Genre-Filme aus Deutschland haben es nicht leicht, weshalb die Anzahl solcher Produktionen, gemessen an der allgemeinen Wahrnehmung, durchaus gering erscheint. Versucht man sich hierzulande mal Horror, Thrillern, Fantasy oder Action, ist das Interesse der breiten Masse häufig eher gering. Mit ENDZEIT – DIE ZOMBIEAPOKALYPSE (2018) versucht dieses Mal eine Regisseurin gegen den etablierten filmischen Mainstream zu poltern. Ein Zombiefilm aus Thüringen, gepusht durch Filmförderung, den Lighthouse Entertainment kürzlich auf Scheibe veröffentlicht hat. Ob hier ein kleiner Stern im dunklen Genre-Himmel leuchtet, erfahrt ihr unserer Kritik!

Originaltitel: Endzeit

Drehbuch: Olivia Vieweg
Regie: Carolina Hellsgard

Darsteller: Gro Swantje Kohlhof, Maja Lehrer, Barbara Philipp…

Artikel von Christopher Feldmann

Wenn ich schon das Wort „Zombie“ höre, stellen sich bei mir langsam die Nackenhaare auf. Nicht, dass ich etwas gegen dieses Sub-Genre des modernen Horrorfilms allgemein etwas einzuwenden hätte, jedoch ist diese filmische Spielart in meinen Augen mittlerweile absolut tot geritten. Waren Zombiefilme aus der guten alten Zeit noch echte Nischenproduktionen, bei denen man die neusten Auswüchse der Effektkunst bewundern wollte, sind die untoten Schleckermäulchen spätestens seit dem Start der langlebigen Serie THE WALKING DEAD (seit 2010) endgültig im Mainstream angekommen, weshalb sich Hollywood nicht lange bitten ließ, um die fleischfressenden Leichen in zahlreichen, oftmals glatt gebügelten, Filmen zu verwursten. Mittlerweile ist das Zombie-Genre reizlos geworden, wurden doch alle Ideen gefühlt verbraten und alle möglichen Szenarien durchgespielt, sowohl im A- als auch im B-Sektor. Das ist der Grund, warum ich mit langen Zähnen an Carolina Hellsgards ENDZEIT (2018) herangegangen bin, den mir Kollege Christian in gewohnt liebenswürdiger Art aufgenötigt hat. Immerhin rein handwerklich kann sich die zwei Millionen Euro teure Produktion wirklich sehen lassen. Ansonsten werden Genre-Fans wenig Gefallen an dem ruhigen Horror-Drama finden, denn bis auf eine handvoll ganz netter Momente ist der Film vor allem eines…stinklangweilig.

Handlung:
Zwei Jahre nach der Zombieapokalypse sind die deutschen Städte Weimar und Jena die letzten Städte auf dem Planeten, in denen noch menschliches Leben existiert. Während in Jena nach einem Heilmittel gegen die untote Plage geforscht wird, kämpfen die verbliebenen Menschen in Weimar jeden Tag ums Überleben, unter strengen Regeln und Sicherheitsvorkehrungen. Lediglich die traumatisierte Vivi (Gro Swantje Kohlhof) versucht den Zäunen und Mauern zu entkommen, mit einem automatisierten Zug nach Jena. Sie tut sich mit der wehrhaften Eva (Maja Lehrer) zusammen. Als der Zug auf halber Strecke den Geist aufgibt, müssen sich die beiden Mädchen zu Fuß durch die, von Zombies übersäte, Landschaft schlagen.

ENDZEIT – DIE ZOMBIEAPOKALYPSE liegt eine recht interessante Entstehungsgeschichte zu Grunde. Autorin Olivia Vieweg veröffentlichte ursprünglich eine Graphic Novel im Jahr 2012, der Titel lautete ENDZEIT. Inspiriert durch eine Zugfahrt zwischen Jena und Weimar, spann sich die Künstlerin eine durchaus feministisch angehauchte Story zusammen, die 2018, dank einer Drehbuchwerkstatt, zu einer größeren Neuversion ausgebaut wurde. Auf Grundlage dieser Fassung, welche mit Preisen belohnt wurde, ging schließlich die filmische Adaption in die Entwicklung. Der Stoff machte sogar ordentlich Filmförderung locker, weshalb das Ergebnis eines der ansehnlichsten Versuche in Sachen deutscher Horrorfilm ist.

Mit einer Frau auf dem Regie-Posten verspricht ENDZEIT mal etwas anderes zu werden, als das übliche Einerlei. Auch hinter den Kulissen waren größtenteils Frauen am Werk, was dem Film eine durchaus erfrischende Stimme gibt, die sich bewusst vom üblichen Schlock entfernt. ENDZEIT will ein anspruchsvollerer Film sein, der sich mit Beziehungen, Verlusten und Traumata auseinandersetzt, anstatt sich auf effekthascherische Splatter-Unterhaltung zu stützen. Das ist aber genau das große Problem dieses mageren Untoten-Spektakels. Auch wenn die Grundidee durchaus brauchbar ist und genug Stoff für eine ordentliche Geschichte hergibt, so richtig funktionieren will das Ganze nicht. Die Handlung funktioniert sich auf zwei Charaktere, die nach anfänglicher Disharmonie zusammenhalten müssen, um den Zombies auf ihrem Weg zu trotzen. Klingt quasi nach einem Buddy-Movie, ist es auch irgendwie, nur eben ohne Unterhaltungswert.

Das liegt vor allem daran, dass die beiden Figuren völlig profillos bleiben. Während Vivi das verängstigte Mädchen gibt, dass nicht über die schlimmen Ereignisse aus der Vergangenheit (Tod der Eltern) hinwegkommen kann, gibt ihre Gefährtin Eva die harte Kämpferin, unter deren Oberfläche aber auch ein verletzlicher Kern steckt. Hat man so ähnlich schon ein paar Mal gesehen und die immer gleichen Rückblende sorgen für einige Längen auf dem schon behäbigen Weg durch die Thüringer Heide. Die aufkeimende Freundschaft der Beiden lässt den Zuschauer eher kalt, was meist an den gestelzten Dialogen und dem leblosen Spiel der Darstellerinnen liegt. Während Gro Swantje Kohlhof als Vivi wenig glaubhaft ihre Sätze zum Besten gibt und immer wieder in Heulkrämpfe ausbricht, leiert Maja Lehrer ihre Passagen relativ lustlos herunter. Man sollte sie vielleicht mal auf eine Verwandschaft zu Til Schweiger prüfen, denn bei dem Genuschel sind durchaus Parallelen vorhanden.

Rein inszenatorisch kann man Regisseurin Caroline Hellsgard keinen Vorwurf machen. ENDZEIT sieht für eine deutsche Produktion mit zwei Millionen Euro Budget ziemlich gut aus. Die Landschaftsaufnahmen sind wunderschön gefilmt. Die Einsätze von Licht sorgen für tolle, stellenweise sehr malerische Momente. Auf dieser Ebene kann ENDZEIT wirklich punkten. Leider hat die Regisseurin sichtlich keinen Spaß an den ihr zur Verfügung stehenden Genre-Elementen. Man schon fast das Gefühl, dass der Film, trotz seines Zombie-Settings, so wenig Zombiefilm wie möglich sein will. Momente wie ein Angriff auf eine Talsperre, bieten Potenzial für rasante und denkwürdige Szenen, werden aber so unspektakulär wie möglich abgearbeitet, um wieder auf die psychologisch dramatische Ebene zu gelangen. Und das, obwohl die Make-Up-Effekte auch recht ansehnlich geraten sind. Der Film macht einfach keinen Spaß, er will auch augenscheinlich keinen Spaß machen, weshalb sich mir die Frage stellt, warum man sich dann überhaupt für das Genre entschieden hat.

Die Veröffentlichung aus dem Hause Lighthouse Entertainment kann immerhin technisch mit sehr guter Bild- und Tonqualität überzeugen.

Fazit:
ENDZEIT – DIE ZOMBIEAPOKALYPSE (2018) versucht dem abgegrasten Genre neue Impulse zu verleihen und setzt bewusst auf eine eher charakterfokussierte Erzählweise. Leider ist diese durch die Bank ziemlich öde, hat der Film doch so gar kein Interesse an seinen Horrorelementen oder Genre-Motiven. Stattdessen ist das Ganze, trotz toller Regie-Arbeit, ein eher hölzernes, langweiliges und wenig bietendes Stück Film, an dem Fans sicher wenig Gefallen finden werden. Fans anspruchsvoller Dramatik können sich die inhaltlichen Qualitäten gerne schön reden, unterm Strich bleibt ENDZEIT jedoch eine langweilige Vorstellung, die viel Potenzial links liegen lässt.

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