Hoppla. Was ist das denn? Das ist ein waschechter HK-Film, ein Retro-Gruß aus den späten 1990ern der damaligen CrimeAction-Filme, fluffig an die heutige Zeit angepasst. Fruit Chan führt Regie, der weniger Actionregisseur und mehr der Mann für das Drama und die Leichtfüßigkeit ist. Chan ist filmisch in der guten, alten Zeit des HK-Kinos groß geworden und plötzlich wird der Film spannend, denn Chan schrieb auch das Drehbuch zu dieser Serienkiller-Action-Jagd und macht aus dem Streifen einen amüsanten Streifzug durch das HK-Kino vergangener Tage, das nicht immer Knarren brauchte, um originell zu sein. KOCH FILMS (ehemals New KSM) bringt die kleine Wundertüte nun auf den Markt.

Originaltitel: Jiu long bu bai

Regie: Fruit Chan

Darsteller: Max Zhang, Anderson Silva, Kevin Cheng, Annie Liu

Artikel von Kai Kinnert

Der Undercover-Cop Kowloon (Max Zhang) trägt nicht nur ein riesiges, mysteriöses Drachen-Tattoo auf dem Rücken, sondern ist auch ein Meister bei der Aufklärung seltsamer Fälle. Da er allerdings sehr impulsiv ist, bringt er durch das Abschießen eines Körperteils bei einem Gesuchten Schande über das Polizeirevier und wird darauf hin weit weg an die Küste versetzt. Dort wird kurz darauf die Leiche einer Polizistin gefunden und später in Macao eine weitere. Kowloon hat einen Monat Zeit, den Fall aufzuklären und gerät dabei in etliche Schwierigkeiten – denn die Sache wird persönlich.

Am Anfang fürchtet man Schlimmes. Der Held hängt, seltsam gekleidet und gefesselt in einem Fass mit rätselhaft dampfender Flüssigkeit und der dickbäuchige Gangsterchef (Suet Lam) bewundert das Tattoo von Kowloon. Der lässt es sich nicht nehmen, im Angesicht des Todes von seiner Kindheit bei seiner Großmutter zu erzählen, wo er einst mit einem neunköpfigen Drachen im See tauchte. Der Boss amüsiert sich über die Story, knallt jemanden das Hirn raus und Kowloon entkommt dem Fass, was später seine Versetzung in die Provinz zur Folge haben wird, denn er wird dem Boss in einem Restaurant ein Körperteil abschießen. Gerade als man darüber nachdenkt, ob der Streifen das wirklich Ernst meint oder ob es wirklich eine 90er-Retro-Nummer wird, übernimmt Regisseur Fruit Chan den Film und macht ihn mit dem Kniff einer OFF-Erzählung zu einem CrimeActionLoveFight-Movie, wie es eben nur in Hong Kong möglich ist.

Die Action ist gepimpt, soviel sei hier schon mal gesagt. Zwar treten hier der durchaus erfahrene Max Zhang (Master Z: The Ip Man Legacy) und der Mixed Martial Arts Kämpfer Anderson Silva gegeneinander an, aber da Donnie Yen nicht in jedem Film die Choreografie übernehmen kann, mussten der Schnitt und eine Menge CGI die Action unterstützen. Jedoch gibt es dabei immer wieder nette Einfälle, die der Sache dann doch den nötigen Charme geben und Fruit Chan nicht schlecht dastehen lassen. Ein gewisser Witz haftet dem Film an, der Streifen tendiert zum Augenzwinkern und wechselt zwischen harter Action und Ermittlung unterhaltsam hin und her. Es gibt einige Nebenplots und eben den schrillen Auftritt von Suet Lam, einem Charakterdarsteller, der oft bei Johnny To spielte und kaum wiederzuerkennen ist. Und dank der guten Synchronisation funktioniert sogar der hier und da eingestreute Wortwitz, die Darsteller spielen gut aufgelegt und so mancher kleiner Gag findet im Hintergrund statt. Da stehen dann auch schon mal die Kollegen von der Spurensicherung in weißen Schutzanzügen im Wasser und suchen Spuren, während die Ermittler am Ufer diskutieren.

Fruit Chan, dessen eigentliche Stärke Filme mit sozialen Themen sind, hatte dieses dunkle, etwas schräge Cop-Comic schon 2017 abgedreht und wurde erst 2019 im Zuge seiner aktuellen und kontroversen Low-Budget-Comedy Three Husbands in die Kinos gebracht. Der Film hatte ein recht hohes Budget und leistet sich über weite Strecken ein gut funktionierendes Zusammenspiel der Darsteller und einen bizarren Genre-Mix, wie man es von früher her kennt. Bei der Action darf man kritisch sein, nicht jeder mag zu viel CGI in den Szenen, jedoch bleibt Fruit Chan in dieser Sache seiner Linie treu und kann so zumindest eine Geschlossenheit in der Action attestiert bekommen. Zum Ende hin wird auch immer mehr gekämpft und eröffnet dem Zuschauer so die Möglichkeit, einen die ganzen Tricks vergessen zu lassen. Dazu kommt eine Kamera, die Hong Kongs Straßenschluchten immer wieder stilvoll in Szene setzen und dem Film eine durchdachte Optik verleiht.

Invincible Dragon überrascht. Anfangs als B-Movie-Gekloppe verdächtigt, entpuppt sich der Streifen zu einer amüsanten Farce quer durch alle HK-Genres, die straff und mit mildem Witz vorgetragen wird. Bei den Fights hätte man tougher und weniger verspielt Choreografieren können, jedoch schmälert es das Filmvergnügen nicht großartig, denn der Streifen ist irgendwo ein märchenhaftes Comic mit OFF-Erzähler, das bei seiner wilden Reise plötzlich geschlossen zu unterhalten vermag. Wer diese Art von Kino schon damals gut fand, wird hier an die gute, alte Zeit erinnert werden. Für Fans des HK-Kinos ist Invincible Dragon definitiv einen Blick wert.

Das Bild der BD ist satt und sauber, der Ton gut und die Synchronisation gelungen. Als Extras gibt es eine Bildergalerie und Trailer von anderen Filmen.

Trailer:

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