College-Studenten können grausam sein und das nicht nur im realen Leben, sondern natürlich auch im Film. Mit TORTURE – EINLADUNG ZUM STERBEN (2018) erschien nun jüngst über Lighthouse Home Entertainment ein kleiner gemeiner Schocker, der die obskuren Aufnahmerituale der Generation AMERICAN-PIE wie einen Kindergeburtstag wirken lässt. Ob das am Ende für kurzweilige Unterhaltung genügt, klären wir in unserer Kritik!
Originaltitel: Pledge
Drehbuch: Zack Weiner
Regie: Daniel Robbins
Darsteller: Zachery Byrd, Phillip Andre Botello, Aaron Dalla Villa, Zack Weiner, Cameron Cowperthwaite, Joe Gallagher…
Artikel von Christopher Feldmann
Wahrscheinlich jeder hat in seinem Leben schon mal einen College-Film gesehen, in dem es zünftig zur Sache geht. Während die meisten sich eher auf das inszenieren von eskalierenden, dekadenten Partys konzentrieren, bei denen Sauf-Orgien, Frauen und abstruse Spiele im Fokus stehen, hat sich (zumindest meiner Auffassung nach) noch niemand daran gewagt, dieses Szenario in ein anderes Szenario zu transportieren, denn das Leben auf dem Campus ist nun mal nicht immer Sonnenschein. Das müssen unsere Protagonisten in TORTURE (2018) auf ganz schmerzhafte Weise erfahren, denn der Horrorfilm geht über die üblichen „Wer als erstes kotzt, verliert!“-Standards hinaus und skizziert den Mythos der Studentenverbindung als beinharte Schlachtplatte. Das ist nicht frei von einem gewissen Unterhaltungswert, letztendlich aber auch kein großer Wurf.
Handlung:
Die drei Studentenfreunde David (Zack Weiner), Justin (Zachery Byrd) und Ethan (Phillip Andre Botello) haben es nicht gerade leicht in ihrem neuen Lebensabschnitt als Studenten am College. Ihre Bemühungen, in eine Verbindung aufgenommen zu werden, laufen regelmäßig ins Leere, dabei wollen die drei Kumpels doch nur dazugehören, Partys feiern und Frauen kennen lernen. Doch schon das Aussehen der prototypischen Nerds erstickt jede Hoffnung auf Anschluss im Keim. Als ihnen die hübsche Rachel (Erica Boozer) über den Weg läuft und sie zu einer geheimen Party einer eigenwilligen „Verbindung“ einlädt, stehen die Chancen des Trios zum ersten Mal gut. Es gibt Alkohol, Frauen und wohlwollende Worte der Veranstalter, die die drei potenziellen Anwärter direkt zum Aufnahmeritual bitten. Doch dies übersteigt jede Vorstellungskraft und steigert sich zu einem Kampf auf Leben und Tod.
Der Blick auf das Back-Cover der DVD, die uns freundlicher Weise von Lighthouse Home Entertainment zur Verfügung gestellt wurde, machte mich stutzig. Die Laufzeit dieses Horrorfilms wird mit gerade einmal 74 Minuten angegeben. Keine Sorge, Puristen können aufatmen, die vorliegende Fassung ist tatsächlich ungeschnitten, ist aber im Vergleich zur gängigen Masse, die gerne mal künstlichen aufgeblasen wird, um mindestens eine Länge von zwei Stunden zu erreichen, eher selten. Und tatsächlich bietet TORTURE ein kurzes Vergnügen, denn Regisseur Daniel Robbins und Drehbuchautor/Hauptdarsteller Zack Weiner konzentrieren sich hier auf das Wesentliche und verzichten auf unnötige Schlenker oder Füllszenen, auf die der interessierte Horror-Fan sowieso getrost verzichten kann.
Das ist mitunter auch einer der größten Pluspunkte des Films, der ansonsten wenig Neues bietet. Schon der Einstieg unserer drei Protagonisten, die wirklich wie die Parade-Loser aus dem Lehrbuch für Teenager-Klamotten wirken, dämpfen die Vorfreude auf einen zünftigen Schocker. Abgedroschene Sprüche über das College-Leben und Hauptsache Party, Weiber und ganz viel Bier. Dass mindestens zwei der Freunde lieber im Keller X-Box zocken würden, ist letzten Endes auch egal, einmal cool sein ist weitaus wichtiger. Immerhin ist dieser holprige, arg hölzerne Einstige nicht von langer Dauer, denn nach gefühlt zehn Minuten geht es schon ans Eingemachte.
Das gestaltet sich aber weit weniger berauschend als erwartet, denn obwohl es den ominösen Schnöseln, die in einer Villa mit reichlich Zugriff auf Saus und Braus, ums foltern, terrorisieren und töten geht, fehlt es diesem Streifen sprichwörtlich an Druck. Auch wenn es ab und an ein paar Gewaltspitzen und unschöne Szenen gibt, wirklichen Splatter der Marke HOSTEL (2005) und Konsorten sollte man hier nicht erwarten. Tatsächlich hätte man das Ganze auch ab 16 Jahren freigeben können. Auch Spannung kommt nie so wirklich auf, was dafür sorgt, dass TORTURE einfach fad wirkt. Klar, das Drehbuch überspitzt die Klischees klassischer College-Szenarien und will damit wohl ausdrücken, dass das Streben nach Zugehörigkeit nur um der Coolness willen nicht immer die beste Idee ist, wirklich kritisch hinterfragend oder gar satirisch wird der Film leider nie. Dafür hatten die Macher bei 74 Minuten auch kaum Zeit, weswegen man sich auf den psychischen und physischen Terror konzentriert, der von klassischer Folter mit Ratte und Bunsenbrenner bis zur Bearbeitung mit dem Messer die ganze Palette abdeckt, nur eben auf platte Art und Weise, die wirkt wie von Vorgestern. Lediglich gegen Ende überrascht das Drehbuch mit einer gewissen Konsequenz, die aber leider viel zu spät kommt um die vorherige Ideenarmut auszugleichen.
Lediglich die Antagonisten sind schön am chargieren und bieten somit etwas Unterhaltungswert. Während unsere drei Loser eigentlich relativ blass bleiben und ich zu keinem Zeitpunkt wirklich mit ihnen gefühlt habe, kam ich bei dem überdrehten Spiel Aaron Dalla Villa und Cameron Cowperthwaite schon eher auf meine Kosten. Die drehen nämlich ordentlich auf, als hätten sie Schauspielunterricht bei Nicolas Cage persönlich genossen. Aber auch die Inszenierung bleibt hinter ihren Möglichkeiten zurück. Das Setting geht in Ordnung und der Film sieht, gemessen am kleinen Budget, solide aus, die Kamera ist allerdings oftmals hektisch und verleidet den Genuss ab und an.
Lighthouse Home Entertainment hat TORTURE nicht nur als Blu-Ray und DVD veröffentlicht, sondern auch direkt als limitiertes Mediabook. Dieses wird zu einem moderaten Preis verkauft, mehr ist der Film allerdings auch nicht wert, vor allem da neben einem Booklet kein Bonusmaterial vorhanden ist. Bild- und Tonqualität sind hingegen sehr sauber.
Fazit:
Mit TORTURE – EINLADUNGEN ZUM STERBEN (2018) bekommen Allesgucker neues Futter geboten, welches mit gerade einmal 74 Minuten Laufzeit kurzweilige Genre-Unterhaltung verspricht. Wer allerdings sein Abendprogramm sorgfältig gestaltet, wird an Daniel Robbins College-Horror wahrscheinlich wenig Gefallen finden. Dafür ist die Story zu banal, die Schauspieler zu mittelmäßig, die Inszenierung zu fad und der Horror am Ende auch irgendwie zu zahm.
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