Was ich euch jetzt erzählen werde ist tatsächlich passiert. Vor genau 100 Jahren… Das klingt nicht nur nach dem Beginn einer klassischen Gruselgeschichte, es ist sogar eine! Nach dem Erfolg von „Halloween“ ersann das Duo Carpenter / Hill dieses Schauermärchen, das einem die Romantik einer Küstenlandschaft so richtig schön vermiesen kann. Die ruhelosen Seelen, die einst mit einem Schiff in einen Hinterhalt gelockt wurden und ertranken, lassen den Bewohnern von Antonio Bay keine Ruhe…
Originaltitel: The Fog
Regie: John Carpenter
Darsteller: Adrienne Barbeau, Janet Leigh, Tom Atkins, Jamie Lee Curtis
Artikel von Victor Grytzka
Es beschleicht einen der Eindruck, als hätte Carpenter seine besten Filme in seiner frühen Schaffensphase auf Zelluloid gebannt. Zumindest haben seine Frühwerke Kultcharakter. Eine eigene unverkennbare Handschrift. Nachdem Mr. Carpenter gemeinsam mit Debra Hill mit „Halloween“ den Standard für ein ganzes Genre gesetzt hatte, erdachten sie 2 Jahre später mit „The Fog“ ein unvergleichliches Gruselerlebnis, das klassischen Horror mit einem Quentchen Slasher verbindet. Welcome to Antonio Bay!
Denn hier ereignete sich Schreckliches. Einst sollte in dem Küstenstädtchen eine Kolonie für Leprakranke errichtet werden. Sehr zum Missfallen der Stadtväter. Diese zündeten ein falsches Leuchtfeuer, das das Schiff mit den Kranken an Bord im dichten Nebel auf die Felsen laufen ließ, und somit das Schicksal der Menschen besiegelte. Doch nicht nur das. Vorher kassierte man von einem der Erkrankten, einem Mann namens „Blake“ noch eine ordentliche Summe Gold. Die Bezahlung für die vermeintliche Leprakolonie. Nun feiert der Ort Jubiläum. 100 Jahre Antonio Bay. Dichter Nebel zieht auf, zuerst bemerkt von der Radiomoderatorin Stevie Wayne (Adrienne Barbeau). Mit dem Nebel kommt ein Schiff – ein Geisterschiff. Die Rache der Besatzung steht an!
Als Fan von Gruselgeschichten gebe ich gerne zu, dass ich „The Fog“ – damals wie heute – ein wenig unbehaglich finde. Und das meine ich durchaus positiv. Der „Nebel des Grauens“ versprüht solch eine herrlich unheilvolle Atmosphäre, die so unwirklich und bizarr wirkt, das mich immer wieder das kalte Grauen packt. Alleine schon der Aufhänger der Geschichte, großartig inszeniert (und im deutschen großartig synchronisiert), jagt mir eiskalte Schauer über den Rücken. Die Rache der Untoten, die den unmenschlichen Betrug nicht auf sich sitzen lassen wollen, macht die Horde der meuchelnden Wasserleichen schon fast wieder zu tragischen Helden. Irgendwie fühlt man sich an die Horrorklassiker 30er – 60er Jahre erinnert, bei denen der Grusel noch im Vordergrund stand und man weniger auf drastische Effekte setzte.
Auch dieses Kunststück gelingt Carpenter mit Auszeichnung und einem Fleißsternchen! Zwar darf auch in „The Fog“ hier und da gemeuchelt werden, doch liegt der Fokus (ähnlich wie bei „Halloween“ und doch auf seine eigene Art ganz anders) voll auf der unheilvollen Stimmung und der Atmosphäre. Die dichten Nebelbänke die den gesamten Ort zu verzehren scheinen, das Spiel aus direkter und indirekter Beleuchtung, die teils statische Kamera… Man muss es einfach gesehen haben! Musikalisch hat Carpenter auch hier wieder abgeliefert. Das Thema des Films lässt einem die Nackenhaare zu Berge stehen und passt wie die Faust aufs Auge. Hinzu gesellen sich die Toten mit ihrem schlurfenden Gang, den leuchtenden Augen und den tödlichen Haken in der Hand. Das ist Grusel, das ist Horror! Packend und berängstigend!
Vielleicht merkt ihr an dieser Stelle dass der Artikel mehr eine persönliche Färbung hat, und sehr subjektiv meine Empfindungen wiederspiegelt. Das hat einen Grund. „The Fog“ war im Kindesalter einer dieser Filme von dem ich irgendwann mal einen Trailer auf einer Videothekenkassette gesehen hatte. Und wie sehr wollte ich dieses Gruselfilmchen danach unbedingt anschauen. Vaters „Giftschrank“ beherbergte den Titel allerdings nicht. Dafür bekam ich „Hysterical“ zu sehen, eine geniale Horrorkomödie die stilistisch in eine ähnliche Kerbe haut, dabei aber nicht so ernst ist, und… ich schweife ab. Erst 1998, im alter von 14 Jahren, bekam ich Carpenters Werk zu Gesicht. Alle meine Erwartungen wurden erfüllt. Ich war begeistert und bin es auch heute noch! Deshalb artet der Artikel zu einer ultimativen Lobhudelei aus. Entschuldigung dafür.
Was gäbe es auch nicht zu loben? Man muss sich nur mal den Cast anschauen! Adrienne Barbeau, Janet Leigh, Jamie Lee Curtis, Nancy Loomis, Tom Atkins… Nicht nur in den Filmen von Carpenter eine sichere Bank, sondern auch allgemein unter Horror-Fans geschätzt. Barbeau ist quasi die „Heldin“ des Films. Zunächst als Beobachterin in ihrem Leuchtturm, bekommt sie den Beginn der Untoten-Invasion mit und warnt die Fischer und die Bürger vor dem Nebel / den unheimlichen Wesen. Eher zufällig rutschen Atkins und Curtis (als frisch verliebtes Paar) in die Szenerie hinein, und erweisen sich im wahrsten Sinne des Wortes als „Retter in der Not“. Im Finale geht es natürlich einem Nachfahren der Betrüger an den Kragen, und das in einer sehr Stimmungsvollen Szene. Das genaue WER, WARUM und WIE möchte ich allerdings nicht vorweg nehmen, denn womöglich hat manch einer den Film noch nicht gesehen.
Müsste ich euch eine Scheibe empfehlen, so wäre es das aktuelle Release aus dem Hause STUDIOCANAL. Neu abgetastet vom 4K Master, erhältlich als BluRay (1080p) und UHD (4K). Exzellent scharfes Bild, wunderbare Farbgebung und eine dicke Palette an Bonusmaterial, bestehend aus Dokumentationen, Featurettes, Deleted Scenes, Spots und Trailern… Als besonderes Zuckerl hat man der Scheibe noch zwei Audiokommentare spendiert. Einmal sind Carpenter und Debra Hill mit von der Partie, bei dem anderen Audiokommentar sind es Tom Atkins, Adrienne Barbeau und Production Designer Tommy Lee Wallace. Das Bild liegt bei den aktuellen Veröffentlichungen im korrekten 2,35:1 Format vor, der Ton in DTS-HD 5.1 (Deutsch, Englisch, Französisch) und als Linear PCM 2.0 Spur (Englisch).
„The Fog“ steht bei mir hoch im Kurs. Vielleicht sogar noch höher als „Halloween“, den ich auch für einen des besten Horrorfilme aller Zeiten halte. Nennt mich nostalgisch und verklärt, kaum ein Grusler erreicht die Klasse, die der „Nebel des Grauens“ erreicht.
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