Eis aber auch schon verdammt dünn, denn eine saubere Produktion kann nicht von der Geschichte des Hörspiels ablenken, die so gar nicht überzeugen möchte.
Klaus-Dieter Klebsch
Schon zu Beginn der Geschichte sträubten sich mir die Nackenhaare. Zwei Jugendliche fummeln an Papis teurer Spezialausrüstung rum. Klar, denn Väterchen, der mal eine hohe Nummer in einer super-duper Einheit war, lässt sein teures Equipment einfach mal so rumstehen. Das könnte ich noch verzeihen, wenn die Jungs nicht nach ein paar Sekunden Knöpfchen drehen einen geheimen Kanal des Militärs empfangen würden. Seit wann wird sowas denn schon verschlüsselt? Abhörsicher? Wozu?
Okay, okay – sie schwingen sich auf ihre Bonanza-Räder (damit möchte ich des Nachts nicht durch den Schwarzwald düsen müssen) und wissen natürlich Exakt, wo der Absturz des Ufos, bzw. der See mit den Aliens zu finden ist. Das ist zwar militärisches Sperrgebiet, aber wenn man sich hinter einem Busch versteckt, dann wird einen schon keiner sehen. Ein mutiertes Amphibien-Monster taucht auf, Chaos und Verderben, es wird Betäubungsgas gezündet, die Lichter gehen aus und die Buben haben es nun mit Schwester Cordula zu tun. Die nervt nicht nur tierisch, sondern überspielt auch noch (ganz schlecht) den Umstand, dass Michi und Robby genau gesehen haben, was da an dem See passiert ist.
Peter Buchholz
Alles was jetzt noch passiert scheitert massiv. Es gibt den Kommandanten, der total geil darauf ist, das Wesen ums Eck zu bringen. Dann gibt es die Doktoren, die natürlich allerlei seltsame Versuche machen müssen um die außerirdischen Besucher auf Herz und Nieren zu prüfen… und, und, und… Klischee, Klischee, Klischee. Das Alien spuckt Schleim durch die Gegend, bricht aus und kann – durch die Rotzattacke – durch und mit den betroffenen Menschen kommunizieren.
Lange Rede, kurzer Sinn. Es kommt der moralische Fingerzeig, dass wir Menschen nicht bereit sind für Besucher anderer Welten, dass wir böse sind, und auf der Erde sowieso alles für den Anus ist. Die Einsicht folgt bei ein paar der Protagonisten, nur der Kommandant, der benimmt sich wie John Rambo, kriegt aber natürlich die Quittung dafür.
Entschuldigt meine etwas platte Wortwahl in dieser Rezension. Aber ich habe es wirklich kaum ausgehalten. Vollgestopft mit Klischees und Stereotypen, dabei irgendwie notdürftig zu einer zusammenhängenden Geschichte konstruiert, und dann mit knapp 55 Minuten auch gut eine Viertelstunde zu lang. Weder spannend, noch gruselig. Es zieht sich wie Kaugummi! Leider muss ich sagen – „Projekt X“ ist eher „Projekt Nix“. Bleibt zu hoffen, dass diese Folge ein Ausrutscher war, der sich so bitte nicht wiederholen sollte. Herr Minninger kann es eindeutig besser, das hat er ja bereits bewiesen! In dem Fall reißen gute Sprecher und eine sehr saubere Inszenierung den Karren nicht aus dem Dreck!
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