Nein, hier geht es nicht um eine Dokumentation über die Schmuse-Hard Rock Band mit dem beinahe selben Namen, die einst mit „Here I go again“ und „Is this Love“ zum Kuscheln auf der heimischen Couch einluden. Hier handelt es sich um die Animationsfilmvariante eines alten, chinesischen Märchens, welches bei uns eher unbekannt sein dürfte, im Land der Morgenröte jedoch zur Allgemeinbildung gehört. Also haben wir uns weitergebildet und uns die Legende zu Gemüte geführt in dieser neuen Veröffentlichung von EUROVIDEO…
Originaltitel: Baishe: Yuanqi
Regie: Amp Wong (als Jiakang Huang), Ji Zhao
Sprecher (deutsch): Andrea Dewell, Marco Sven Reinbold, Carolin Sophie Göbel, Sabina Godec, Bert Stevens
Artikel von Christian Jürs
Begeben wir uns etwa 500 Jahre in die Vergangenheit. Zu dieser Zeit wird in China die junge Schlangendämonin Xiao Bai von ihrer Meisterin beauftragt, einen finsteren General zu ermorden. Dieser versklaft die Einwohner eines Dorfes im Auftrag des Kaisers. Er lässt sie alle Schlangen in der Umgebung einfangen, um deren Kraft als Lebenselixir für das Staatsoberhaupt zu gewinnen. Tatsächlich aber ist es es, der die Schlangenkraft in sich aufnimmt um seinen finsteren Allmachtsplänen nachzugehen. Doch damit soll jetzt ein- für allemal Schluss sein, sobald Xiao Bai ihren Mordauftrag erledigt hat. Doch die junge Schlangenfrau, die sich auch in einen mächtigen Schlangenkörper transformieren kann, versagt bei ihrem Attentat und unterliegt im Kampf gegen den General. Verletzt und ohne Erinnerung, erwacht sie in ihrer menschlichen Erscheinung in einem Dorf, in dem sich eine ältere Dame ihrer angenommen hat. Dort lernt sie den jungen Schlangenfänger Xuan kennen, der es allerdings bislang nur zum Kräutersammler geschafft hat und einen knuffigen Hundefreund namens Dudou besitzt.
Es kommt wie es kommen muss: Der sympathische Pflanzensammler und die unter Amnesie leidende Xiao Bai verlieben sich ineinander. Ihre Meisterin ist empört und hetzt ihr deren eigene Schwester Xiao Qing auf den Hals, die in bester Snake Plissken-Manier einen Zauber in sich trägt, der nach drei Tagen ihr Leben beendet, sofern ihre Mission scheitert. Zu allem Überfluss erfährt der General ebenfalls von der Anwesenheit Xiao Bais im Schlangenfängerdorf und hetzt seine Soldaten dorthin, die jeden Zentimeter auseinandernehmen. Als Xiao Bai von ihrer Schwester aufgesucht wird und die Wahrheit über ihr Leben erfährt, muss sie sich zudem zwischen Pflicht und Liebe entscheiden…
Zunächst einmal muss man das Pixar-verwöhnte Zuschauerauge kräftig blinzeln lassen, um sich an die etwas gröbere und schlichtere Animation aus Fernost gewöhnt hat. Doch schnell hat man dies verdrängt, denn die Macher verwenden eine ganz eigene, originelle Bildsprache, die durchaus zu beeindrucken weiß. Die Szenerie wird, vor allem in der Schlangenwelt, von surrealen Bildern bestimmt. Oft ist der Hintergrund handgezeichnet, was ebenfalls wunderschön ins Bild passt. Die zahm-erotisch angehauchten Liebesszenen und das gelegentliche Blutspritzen erklären die FSK 12 Freigabe und sollte unbedingt beachtet werden, da hier ansonsten Albtraumgefahr droht bei den Kleinen.
Trotzdem hat man für die Kleinen, Dudou, den niedlichen Hundefreund, der durch einen Zauber später auch sprechen kann, in die Handlung eingebaut. Ein klassischer Fall von Zielgruppe verfehlt. Denn dieser Comic Relief Charakter wirkt etwas fremdkörperhaft, auch wenn Dudou zweifellos sympathisch ist und auch nicht ganz so niedlich wie seine Disney-Brüder. Er passt eigentlich nicht hinein. Ein weiteres Manko ist der etwas ausufernde Monsterkampf im letzten Drittel, der das Herz des Godzilla-Fans in mir zwar höher schlagen ließ, gerne trotzdem aber ein klein wenig kürzer hätte ausfallen dürfen. Doch das ist Jammern auf hohem Niveau.
Optisch macht White Snake – Die Legende der weißen Schlange trotz einfacherer Animation einiges her. Passend hierzu ist das Bild (2,40:1) der Blu-ray gestochen scharf. Auch der Ton (Dolby Digital 5.1) weiß zu überzeugen. Die Synchronisation ist zudem gelungen. Als Bonusmaterial gibt es ein Making Of, einen Storyboard-Vergleich, drei Musikvideos, ein Interview mit dem Regisseur und deutsche Untertitel für Hörgeschädigte. Im Mediabook liegt ein Booklet bei.
Auch wenn mir die Realverfilmung mit Jet Li mit dem Titel Die Legende der weißen Schlange – The Sorcerer and the White Snake noch besser gefiel, ist diese Animationsvariante durchaus sehenswert. Da die Scheiben recht günstig angeboten werden, kann man hier bedenkenlos zugreifen.