Die vierteilige Miniserie von SKY und HBO, jetzt bei EDEL MOTION erschienen, umreißt grob und ungefähr die letzten 20 Jahre der Herrschaft von Zarin Katharina, die mit ihrem Geliebten, Grigori Potemkin Russland zu einer europäischen Großmacht ausbaute und das Land ins 18. Jahrhundert führte. Sie hatte eine Menge Feinde, von politischen Mißgünstlingen bis hin zu ihrem ungeliebten Sohn Paul, der sie hasste und unbedingt auf den Thron wollte. Historisch flott und zeitlich sehr zusammengerafft, präsentiert sich hier Katharina die Große als eine Herrscherin mit politischer Vision, die zugleich demütigend zu ihrem Sohn, zerrissen zu ihrem Volk, expansiv in ihrem Machtgedanken und ehrlich Liebend zu Potemkin war. Eine Menge Stoff für vier Serienfolgen, aber da haben andere schon mit weniger mehr gedreht. Wie gut, dass die Serie zwei Asse im Ärmel hat: Helen Mirren und opulente Originalschauplätze.

Regie: Philip Martin

Darsteller: Helen Mirren, Jason Clarke, Gina McKee, Joseph Quinn, Clive Russell, Antonia Clarke

Artikel von Kai Kinnert

Nach der geplanten Ermordung ihres eigenen Ehemannes wird Katharina (Helen Mirren) die neue Zarin von Russland. Doch auch als mächtigste Frau Russlands kann sie niemanden vertrauen: Ihr Langzeitliebhaber fordert den öffentlichen Status eines Ehemannes, ihr ungeliebter Sohn Paul versucht seinen Thronanspruch geltend zu machen und selbst der ehemalige Kinds-Zar Ivan VI führt eine Verschwörung gegen sie an. Doch Katharina behält trotz allen Widersachern die Nerven, denn schließlich beherrscht sie das Spiel um Macht besser als jeder Mann. Als der attraktive Leutnant Grigory Potemkin (Jason Clarke) am Hof von St. Petersburg auftaucht und ihr Vertrauter wird, beginnen die beiden eine leidenschaftliche Affäre und Katharina merkt schnell, dass sie mit Potemkin auch einen wichtigen Partner für die politische und militärische Zukunft Russlands gefunden hat. Mit seiner Hilfe führt die Zarin ihr Land ins 18. Jahrhundert und entwickelt es zu einer Großmacht.

Das Zeitfenster der Story ist nicht ganz erfassbar. Flott, teilweise sehr flott, springt die Serie in den einzelnen Folgen durch Zeit und Raum, dass man am besten nicht Blinzelt. Eben ist Potemkin noch irgendwo bei den Stämmen nahe der Krim, schon ist er nach dem nächsten Schnitt wieder bei Katharina und erhält den nächsten Auftrag, wieder in die Ferne zu reisen. Ein Enkel wird geboren, alsbald ist er schon 8 Jahre alt und in der letzten Folge ist Helen Mirren ein alte, mit Altersflecken übersäte, gebückte Herrscherin, die es gerade so auf den Thron schafft. Zeit spielt keine große Rolle, denn am Ende geht es nicht nur um die politische Expansion Katharinas, sondern um die Liebe, die über alle Zeiten hinweg erhalten bleibt. Überhaupt ist die Liebe die einzige Kraft, die Zeit und Raum zu überwinden vermag.

Vieles in der Serie, gut 60 Prozent, spielt sich auf dem beeindruckenden Anwesen Katharinas ab, das nur kurz von anderen Settings unterbrochen wird. Potemkin hatte so manchen Kampf während seiner militärischen Aktionen zur Ausdehnung und dem Erhalt der Macht, doch die Serie hält sich hier weitestgehend zurück und gönnt sich erst in der dritten Folge längere Scharmützel. Das ist dann auch gut gefilmt, überhaupt leistet sich die Serie einen satten und dezent stilisierten Look, findet dann aber in der Action außerhalb des Palastes keinen großen Aufwand. Es ziehen keine großen Armeen durch das Land, es stürmen keine Heerscharen an Komparsen aufeinander zu, die Kämpfe sind nicht einmal sonderlich originell – alles bleibt übersichtlich und man verweilt nicht länger als nötig in der Szene. Aber das war auch nicht das Anliegen der Serie, dass Geld wurde anderweitig ausgegeben.

Hier geht es um die Person Katharinas, eine starke und selbst bestimmende Frau, die nur aufgrund ihrer Eigenart als Herrscherin überhaupt so alt werden konnte. Ihren Sohn demütigt sie, zurecht, fast bei jeder Gelegenheit, politische Widersacher bootet sie aus und am Ende wird sie harsch und lässt sogar, in guter alter Manier der Autokraten, alles an Büchern verbrennen, die ihren herrschenden Stil kritisieren oder den einfachen Bürger zur Selbsterkenntnis anstacheln würden. Und Helen Mirren spielt es so gut, dass es alle anderen Schauspieler gegen sie schwer haben. Jason Clarke als Potemkin braucht fast drei Folgen, um glaubwürdig in seiner Rolle anzukommen und es war auch kein wirklich schlauer Zug der Produktion, keinen einzigen russischen Schauspieler in den Cast mit aufzunehmen. Alle Gesichter sind aus England oder den USA und das sieht man auch. Doch es trübt auf Dauer nicht so sehr das Sehvergnügen, da Mirren den Laden zusammenhält und eine Menge Aufwand in die Kostüme und den Drehort gesteckt worden ist.

Und der Drehort hat es in sich. CATHERINE THE GREAT wurde im echten Palast von Katharina in St. Petersburg gedreht und die Serie findet dafür atemberaubend schöne Bilder. Ob bei Tageslicht oder bei Kerzenschein – warm, riesig und golden, mit einer Tiefe an mannigfachen Details, ist die Umgebung ein märchenhafter Traum aus Glanz und Schönheit, dass es einem der Atem stockt. Das ist mal ein Palast der seinen Namen verdient. Gewandet in tollen, geschmackvollen und nie aufdringlichen Kostümen, glänzt die Serie mit einer erstklassigen Aufmachung, dass es eine Freude ist. Und in der Tat ist es so, dass Mirren, die Kostüme und eben dieser Originaldrehort über so manche Schwäche im Plot hinweg trösten, der irgendwie immer dann wegspringt, wenn es spannend wird. Spannend im Sinne der Action oder der Zwietracht. Auf der anderen Seite greift die Storyline um die Liebe zwischen Katharina und Potemkin ab der dritten Folge immer besser, was dann in der guten vierten, und vielleicht besten Folge der Serie, mündet.

CATHERINE THE GREAT schafft die Kurve. Wenn man Helen Mirren und den Palast einmal ausblendet, bleibt ein schwankendes Drehbuch, dass hätte besser sein können. Sprunghaft verkürzt die Story ihr eigenes Potential, was auch daran liegen mag, dass man nur vier Folgen zur Verfügung hatte. Der Figur Potemkins hätte ein Mehr an Zeit gut getan, denn so bleibt er doch nur oberflächig angerissen und kommt erst in der letzten Folge greifender und glaubwürdiger zum Zuge.

Da aber Helen Mirren und der wunderschöne Palast in St. Petersburg ständiger Begleiter in dieser Miniserie sind, ergibt sich ein angenehmer TV Abend. Es ist nicht die beste Serie aller Zeiten, da strauchelt es dann doch in Sachen Aufteilung in der Story und in der Besetzung neben Mirren – aber es ist eine Serie, die mit Geschmack, Schönheit und dem guten Schauspiel der Hauptdarstellerin aufweisen kann. Wer mal keine Kulissen sehen will, sollte hier einen Blick wagen.

Das Bild der BD ist satt und warm in den Farben, der Ton ist gut. Als Extras gibt es ein Making Of. Die Limited Edition beinhaltet zudem ein Booklet mit Hintergrundinformationen und Interviews, sowie diverse Sammelkarten.

Trailer:

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