Heute haben wir zur Abwechslung mal keinen Spielfilm, sondern eine interessante Dokumentation aus dem Hause New KSM auf dem Plan, die wir euch gerne ans Herz legen möchten und bei der besonders Comic-Fans vielleicht den ein oder anderen neuen Aspekt gewinnen können. BATMAN & BILL (2017) erzählt die nicht nur die Entstehung des berühmten Superhelden aus Gotham City, sondern auch die Geschichte des Mannes, der maßgeblich an der Kreation der ikonischen Figur beteiligt war, dafür aber nie gewürdigt wurde!

Originaltitel: Batman & Bill

Regie: Don Argott, Sheena M. Joyce

Zu Wort kommende Personen: Marc Tyler Nobleman, Michael E. Uslan, Roy Thomas, Todd McFarlane, Kevin Smith, Athena Finger, Bob Kane…

Artikel von Christopher Feldmann

Als im Jahr 1939 die Figur des Batman erstmals in einem Comic von DC auftauchte, ahnte noch niemand, dass der als dunkler Ritter bekannte Superheld zum globalen Phänomen werden würde, dessen Namen eigentlich jeder Mensch auf diesem Planeten kennt und fester Bestandteil der Popkultur geworden ist. Offiziell ist der Zeichner Bob Kane dafür verantwortlich, der die Figur kurz zuvor entwickelte, zu Papier brachte und an den Verlag verkaufte. Gänzlich unerwähnt, blieb dabei die Beteiligung von Autor Bill Finger, dessen doch eher tragische Geschichte in der Dokumentation BATMAN & BILL erzählt wird.

Handlung:
Die Dokumentation begleitet den Sachbuch-Autor Marc Tyler Nobleman, der bei einem Projekt über Batman-Erfinder Bob Kane einige Ungereimtheiten entdeckt und auf den Namen Bill Finger stößt, der, dem Anschein nach, maßgeblich an der Entstehung und Gestaltung der Figur beteiligt war. Mit Recht stellt er sich die Frage, warum Finger nie als Co-Autor angegeben wurde und Kane sich immer als alleiniger Schöpfer dargestellt hat. Wer war Bill Finger? Was wurde aus ihm? Nobleman recherchiert intensiv und deckt die tragische Geschichte eines Mannes auf, der um Anerkennung und Ruhm geprellt wurde und in Einsamkeit und Anonymität starb. Nach und Nach macht Nobleman Nachfahren des unbekannten Künstlers aus, um sein Ziel zu verwirklichen: Bill Finger die Anerkennung zu Teil werden lassen, die er verdient.

Mit BATMAN & BILL (2017) haben die Regisseure Don Argott und Sheena M. Joyce das Buch BILL THE BOY WONDER aus dem Jahr 2012 adaptiert, in dem Nobleman seine Odysee auf der Suche nach der Wahrheit niederschrieb. Die Doku richtet sich in erster Linie an die Comic-Fans und Popkultur-Geeks, die an detaillierten Anekdoten interessiert sind. Anstatt bloße Stationen abzuklappern, bedienen die Macher gleich mehrere Ebenen. Zum einen bekommen wir einen Einblick in die Geburtsstunde einer Comic-Ikone und deren Werdegang, zum anderen ein kleines Portrait über eine arme Seele, der übel mitgespielt wurde. Nach gut zwei Dritteln der Laufzeit nimmt das Ganze nochmal Fahrt auf, indem die hinterbliebene Enkelin ihrem fremden Großvater doch noch zur letzten Ehre verhelfen will und sich mit DC und WARNER BROS. anlegt.

Zwischendurch mutet BATMAN & BILL wie eine nerdige Verschwörungstheorie an, viele Fakten und Original-Aufnahmen beweisen aber das Gegenteil und zeigen auf, dass das Business ´ziemlich fies ist. Besonders schön, sind aber die melancholischen Momente geraten, die einem gerade am Ende ein Tränchen ins Auge treiben könnten. Besonders interessant sind die Interviews mit zahlreichen Branche-Größen und Fans, denen die Begeisterung für das Thema deutlich anzumerken ist. Besonders Nobleman wirkt wie ein sympathischer Enthüllungsjournalist, den man gerne begleiten möchte. Weitere Gäste wie zum Beispiel Kevin Smith runden das Ganze ab. Weniger gut, kommt dabei Bob Kane weg, der bis zum Jahr 2015 als alleiniger Schöpfer Batmans angegeben wurde. Kane wird in der Dokumentation als ziemlicher Drecksack dargestellt, der seinen Kollegen um alles gebracht hat und sogar dafür verantwortlich gemacht wird, dass dieser einsam und pleite das Zeitliche gesegnet hat. In dieser Hinsicht wirkt die Nummer etwas harsch, die Wahrheit liegt vermutlich etwas in der Mitte aber man braucht ja auch so etwas wie einen Antagonisten.

Auf inszenatorischer Ebene haben wir es hier mit einer klassischen „Talking Heads“-Doku zu tun, die größtenteils daraus besteht, dass Interviewpartner etwas in die Kamera sagen. Untermalt wird das ganze mit originalen Aufnahmen und Ton-Einspielern. Hübsch sind auch die Inserts, welche in Comic-Optik gehalten sind und der Doku so einen liebevollen Rahmen geben. Diese Mühe hätten sie sich auch bei anderen Aufnahmen geben können, denn abseits der gezeichneten Ästhetik, wirkt BATMAN & BILL oft ziemlich günstig, was das Ganze aber nicht weniger interessant macht.

New KSM hat die Produktion des Streaming-Anbieters HULU auf Blu-Ray und DVD veröffentlicht. Im Bonusmaterial finden sich lediglich Bildergalerie und der Trailer, was aber nicht weiter schlimm ist, ist das Ganze doch ein großes Extra.

Fazit:
Mit BATMAN & BILL (2017) bekommen Comic-Fans und Anhänger der legendären Fledermaus ein schönes Stück Geschichtsstunde und Enthüllungsportrait zugleich. Die, in vielen Passagen liebevoll gemachte, Dokumentation beleuchtet eine tragische Geschichte, die es wert ist, erzählt zu werden. Danke, New KSM!

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