Keine Macht den Drogen! Okay, gemessen am Output, den Nicolas Cage in den letzten Jahren in die DVD-Regale gekegelt hat, scheinen bewusstseinserweiternde Substanzen manchmal nicht gänzlich unangebracht. Mit RUNNING WITH THE DEVIL (2019) hat nun ein neuer Direct-to-Video-Titel über Koch Films seinen Weg in den Handel gefunden, in dem der ehemalige Hollywood-Star als Cleaner eines Drogenkartells aufräumt. Ob dieser Streifen die endgültige Kehrtwende in Richtung bessere Filme macht, erfahrt ihr in unserer Kritik!

Originaltitel: Running with the Devil

Drehbuch & Regie: Jason Cabell

Darsteller: Nicolas Cage, Laurence Fishburne, Cole Hauser, Leslie Bibb, Barry Pepper, Adam Goldberg…

Artikel von Christopher Feldmann

Nicolas Cage hat wirklich eine bewegte Karriere vorzuweisen. Vom aufstrebenden Jungstar in den späten 1980er Jahren, der mit Filmen wie ARIZONA JUNIOR (1987) und ZEIT ZU LEBEN, ZEIT ZU STERBEN (1989) auf sich aufmerksam machte, über verheißungsvolle Rollen in ambitionierten Projekten wie WILD AT HEART (1990) oder RED ROCK WEST (1992), bis hin zum Oscar-Gewinn für das Alkoholiker-Drama LEAVING LAS VEGAS (1995), hat sich Cage einen Namen gemacht, bevor er schließlich zum Zuschauer-Magnet für Blockbuster wurde. Bis weit in die 2000er hinein, legte er einige erfolgreiche Kinofilme vor, bevor langsam der Abwärtstrend einsetzte und das Direct-to-Video-Fach sein Zuhause wurde. Seit einigen Jahren rockt Nic alles runter, Hauptsache die Kohle stimmt, denn wer gerne dem Kaufrausch im großen Stil frönt, ist auf einen ständigen Geldfluss angewiesen. So haben wir einige Graupen gesehen, bevor er mit MANDY (2018) um die Ecke kam und alle dachten, dass es jetzt bergauf gehen würde. Pustekuchen, denn auch wenn Cage sich ab und an in durchaus interessante und ambitionierte Projekte verirrt, wie zuletzt COLOR OUT OF SPACE (2019), kehrt er immer wieder zu den gering budgetierten B-Movies zurück. Auch RUNNING WITH THE DEVIL (2019) ist da keine Ausnahme. Trotz guter Ansätze, ist auch dieser Drogen-Thriller ein weiteres laues Lüftchen in der stürmischen Karriere des Nicolas Cage.

Handlung:
Der Chef eines internationalen Drogen-Kartells (Barry Pepper) ist sauer. Nicht nur, dass er sich mit den Behörden herumschlagen muss, nein, auch eine große Menge seiner sich momentan im Umlauf befindenden Drogen entpuppt sich als gnadenlos verschnitten, was nicht nur zu toten Konsumenten führt, sondern auch die Aufmerksamkeit der DEA auf die Vertriebskette der Organisation zieht. Besonders heikel; The Agent in Charge (Leslie Bibb) ist die Schwester eines Opfers und hat nun eine persönliche Rechnung mit dem Kartell offen. Um das schwarze Schaf zu eliminieren schickt The Boss seinen Qualitäts-Experten The Cook (Nicolas Cage) los, um denjenigen ausfindig zu machen, der auf eigene Rechnung arbeitet. Langsam kommt er dem Dealer The Man (Laurence Fishburne) auf die Spur, doch ist er wirklich der Schuldige?

Schon der Beginn des Films betreibt obligatorisches foreshadowing und führt dem Zuschauer eine zugegebenermaßen unangenehme Szene vor Augen, in der ein nicht erkennbarer Mann nackt zum sprichwörtlichen Scheiterhaufen geführt wird. Das soll Spannung erzielen, den Zuschauer mitreißen, verpufft aber letztendlich in einer erwartbaren Auflösung.

Wenn schon dieses Element nicht so richtig zünden will, was bleibt denn ansonsten noch übrig bei einem Film wie RUNNING WITH THE DEVIL (2019)? Nicht viel. Autor und Regisseur Jason Cabell versucht sich hier an einem geistigen Nachzügler solch geschätzter Werke wie TRAFFIC (2000) oder SICARIO (2015), erreicht aber natürlich nie deren Klasse, auch wenn die Ansätze gar nicht mal so verkehrt sind. Cabell bemüht sich, dem Zuschauer einen detaillierten Einblick in die Organisation und Vertriebskette eines internationalen operierenden Drogen-Kartells zu geben. Vom Boss, der die Anweisungen gibt, über die Qualitätskontrolle bis hin zum Transport, beleuchtet der Streifen manch interessante Arbeitsvorgänge. Das ist schon mehr, als der handelsübliche Auftragsfilmer leisten würde. Trotzdem verzettelt sich Cabell in seiner eigenen sprunghaften und episodischen Erzählung, denn die eigentlich straighte Prämisse vom stoischen Cleaner, der das schwarze Schaf finden und ausmerzen soll, kommt nie so wirklich zum Tragen.

Cabell vergisst die Spannung förmlich und spult eine Füllszene nach der anderen ab, die einen gewissen Flow verhindern. So kommen auch diverse Figuren wenig zur Geltung. Sei es die getriebene Agentin, die erstaunlich blass bleibt oder der, von Cole Hauser, verkörperte Executioner, der so gar nichts zum regen Treiben beizutragen hat. Selbst Nicolas Cage, der hier entgegen seines sonstigen Auftretens erstaunlich ruhig und zurückgenommen spielt, wird schon fast zur Nebenfigur degradiert, obwohl er eigentlich eine tragende Rolle inne hat. Für solch einen B-Film werden zu viele Charaktere ins Spiel gebracht, deren Story immer wieder unspektakulär im Sand verläuft. Die limitierten Schauspieler tragen ihren Teil dazu entscheidend bei. Lediglich Laurence Fishburne zeigt sich gut aufgelegt und gibt mit viel Spaß den abhängigen Junkie mit einem Faible für üppige Prostituierte.

Auch inszenatorisch reißt der Drogen-Thriller keine Bäume aus. Cabell inszeniert kühl und geerdet, das vermutlich begrenzte Budget macht sich aber oft an den farblosen und wenig aufregenden Sets bemerkbar. Man sollte auch keinen Actionfilm erwarten, RUNNING WITH THE DEVIL steht mehr in der Tradition des Eingangs erwähnten TRAFFIC (2000) und bemüht sich, ein realistisches Bild des organisierten Drogenhandels zu zeichnen. Erst gegen Ende schaltet der Film einen Gang hoch und konzentriert sich auf Cage und Fishburne, was aber letztendlich zu wenig ist, um 100 Minuten bei der Stange zu bleiben. Zwar lassen sich dem Ganzen nicht wirklich handwerkliche Mängel vorwerfen (bis auf das obligatorisch schlecht aussehende CGI-Feuer), so richtig in Fahrt kommt RUNNING WITH THE DEVIL leider nie.

Den deutschen Vertrieb hat Koch Films übernommen, die den Film jüngst als DVD und Blu-Ray im Heimkino veröffentlicht haben. Bild- und Tonqualität sind, gemessen am üblichen Label-Standard makellos und neben dem Trailer und einer Bildergalerie gibt es immerhin auch Interviews mit Cage und Fishburne.

Fazit:
Auch das neueste Nicolas Cage-Vehikel wird keine Preise oder begeisterte Zuschauerreaktionen nach sich ziehen. RUNNING WITH THE DEVIL (2019) ist ein, auf dem Papier, durchaus ambitionierter Versuch eines Drogen-Thrillers, letztendlich aber allerhöchstens nur Mittelmaß für Allesgucker und hart gesottene Cage-Jünger, die vor keinem Film Halt machen. Sicher nicht so schlecht wie vergangenes Zeug aber auch nichts, was man gesehen haben muss. Schade eigentlich, das hätte was werden können!

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