Unsere Freunde aus dem Norden haben in den letzten Jahren eindrucksvoll bewiesen, dass sie das Spannungskino beherrschen. Nun hat Koch Films mit BREAKING SURFACE – TÖDLICHE TIEFE (2020) einen weiteren Referenztitel für Freunde schwedisch norwegischer Nägelkauerkost veröffentlicht. Wir haben uns den Survival-Thriller angesehen und verraten euch, warum es sich hierbei um ein kurzweiliges Vergnügen für Genre-Fans handelt. 

Originaltitel: Breaking Surface

Drehbuch & Regie: Joachim Hedén

Darsteller: Moa Gammel, Madeleine Martin, Trine Wiggen…

Artikel von Christopher Feldmann

Dass die Natur der größte Feind des Menschen sein kann, ist ja mittlerweile hinreichend bekannt. Da ist es nicht ungewöhnlich, dass man sich auch auf filmischer Ebene immer wieder auf die Gewalt von Mütterchen Natur beruft, um Menschen in diverse Notsituationen zu bringen. Bekannte Produktionen wie CAST AWAY (2000) oder der Selbstfindungstrip INTO THE WILD (2007) haben die einzelnen Mechanismen bereits in Perfektion erzählt und doch war es 127 HOURS (2010), der den Überlebenskampf auf das Wesentliche reduzierte, in dem er James Franco zeigt, der versucht, sich aus einer Felsspalte zu befreien. Die schwedisch-norwegische Ko-Produktion BREAKING SURFACE – TÖDLICHE TIEFE (2020) erzählt ein ähnliches Szenario, doch statt sonnigem Panorama, spielt sich das Geschehen unter der kalten Wasseroberfläche ab und triggert dabei so ziemlich alle Urängste vor der Unterwasserwelt, denn der Survival-Thriller erzählt einen packenden Überlebenskampf vor malerischer Kulisse, der ordentlich Spannung im heimischen Wohnzimmer sorgt.

Handlung:
Die beiden Halbschwestern Ida (Moa Gammel) und Tuva (Madeleine Martin) begeistern sich seit ihrer Kindheit für den Tauchsport. Nicht einmal ein Unfall, bei dem Ida fast Schuld am Tod ihrer Schwester gewesen wäre, hat den Spaß am Tauchen gemildert. Mittlerweile erwachsen, brechen die beiden Frauen zu einem letzten, gemeinsamen Tauchgang auf, bevor Tulva auf die Philippinen geht. Doch der beschauliche Ausflug unter die Obrfläche eines Fjords endet in einer Tragödie, denn ein hinabstürzender Felsbrocken drückt Tulva auf den Grund. Nun muss Ida schnell handeln, um einen Weg zu finden, ihre Schwester zu befreien, denn der Sauerstoff neigt sich langsam aber sicher dem Ende zu!

Die Geschichte, die uns Regisseur und Drehbuchautor Joachim Hedén in BREAKING SURFACE auftischt, ist sicher nicht wirklich originell, keine Frage. Manchmal muss aber auch nicht unbedingt innovativ sein, sondern effektiv. Und genau das ist dem Filmemacher hier auf eindrucksvolle Art und Weise gelungen. Mit nicht einmal 80 Minuten Laufzeit kommt der Thriller schnell zur Sache und wirft unsere zwei Protagonistinnen in ein Schreckensszenario, dass man sich noch nicht einmal im Traum ausdenken will. Dabei sind es neben dem funktionierenden Spannungsbogen aber auch die kleinen Nuancen, die den Streifen abrunden. Zu Beginn gibt es eine Rückblende, die essenziell für die Figur der Ida ist. Als Mädchen wird sie von ihrer Mutter für den Beinahe-Tod ihrer Schwester verantwortlich gemacht, was eine tiefe Unsicherheit und labile Persönlichkeit zur Folge hatte. In nur wenigen Szenen zeigt der Film die Unterschiedlichkeit der beiden Figuren, ihre Stärken und Schwächen, die im späteren Verlauf erheblich den Nervenkitzel ausmachen.

Dass natürlich die unerschrockene Tulva diejenige ist, die auf dem Grund des Fjords eingeklemmt wird und nun von ihrer überforderten Schwerster gerettet werden muss, dürfte somit wohl klar sein. Es ist aber erstaunlich mit welch einfachen Mitteln es Hedén schafft, seine Figuren glaubwürdig und nachvollziehbar zu gestalten, ohne die üblichen Logikfehler oder Ungereimtheiten. Hier ist BREAKING SURFACE zwar nicht sonderlich komplex oder anspruchsvoll aber immerhin rund, was dazu führt, dass die Dramaturgie einfach funktioniert. Natürlich verzichtet Hedén dabei nicht auf die üblichen Mechaniken des Survival-Films und so muss Ida einige Steine überwinden, die ihr der Zufall in den Weg legt. Da geht schon mal das Ventil der Ersatzsauerstoffflasche kaputt oder der Kofferraum des geparkten Wagens lässt sich nicht öffnen, einige Zufälle, die aber nicht negativ auffallen, sondern die Spannung weiter in die Höhe treiben.

Neben der funktionierenden Dramaturgie und den glaubwürdigen Figuren, kann vor allem die Inszenierung überzeugen. Hedén setzt sein Setting wunderbar ungemütlich in Szene. Zwar ist die Kulisse der norwegischen Landschaft erwartungsgemäß imposant und malerisch, der Film zeigt sie jedoch als kaltes Niemandsland, in dem man auf sich alleine gestellt ist. Schnee, Klippen und eine raue Windstärke bestimmen das Szenario an der Oberfläche, während es Unterwasser nicht weniger unbequem ist. Hier hat Kameramann Eric Börjeson ganz Arbeit geleistet, denn die Aufnahmen in den Tiefen sind höchst beeindruckend und die einzelnen Winkel vermitteln stets eine bedrohliche Stimmung. Dabei bleibt das Geschehen immer übersichtlich, auch wenn die Dunkelheit ein zentrales Element darstellt.

Darstellerisch gibt es hier nicht viel zu berichten, denn BREAKING SURFACE ist zu 95% ein Zwei-Personen-Stück. Bis auf Trine Wiggen als Mutter, taucht bis zum Ende keine Menschenseele auf. Der gesamte Film wird von Moa Gammel und Madeleine Martin (nicht die Serientocher von David Duchovny in CALIFORNICATION) getragen, die ihren Job wahrlich meistern. Als Zuschauer bleibt man gerade an Gammel förmlich kleben und fiebert bei ihren verzweifelten Rettungsversuchen wirklich mit.

Die Blu-ray von Koch Films ist in Sachen Bild- und Tonqualität über jeden Zweifel erhaben und gerade die Unterwasserszenen kommen auf der Scheibe sehr gut zur Geltung. Neben einer Bildergalerie und dem Trailer, bietet das Bonusmaterial noch ein nettes Interview mit dem Regisseur.

Fazit:
BREAKING SURFACE – TÖDLICHE TIEFE (2020) ist ein echter Schaubefehl für die raue Jahreszeit. Der nordische Survival-Thriller packt einen bis zur letzten Minute und bietet gut inszeniertes Spannungskino vor toller Kulisse in nicht einmal 80 Minuten Laufzeit. Davon können sich Andere durchaus mal eine Scheibe abschneiden!

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