Das ging ja mal flott. Eben noch lief der Film in den südkoreanischen Kinos, schon bringt CAPELIGHT PICTURES das Mediabook des Katastrophenfilms in die heimischen Wohnzimmer. Die Erde bebt, der Vulkan Paektusan droht auszubrechen und damit Nord- und Südkorea zu vernichten. Eine Handvoll Bombenentschärfer wird nach Nordkorea geschickt, um einen Atombombe in einem Bergwerkschacht zu zünden. Die Sprengung soll die Magmakammer des Vulkans entlasten, doch dafür muss man erst einmal nukleares Material aus nordkoreanischen Raketen rauben, es in einen Zünder einbauen und dann noch ganz runter in den Schacht bringen. Ob sich der Einsatz gelohnt hat, wird die Nachbesprechung zeigen.

Originaltitel: Beakdusan

Regie: Kim Byung-seo, Lee Hae-jun

Darsteller: Lee Byung-hun, Ha Jung-woo, Ma Dong-seak, Bae Suzy, Lee Kyeong-yeong

Artikel von Kai Kinnert

Nach einem Vulkanausbruch an der Grenze zwischen China und Nordkorea warnen Seismologen davor, dass eine weitere verheerende Eruption unmittelbar bevorsteht, welche die gesamte Region in Schutt und Asche legen wird. Der renommierte Geowissenschaftler Bong-rae sieht nur einen Ausweg, die Explosion zu stoppen: Durch den gezielten Einsatz von Atomsprengköpfen am Vulkan soll die Katastrophe verhindert werden. Zusammen mit seinem Team wird der Sprengstoffexperte In-chang nach Nordkorea geschickt, um den inhaftierten Spion Joon-pyeong zu befreien. Der politische Überläufer weiß als Einziger, wo sich die Sprengköpfe befinden. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, um ganz Korea zu retten.

Wie es sich für einen anständigen Katastrophenfilm gehört, wackelt und bebt die Erde gleich zu Anfang spektakulär und schickt so den „Gruß aus der Küche“ vorweg – der Vulkan zuckt und von Nord nach Süd klappen die Gebäude zusammen. Doof nur, dass das am letzten Arbeitstag von Jo In-chang passiert, der eben noch auf dem Weg zu seiner schwangeren Frau war und nun umstürzenden Gebäuden ausweichen muss. Hier kracht es digital und der Trickabteilung gelingen dabei durchaus ein paar schöne Einfälle. Doch anstatt bei seiner Frau, landet Jo In-chang bei seinem Chef und wird einer Spezialeinheit zugeteilt, die in Nordkorea einen Doppelagenten befreien soll, um so an die benötigten Atomsprengköpfe zu kommen. Und so versammelt sich eine Truppe aus Bombenexperten, die im Kampf unerfahren ist und sich mit Gummigeschossen durch das Erdbebengebiet zum Spion vorkämpfen soll.  Also alle ab ins Flugzeug, welches dann allerdings schon bald einen Triebwerkschaden hat und irgendwo über Nordkorea abschmiert. Die Truppe springt rechtzeitig panisch mit Sack und Pack ab, findet sich irgendwo in Feindesland wieder und folgt dem GPS Signal, das der Spion aus seinem Nacken heraus sendet.

Doch man ist nicht alleine. Insgesamt stößt man auf versprengte, nordkoreanische Einheiten, auf südkoreanische Gangster und Amerikaner, denn die wollen auch an die Sprengköpfe. Es ist eine Menge los und alsbald sind unter den Bombenexperten Verluste zu vermelden. Es dauert eine Weile, bis man von Gummigeschossen auf scharfe Munition umstellen darf. Man erreicht eine zerstörte nordkoreanische Stadt, findet den Spion, raubt sich die Sprengköpfe und muss nun mit dem ganzen Kram in Mine Nr. 7, wo das Tischfeuerwerk tief in den Schacht und somit dicht an die Magmakammer gebracht werden muss.

Das Drehbuch folgt ganz dem Leitfaden für Katastrophenfilme. Am Anfang, in der Mitte und am Ende kracht es ordentlich, dazwischen gibt es Abenteuer, Gequatsche, Scharmützel und Planänderungen, die alles stets riskant halten. Bombenexperte Jo In-chang und der coole Spion Ri Jun-pyeong müssen sich zusammenraufen und pflegen so ganz die asiatische Filmfreundschaft unter Männern, die irgendwo zwischen Respekt und Ruppigkeit liegt und am Ende noch die obligatorische Tragik abrufen wird. Das Zusammenspiel zwischen den beiden Protagonisten funktioniert gut, die beiden extrem erfolgreichen Schauspieler Lee Byung-hun und Ha Jung-woo passen gut zusammen und bewältigen ihren Abenteuerritt mit genügend augenzwinkernden Humor, der Dank der guten Synchronisation sich auf den Zuschauer überträgt. ASHFALL nimmt sich nicht ganz ernst, was schon ab der ersten Minute deutlich wird. Die vermeintlichen Bombenprofis sind allesamt eine flapsige Truppe und Spion Ri ist zu abgebrüht, als das auch nur irgendeiner der Beteiligten in der Realität unter diesen Umständen länger als 60 Sekunden überleben würde.

Aber darum geht es ja auch nicht, Ashfall will nicht real sein, sondern große Unterhaltung, filmisch irgendwo zwischen Roland Emmerich und Michael Bay angesiedelt. Tatsächlich spielen die beiden Protagonisten so gut zusammen, das ihre Figuren erträglich sind und es Spaß macht, ihnen bei der Arbeit zuzuschauen. Nie und nimmer hätte es Jo-In chang im echten Leben als Quatschnase zum Bombenexperten gebracht, der Kerl hätte sich vorher schon 100 Mal selber in die Luft gejagt. Und wer als südkoreanischer General so eine Truppe auf die wichtigste Mission aller Zeiten schickt, muss schon ganz schön verzweifelt sein.

Nichts desto trotz macht man sich als Zuschauer schon bald keine Gedanken mehr um Logik und Realität und folgt dem bunt-lautem Actiongetümmel mit einem Schmunzeln. Dabei wird ordentlich in die digitale Trickkiste gegriffen und man kann dabei über weite Strecken ein gutes Niveau halten. Und es ist wirklich eine Menge am Computer entstanden, vieles wurde vor riesigen Greenscreens gedreht und schwer wurde es für die Effekteabteilung meistens dann, wenn es um die Physik bei den Autostunts oder um Wasser geht. Doch man baute auch größere Sets auf, wie zum Beispiel die zerstörte Stadt in Nordkorea, das Dorf und die Halle mit den Atomraketen. Optisch kann hier der Film mehr in die Breite gehen und sich endlich von den digitalen Beschränkungen befreien.

Dennoch nutzen die Regisseure einen schlauen Trick, sich nicht zu sehr den Effekten auszusetzen und halten ihren Film optisch immer dann eng, wenn das Bild keine unnötige Breite braucht. Der Film durchläuft von breiten Bildern am Anfang bis hin zu dunklen und schmalen Locations am Ende ein durchdachtes, optisches Konzept, das dem Streifen einen guten Look verpasst.

Die Action selber ist ok. Hier und da kommt es ja zu Schusswechseln mit den Amerikanern und den Gangstern, jedoch hat man dabei schon konsequenteres aus Korea gesehen. Gepaart mit den soliden CGI-Effekten und einem straffem Drehbuch, das die Quatschereien erträglich hält und genügend Abwechselung bietet, kann der Streifen dank seiner beiden charismatischen Hauptdarsteller ordentlich Punkte sammeln und sich so souverän im oberen Mittelfeld der Katastrophenfilme ansiedeln.

Ashfall ist somit durchaus gelungen. Hier und da hätte man mehr Zeit in die Physik des einen oder anderen Effektes stecken können, aber im Großen und Ganzen wird der Streifen durch seine drei Hauptdarsteller Lee Byung-hun, Ha Jung-woo und dem Vulkan so gut zusammengehalten, das man dem Treiben vergnügt zuschaut. Ein asiatischer Rundumschlag, selbst wenn der Vulkan ausbricht.

Das Mediabook ist schön gestaltet, bietet dabei allerdings nur einen eher oberflächlichen Begleittext, der mehr von der Marketingabteilung als vom Filmfachmann geschrieben worden ist.

Als Extras gibt es ein kurzes Making Of, Trailer und Featurettes zu den Figuren.

Das Bild der BD ist sauber und satt, der Ton ebenso.

Trailer:

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