Auf einen soliden Film folgt meist eine Gurke. Das muss zwar nicht immer zwingend der Fall sein, bei Nicolas Cage trifft dies aber vermehrt zu, obwohl die Gurken-Dichte in den letzten Jahren doch ziemlich hoch war. Wenn man an die durchaus positive Resonanz auf die Lovecraft-Adaption DIE FARBE AUS DEM ALL (2019) denkt, fällt es nicht schwer zu erraten, wo sich die DVD-Premiere PRIMAL – DIE JAGD IST ERÖFFNET (2019) einreihen dürfte. Auch wenn die Prämisse durchaus die Basis für einen soliden B-Actionfilm bietet, wirklich gut oder gar unterhaltsam geht anders!

Originaltitel: Primal

Drehbuch: Richard Leder
Regie: Nick Powell

Darsteller: Nicolas Cage, Famke Janssen, Kevin Durand, Michael Imperioli, LaMonica Garrett, Tommy Walker, John Lewis…

Artikel von Christopher Feldmann

Dass Nicolas Cage in den letzten Jahren zum Paradebeispiel für gefallene Kinostars avanciert ist, die sich mit Mühe von einem B-Heuler zum nächsten hangeln, ist kein Geheimnis mehr. Mittlerweile sind ehemalige Hollywood-Schwergewichte wie John Travolta und Bruce Willis auf dem gleichen Level wie Oscar-Preisträger Cage. Und da ich es mir spare, einmal mehr den qualitativen Verfall des extrovertierten Mimen nachzuzeichnen, beschäftigen wir uns einfach direkt mit dem neusten Output aus dessen unrühmlicher Schaffensepoche. Auch wenn Trash-Fans und B-Movie-Gourmets schon gierig mit der Zunge schnalzen, hinter PRIMAL – DIE JAGD IST ERÖFFNET (2019) verbirgt sich nichts weiter, als müdes Heimkino-Futter ohne nennenswerte Höhepunkt.

Handlung:
Ex-Soldat und Großwildjäger Frank Walsh (Nicolas Cage) verdient sich seinen Lebensunterhalt damit, seltene Tiere einzufangen, um sie an den Meistbietenden zu verkaufen. Seine neuste Beute, ein seltener weißer Jaguar, verspricht ebenfalls horrende Einkünfte. Die im Prinzip ruhige Überführung per Schiff erweist sich aber letztendlich als problematisch, denn neben Walsh und seinen exotischen Tieren, ist auch der gewissenlose und ebenso durchgeknallte Attentäter Loffler (Kevin Durand) an Bord, in Gewahrsam eines Trupps US-Marshals. Die Ärztin Dr. Taylor (Famke Janssen) und der Staatsanwalt Freed (Michael Imperioli) vervollständigen die Passagierliste. Und wie befürchtet, schafft es Loffler schließlich, seinen Bewachern zu entkommen und nebenbei auch noch Walshs Tiere auf die Anwesenden zu hetzen. Ein Kampf ums Überleben auf hoher See beginnt.

Was auf den ersten Blick wie ein günstiger JUMANJI-Verschnitt anmutet, erweist sich sehr schnell als Mogelpackung. PRIMAL ist weniger als Abenteuerfilm konzipiert, sondern mehr als austauschbarer Actionfilm, dessen Story-Elemente schon zigfach durchgekaut wurden. Beginnt die Chose noch im Dschungel, wo Frank Walsh darauf wartet, dass ihm die wertvolle Raubkatze ins Netz geht, entwickelt sie sich schnell zum faden Abklatsch  des Steven Seagal-Vehikels ALARMSTUFE: ROT (1992). Denn nachdem wir minutenlang platter Exposition und einer Fahrt durch den brasilianischen Urwald beiwohnen durften, befinden wir uns anschließend auf einem Frachter, der nun Dreh- und Angelpunkt des restlichen Films ist. Anscheinend hat der Drehbuchautor schnell gemerkt, dass der Plot mit den freigelassenen Tieren auf hoher See nicht so richtig spannend ist, weswegen er prompt einen gefährlichen Kriminellen aus dem Ärmel geschüttelt hat, der die Besatzung des Dampfers auf Trapp halten darf. Das gestaltet sich ungelenker als gedacht, denn mal ganz ehrlich, warum kommt man auf Idee, einen hochgefährlichen und allem Anschein nach durchgeknallten Attentäter per Schiffchen zu eskortieren, anstatt ihn einfach mit einem gesicherten Flugzeug der Regierung zu überführen. Fragen über Fragen, die vom Autor mit fadenscheinigen, nicht wirklich sinnigen Erklärungen zu beantworten versucht.

Spätestens wenn der irre Loffler im Käfig sitzt und mehr schlecht als recht versucht Hannibal Lecter zu channeln, wissen wir, dass er ausbrechen wird, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Und so kommt es auch. PRIMAL wird zum DIE HARD on a Ship und dümpelt die restliche Stunde mit spannungsfreien Momenten vor sich hin. Die eigentliche Idee der gefährlichen Tiere wird dann auch größtenteils vergessen und die Screentime der Viecher beschränkt sich auf ein Minimum. PRIMAL fühlt sich schließlich wie ein schnödes Produkt aus den 1990ern an, nur eben ohne Charme und Schauwerte.

Daran ist vor allem die lahme Inszenierung schuld, denn Regisseur Nick Powell, der schon den Cage-Trasher OUTCAST (2014) verantwortete und sich sonst als Stuntman und Choreograph in gar nicht mal so schlechten Filmen verdingte, weiß mit seinem Setting nicht viel anzufangen und schickt seine Darsteller durch die immer gleichen Gänge. Wenig aufregende Shootouts und nichtssagende Dialoge sind an der Tagesordnung und die wenigen, durchaus ansehnlichen Kämpfe Mangelware. Die Effekte lassen schnell vermuten, warum der Aufhänger mit dem weißen Jaguar einem durchschnittlichen Action-Plot weichen musste. Die, aus dem Rechner stammende, Raubkatze sieht gelinde gesagt sehr mäßig aus, inklusive uneinheitlichen Bewegungen und inkohärenten Größenverhältnissen. So kommt es, dass PRIMAL mit voranschreitender Laufzeit immer uninteressanter wird, bis das Ganze einfach irgendwann vorbei ist.

Einziger Lichtblick ist Nicolas Cage, der zwar aussieht wie der abgehalfterte Schwipp-Schwager von Indiana Jones, seinen Job aber relativ ordentlich macht und immerhin versucht, etwas Pepp in die lahme Veranstaltung zu bringen. Seine Szenen mit Kevin Durand, der mit seinem Overacting als Psychopath dem Affen ordentlich Zucker gibt, gehören zu den unterhaltsamen Momenten. Abseits der Beiden sieht es schon bedeutend düsterer aus, denn weder LaMonica Garrett als Anführer des Marshall-Trupps, noch SOPRANOS-Star Michael Imperioli als Staatsanwalt haben irgendetwas nennenswertes zu tun. Als überhaupt nicht relevant, erweist sich die bis zur Ukenntlichkeit gebotoxte Famke Janssen, deren Rolle wirkt, als dem Autoren kurz vor Drehbeginn aufgefallen, dass noch eine Frauenrolle fehlt und er ihren Part schnell ins Skript geschustert hat.

Bild- und Tonqualität der deutschen Blu-Ray sind einwandfrei, im Bonusmaterial gibt es ein kleines Making-Of und natürlich den Trailer.

Fazit:
Der neuste Nicolas Cage-Heuler PRIMAL – DIE JAGD IST ERÖFFNET (2019) ist weniger Abenteuerfilm, sondern mehr B-Action anno 1994, nur eben langweiliger. Auch wenn Pro- und Antagonist durchaus einen gewissen Unterhaltungswert besitzen, wirklich spaßig oder gar gut wird der Streifen nie. Aktuell vielleicht als Lückenfüller geeignet, um die freie Zeit totzuschlagen aber mal ganz ehrlich, die kann man auch nutzen, um bessere Filme zu schauen.

Christopher auf Letterboxd – Your Life in Film folgen

Zurück zur Startseite