Kurz vor dem Weihnachtsfest beschenkt Koch Films die hungernden Filmsammler mit einer weiteren Genre-Perle, die dank des sympathischen Labels nun auch in strahlendem HD-Glanz als schicke Mediabook-Edition erhältlich ist. HITMAN – COHEN & TATE (1988) gehört zu den ziemlich sehenswerten Actionthrillern der späten 1980er Jahre und verspricht knappe 90 Minuten Spannung. Warum der Streifen absolut empfehlenswert ist, erfahrt ihr in unserer ausführlichen Kritik!

Originaltitel: Cohen & Tate

Drehbuch & Regie: Eric Red

Darsteller: Roy Scheider, Adam Baldwin, Harley Cross, Cooper Huckabee, Suzanne Savoy…

Artikel von Christopher Feldmann

1986 sorgte Autor und Regisseur Eric Red für einen wahren Paukenschlag unter Genre-Fans. Mit seinem Drehbuch zum spannenden Roadmovie-Thriller THE HITCHER, lieferte der damals gerade einmal 24-jährige Red ein wahres Meisterstück ab, gehört der blutige Nägelkauer mit Rutger Hauer und C. Thomas Howell doch seither zu den großen Klassikern des abseitigen Genre-Kinos der 1980er Jahre ab. Da schien eine Regie-Karriere nicht mehr weit und so machte sich der Filmemacher daran, sein eigenes Projekt auf die Beine zu stellen. Ein großer Erfolg war HITMAN – COHEN & TATE (1988), wobei der deutsche Verleihtitel bei genauerer Betrachtung keinen Sinn macht, zwar nicht, etablierte sich über die Jahre aber zu einem gefragten Stück Kino. Mit der Regie-Karriere lief es danach für Red zwar auch nicht wirklich rosig, jedoch konnte er als Autor noch einige Erfolge verbuchen, zum Beispiel an der Seite von Kathryn Bigalow. Trotzdem gehört der Actionthriller um zwei Auftragskiller, die einen kleinen Jungen in ihrer Gewalt haben, zu den absoluten Geheimtipps und dank KOCH FILMS ist der Markt wieder um eine starke Blu-Ray-Veröffentlichung reicher.

Handlung:
Der 9-jährige Travis Knight (Harley Cross) wurde Zeuge eines Mafia-Mordes und steht nun, mitsamt seiner Eltern, unter dem Schutz des FBI. Die angespannte Situation findet ein jähes Ende, als die beiden Profikiller Cohen (Roy Scheider) und Tate (Adam Baldwin) die Szenerie betreten und alle anwesenden Personen ermorden. Lediglich Travis darf überleben und wird von den beiden Gangstern entführt, die ihn an ihren Auftraggebern ausliefern sollen, lebend. Während Travis bei der nächtlichen Autofahrt auf der Rückbank kauert, wird schnell klar, dass sich die beiden Killer alles andere als grün sind. Ein Vorteil, den sich der Junge zu Nutze machen muss, bevor sie ihr Ziel erreichen!

Ich muss zugeben, ich habe bei COHEN & TATE (1988) wirklich etwas anderes erwartet. Bevor ich die Presse-Disc aus dem Hause KOCH FILMS in den Player schob, hatte ich mich schon auf einen klassischen B-Actionfilm eingestellt, die in den späten 1980ern noch zuhauf produziert wurden. Zu meiner Überraschung, wurden meine Erwartungen nicht erfüllt, was sich aber als positiv herausstellte. Wer auf zünftiges Geballer hofft, ist bei diesem Film fehl am Platz.

COHEN & TATE ist klassisches Spannungskino, dass deine Action sehr dosiert einsetzt und mehr auf Intensität und Atmosphäre setzt. Eric Red, seit THE HITCHER (1986) ein Spezialist für aufreibende Roadmovies, die gekonnt Action-, Horror- und Thrillerelemente miteinander verbinden, stützt sich bei seiner simplen aber effektiven Story auf die, 1907 veröffentlichte, Kurzgeschichte THE RANSOM OF RED CHIEF von O. Henry, in der es zwei Entführer mit einem widerspenstigen Kind zu tun bekommen. Eric Red bedient sich dabei aber nur grob der Prämisse und geht zunehmend eigene Wege, die sich als richtig herausstellen sollten. Die Handlung des Films keineswegs komplex oder besonders verzwickt, sondern bewusst simpel gestrickt. Bis auf wenige Ausnahmen ist COHEN & TATE eine Art Kammerspiel, welches in einem einfachen Auto angesiedelt ist. Es ist bemerkenswert, wie Red es schafft, aus seinem begrenzten Setting das Maximum an Spannung zu erzeugen. Der Ton ist durchgehend rau und ernst, Humor hat hier keinen Platz und wenn die beiden Killer durchgreifen, dann angemessen erbarmungslos. Der Film etabliert die beiden Verbrecher als skrupellose Mörder, die strickt ihre Jobs erledigen. Für sie ist das Töten ein Geschäft, Gewissen werden hier nicht benötigt. Der Thriller vermittelt ständig das Gefühl, dass es einem Kind durchaus an den Kragen gehen könnte, aufgrund der beiden Übeltäter, scheint jede Situation möglich. Somit schafft es die Story, den Film knapp 90 Minuten zu tragen, denn Red gelingt das Kunststück, dem Zuschauer zu vermitteln, dass jeder Zeit alles passieren könnte.

Dieses Gefühl wird schon nach den ersten Minuten klar, als Cohen und Tate sich in einem blutigen Shootout den FBI-Agenten, sowie den Eltern des kleinen Travis entledigen. Diese Sequenz ist unfassbar spannend und einer der besten Momente des Films. Was danach folgt, ist ein simples aber effektives Psychospiel zwischen Travis und seinen Peinigern. Während Cohen als abgebrühter, alternder, mit Hörgerät ausgestatteter Hitman dargestellt wird, der weiß, dass seine Zeit irgendwann vorbei ist, ist Tate ein eingebildeter, schießwütiger Brutalo, der wenig Respekt an den Tag legt und so gut wie nichts für die Anweisungen seines Partners übrig hat. Das merkt auch Travis schnell, der feststellt, dass er bessere Karten hätte, wenn der aufbrausende Tate das Zeitliche segnen würde. So beginnt er, die beiden gegeneinander auszuspielen.

Dabei geht der Junge zwar nicht sonderlich subtil vor, jedoch zeigt es Wirkung. Dieses Spiel dehnt sich auf die weitere Handlung aus, hat hin und wieder ein paar Längen, kann jedoch in Gänze überzeugen. Dazwischen zaubert Eric Red noch ein paar sehr gelungene Actionmomente aufs Parkett, wie die Szene in der Polizeisperre oder die kurzzeitige Flucht Travis‘. Auch der finale Shootout überzeugt. Red arbeitet mit einer düsteren Atmosphäre, der nächtlichen Stimmung und dem großartigen Score von Bill Conti, der das Geschehen perfekt untermalt und kleine Holprigkeiten in der Dramaturgie gekonnt kaschiert. Auch die Darsteller machen einen guten Job. Während Adam Baldwin sehr zum Overacting neigt und immer wieder das Potenzial zum Nervfaktor an den Tag legt, liefert Hollywood-Legende Roy Scheider eine fantastische Performance ab. Die Rolle des stoischen, in die Jahre gekommenen Killers scheint ihm auf den Leib geschrieben worden zu sein. Selbst Kinderdarsteller Harley Cross macht einen guten Job und geht dem Zuschauer nicht auf die Nerven. Das allein ist schon ein großes Lob.

Die Veröffentlichung aus dem Hause KOCH FILMS ist indes ebenfalls wieder absolut gelungen. COHEN & TATE kommt in zwei Mediabooks mit unterschiedlichen Motiven daher. Für diese Version wurde das HD-Master von SHOUT FACTORY verwendet, dass trotz guter Schärfe immer noch genug Filmkorn besitzt, um den Charme der späten 1980er zu wahren. Der Ton ist sauber und dynamisch. Im Bonusmaterial kann die VÖ ebenso überzeugen. Neben einem 20-seitigen Booklet sind geschnittene Szenen, eine 20-minütige Dokumentation, eine Storyboard-Sequenz, eine Bildergalerie mit seltenem Werbematerial und die Trailer zu finden. Das Paket wird mit zwei Audiokommentaren abgerundet, wobei der erste von Regisseur und Autor Eric Red stammt. Für den zweiten Kommentar stand der geschätzte Patrick Lohmeier vom BAHNHOFSKINO PODCAST Pate.

Fazit:
Mit HITMAN – COHEN & TATE (1988) ist nun weiterer Geheimtipp des Genre-Kinos der 1980er Jahre zu einem erschwinglischen Preis verfügbar. Der Kammerspiel-artige Roadmovie-Thriller überzeugt mit seiner düsteren Atmosphäre und seinen hervorragenden Spannungsmomenten, die durch die dosierte Action an zusätzlicher Wucht gewinnen. Die Mediabook-VÖ aus dem Hause KOCH FILMS ist indes absolut empfehlenswert, der Film ist es übrigend auch!

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