Schundfans aufgepasst! Wer auf das Bahnhofskino der Siebzigerjahre abfährt und Filme wie Death Proof, Planet Terror, Machete und Death Race an vorderster Front im Sammlerregal stehen hat, der dürfte mit der Serie Blood Drive, deren erste- und einzige Staffel gerade von JUSTBRIDGE ENTERTAINMENT im Handel erschien, seine helle Freude haben. Wir haben uns die Mischung aus Sex, Gewalt und guter Laune, die Arthouse Fans das Grausen lehren dürfte, einmal genauer angesehen. Hier unser Fazit.
Regie: David Straiton, Meera Menon, Lin Oeding, Roel Reiné, James Roday Rodriguez, Gregg Simon
Darsteller: Alan Ritchson, Christina Ochoa, Thomas Dominique, Marama Corlett, Colin Cunningham
Artikel von Christian Jürs
Wir befinden uns im Jahr 1999, allerdings in einer alternativen Realität, die eine Welt, irgendwo zwischen Die Klapperschlange (der 1997 spielt) und Mad Max (dessen Handlungszeitraum nicht näher definiert wird), darstellt. In diesem Paralleluniversum hat die Fa. Nestlé ganze Arbeit geleistet, denn durch Fracking bekam das Land einen Riss, der parallel zum Mississippi River verläuft und Amerika fortan in zwei Hälften teilt. Wasser ist knapp und wird per Automatenausgabe rationiert. Noch rarer ist allerdings mal wieder der gute, alte Treibstoff, wodurch der Preis für eine Gallone Sprit bei ca. 2.000 $ liegt. Da hätte nicht einmal Markus mehr Spaß.
In dieser Welt lebt Arthur Bailey (Alan Ritchson), einst ehrbarer Polizist der L.A.P.D., die mittlerweile zur städtischen Polizei Contra Crime umfunktioniert wurde. Diese geht mit äußerster Brutalität gegen gemeine Wasserdiebe vor, was „Saint Arthur“, wie unser Held von seinen Kollegen aufgrund seiner sanften Ader genannt wird, sauer aufstößt. Immer noch versucht er, in einer Welt die aus den Fugen geraten ist, die Menschen zu schützen und Recht und Ordnung walten zu lassen, was nahezu unmöglich erscheint.
Eines Tages erhalten er und sein Partner Christopher Carpenter (Thomas Dominique) den Tipp von einem gefassten Junkie, dass etwas Großes in einem nahegelegenen Lagerhaus vonstatten geht. Bei der anschließenden Observierung entdecken die beiden eine merkwürdige Großveranstaltung, die von dem bizarren Julian Slink (Colin Cunningham) abgehalten wird. Es handelt sich um ein brutales Rennen, an dem mehrere Gestalten teilnehmen, die direkt aus einem Wohnheim für Serienkiller zu stammen scheinen. Die beiden Cops werden Zeuge von der außergewöhnlichen Methode, mit der die Fahrzeuge betankt werden. Mittels Häcksler im Motorraum dienen nämlich Menschen, die vor den Augen des gröhlenden Publikums zerlegt werden, als Kraftstoff für die schnellen Gefährte. Eine neue Geschäftsidee für VW?
Arthur kann die Meuchelei nicht tatenlos mit ansehen und gibt sich der blutgierigen Meute als Cop zu erkennen. Keine gute Idee, denn die fackeln nicht lange und überwältigen den Gesetzeshüter. Sein Partner kann in letzter Sekunde fliehen. Da es dem perversen Präsentator Carpenter nicht ausreicht, Arthur einfach töten zu lassen, denkt er sich ein perfiedes Spiel aus. Er zwingt den Cop, ebenfalls am Rennen teilzunehmen. Überredet bekommt er ihn, indem er ihm Elektroden injizieren lässt, die mit einem anderen Fahrer verbunden sind. Ähnlich wie einst bei Rutger Hauer und Joan Chen in Wedlock, dürfen sich die beiden nur wenige Meter voneinander entfernen, ansonsten werden die Teilnehmer mit Stromstößen gefoltert, die bis zum Tode führen können.
Hilflos, muss Arthur sich beugen und begleitet fortan die hübsche, jedoch gnadenlose Grace d’Argento (Christina Ochoa) auf ihrer Fahrt. Diese hat den festen Willen zu gewinnen, um das Preisgeld in Höhe von 10.000.000 $ zu kassieren. Sie möchte sich jedoch nicht daran bereichern, sondern benötigt das Geld, um ihre Schwester aus einer Nervenheilanstalt auslösen zu können. Zunächst weigert sich Arthur, doch die massiven Stromstöße und die Aussicht, dass nach jeder Etappe die Elektroden der Letztplatzierten auf Sprengung programmiert werden, stimmen ihn schlussendlich um. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt…
Herrliche Bahnhofskinoatmosphäre versprüht diese leider nur sehr kurzlebige Serie, die aufgrund schlechter Quoten nach der ersten Staffel nicht in die Verlängerung gehen durfte. Dass ist schade, denn in der fiktiven Welt, in der Sex und Gewalt an der Tagesordnung stehen, wären noch vielfältige Abenteuer möglich gewesen. Dabei gibt die Serie, deren 13 Folgen eine Laufzeit von je einer dreiviertel Stunde haben, von Anfang an Vollgas. Man muss allerdings auch zugeben, dass die Geschichte im Mittelteil auf der Stelle tritt und den eigentlichen Fokus, das Rennen, ein wenig aus den Augen verliert. Es wirkt fast so, als hätten die Macher diese Staffel mit Krampf auf 13 Episoden auswalzen müssen, was der Serie letztlich geschadet hat. Mit 3 – 4 Episoden weniger hätten sich die Macher durchaus einen Gefallen getan.
Im Grunde ist dies aber jammern auf hohem Niveau, denn auch, wenn selbiges eher niedrig angesiedelt ist, so haben Fans von trivialen Werken wie der Death Race Reihe oder Quentin Tarantinos und Robert Rodriguez Grindhouse Projekt ihre helle Freude. Hier wird gesplattert und gef*#§t, was das Zeug hält. Erstaunlich, was heutztage so alles durch die FSK-Prüfung rutscht. Vor einigen Jahren wäre dies noch undenkbar gewesen.
Schnell, leider kurzlebig, mit origineller Regie und sympathischen Darstellern, so lässt sich die Serie, die im Mittelteil ein wenig schwächelt, bestens zusammenfassen. Wer diese Art von Unterhaltung mag, macht hier nichts verkehrt und sollte zugreifen.
Die Serie kam auf 4 DVD´s oder 2 Blu-rays in den Handel. Bonusmaterial gibt es leider keins. Immerhin sind ein Wendecover ohne Flatschen und ein Schuber (bei der Blu-ray) vorhanden.
Trailer: