Ein Profikiller, der nach getaner Arbeit immer eine Träne vergießt, ist die Hauptfigur in der Realverfilmung eines Kultmangas, der von TURBINE MEDIEN just in einer neuen Limited Edition auf den Markt gebracht wurde. Nicht die erste Veröffentlichung, doch diesmal gibt es neben der Blu-ray den ehemaligen Indizierungskandidaten, der mittlerweile rehabilitiert ab 16 Jahren freigegeben wurde, auch in der 4K Ultra HD Variante. Ob der Film von Regisseur Christophe Gans (DER PAKT DER WÖLFE, SILENT HILL) mit Mark Dacascos (JOHN WICK 3) auch heute noch ordentlich rockt und was die neue Scheibe zu bieten hat, erfahrt Ihr im Artikel.

Originaltitel: Crying Freeman

Regie: Christophe Gans

Darsteller: Mark Dacascos, Julie Condra, Tchéky Karyo, Mako, Byron Mann, Yōko Shimada

Artikel von Christian Jürs

Die verwaiste und in sich gekehrte Malerin Emu O’Hara (Julie Condra) hat mit ihrem Leben abgeschlossen. Eigentlich wollte sie, während ihres Aufenthalts in San Franciso, lediglich in der Natur ihrer Kunst freien Lauf lassen, als sie Zeuge eines Attentats durch Profikiller Yo (Mark Dacascos) an einigen Yakuza wird. Der gentlemenhafte Mörder stellt sich nach Ausführung seines Jobs noch kurz der Zeugin vor, ehe er verschwindet. Für Emu steht fest: Yo wird zurückkehren und die unliebsame Zeugin aus dem Weg schaffen.

Zurück in ihrem Haus in Vancouver malt sie ein Portrait des Mörders mit der Träne im Gesicht und bittet ihn schließlich, als er vor ihr steht, dass er ihr vor dem Tode noch ihre Unschuld rauben möge. Danz Gentlemen, macht sich Yo nackig und vollzieht den Liebesakt, was ihre gemeinsame Liebe aufkeimen lässt. Wer hat seine Freundin nicht auf diesem Wege kennengelernt? Natürlich bringt Yo es nicht übers Herz, seine Herzallerliebste ins Jenseits zu befördern, was ihn prompt in Ungnade bei seinen Jungs, den „Sons of Dragons“, fallen lässt, woraufhin die Jagd auf ihn und Emu eröffnet wird, die bis nach Japan führt…

Regisseur Christophe Gans legte mit dieser kanadischen Produktion, die größtenteils in Vancouver gedreht wurde, sein Langfilmdebut hin. Hierbei hielt er sich recht eng an die Comicvorlage, auch wenn in dieser sowohl Sex, als auch Gewalt deutlich expliziter dargestellt wurden. Aber wir haben hier einen Actionfilm der Neunziger, da war man noch etwas zahmer in der Darstellung. Trotzdem reichte es bei uns für eine Indizierung, da man damals in Deutschland auf Killer, die beidhändig und in Zeitlupe diverse Statistengegner im Bleiballett richteten, egal ob blutig oder nicht, allergisch reagierte. Heute gibt es dafür zu Recht eine Jugendfreigabe.

Wer bei Bleiballett hellhörig wurde, ja, Regisseur Gans zitiert in Ton und Machart konsequent das damals moderne Hongkong Kino eines John Woo, wohl auch, da dieser mit Hard Target – Harte Ziele bereits ebenfalls einen Hit im westlichen Kino landen konnte, aber auch, weil es tatsächlich verdammt gut zur Geschichte passt und außerdem scheiße gut ausschaut. Nein, an die Choreographie von Meister Woo ragt Gans nicht heran, einige Szenenabläufe scheinen wahllos aneinandergereit zu sein und sein Einsatz von Zeitlupenaufnahmen ist auch als nahezu inflationär zu bezeichnen. Trotzdem, dank der von Dacascos eigens entworfenen Choreographie der Kämpfe, seiner Präsenz und der Tatsache, dass er alle seine Stunts selbst ausführte, hat diese tragisch-romantische Actionschlachtplatte für Männer alles zu bieten, was ein guter Actionfilm braucht. Kampfsport, Schießereien, korrupte Bullen, Geschwafel von Ehre und natürlich Sex. Schade nur, dass Frau Condra entgegen ihres Zeichentrickvorbilds nur wenig Einblicke zulässt. Schön hingegen, dass sie am Set Herrn Dacascos kennen und lieben lernte. Beide sind bis heute liiert und haben drei gemeinsame Kinder.

Schauspielerisch allen überlegen ist selbstverständlich Tchéky Karyo (Kiss of the Dragon), der als Bulle zwischen den Fronten die wohl interessanteste und ambivalenteste Figur darstellt. Es ist immer wieder eine Freude, den charismatischen Schauspieler in einem Film zu sehen. Auch hier gelingt es ihm, ein Wechselbad der Gefühle beim Zuschauer auszulösen.

Meine Haltung zur neuen Veröffentlichung von Turbine Medien ist hingegen vollkommen klar, denn diese ist äußerst gelungen. Ist das Bild auf Blu-ray (1080p) schon extrem scharf, kann die Ultra HD Scheibe (2160p) noch eine gehörige Schippe drauflegen, auch wenn der Film auch hier sein Alter natürlich nicht verbergen kann. Der Ton (DTS HD 5.1 & 2.0) ist auf beiden Scheiben glasklar.Das Bonusmaterial ist reichhaltig, befindet sich allerdings nur auf der Blu-ray. Es gibt einen Audiokommentar mit Christophe Gans, sowie Interviews mit ihm und Mark Dacascos, entfernte Szenen, Featurettes, Teaser und Trailer.

Crying Freeman – Der Sohn des Drachen ist ein guter Actionfilmvertreter der Neunziger, der auch heute noch funktioniert. Wer gerne John Woo und Co. aus dieser Zeit mochte, kann hier bedenkenlos zugreifen, zumal die Limited Edition recht kostengünstig erhältlich ist. Wer den Film bereits im Regal hat, braucht allerdings nur zuzugreifen, wenn er im Besitz eines 4K Fernsehgerätes ist. Die Blu-ray ist nämlich identisch mit der Erstauflage, was der verräterische Aufdruck „ab 18 Jahren“ bestätigt.

Insgesamt schön stylisches und altmodisches (ich fühle mich bei diesen Worten verdammt alt, da ich damals bereits volljährig war und das Tape von Warner Home Video im Regal stehen hatte) Actionkino, dass Fans immer noch großen Spaß bereiten kann. Gans und Dacascos arbeiteten daraufhin zusammen am ebenfalls sehenswerten Pakt der Wölfe.

Trailer:

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