Regisseur Tate Taylor scheint gerne Filme mit Frauen in der Hauptrolle zu drehen. Nach The Help (2011) und Girl on the train (2016) nun also Ava, der variierte Nikita-Clon. Ava ist eine Profikillerin und trockene Alkoholikerin mit Familienanschluss, die nach über 40 Morden um ihr Leben und die Sicherheit ihrer Familie kämpfen muss. Damit die vorhersehbare Story nicht zu eindimensional wird, verpasste man ihr dazu noch einen Konflikt um die schwer erkrankte Mutter, gespielt von Geena Davis im Rollstuhl. An Ava nagt es also, ihre Hülle bekommt eine größer werdende Schramme. EUROVIDEO brachte den Actionfilm nun auf den heimischen Markt.
Originaltitel: Ava
Regie Tate Taylor
Darsteller: Jessica Chastain, John Malkovich, Colin Farrell, Joan Chen, Common, Geena Davis
Artikel von Kai Kinnert
Ava (Jessica Chastain) ist eine eiskalte Profikillerin, die für eine zwielichtige Organisation hochkarätige Zielpersonen auf der ganzen Welt ausschaltet. Doch als einer ihrer Jobs aufgrund falscher Informationen schiefläuft, wendet sich für Ava das Blatt. Sie wird in den Zwangsurlaub geschickt, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Noch weiß sie nicht, dass ihr Boss Simon (Colin Farrell) selbst Killer auf sie angesetzt hat und Ava ums eigene Überleben kämpfen muss.
Während der Autofahrt schminkt sich Ava noch die Lippen rot, zupft am adretten Hosenanzug und bringt ihre blonden Haare in Form. Der Zuschauer weiß sogleich, das Ava auf dem Weg zu einem Auftrag ist und hier gleich das Makellose, die Schönheit, mit Blut bespritzt wird. Frauen als Killer sind im Film natürlich attraktiv und erfüllen ihren Mordauftrag auch gerne mal im langen Abendkleid – am besten mit einer 22er Beretta oder einem Kampfmesser im Strumpfband. Und so kommt es, wie es kommen musste: Ava schießt in der folgenden Szene einem Typen ins Bein, was ihr geschminktes Gesicht mit Blut bespritzt und anschließend für den Kerl mit einem Kopfschuss endet. Die Schöne und der Tod. Doch kurz darauf findet sich Ava mit ihren Geschwistern bei ihrer todkranken Mutter (Geena Davis) wieder und es gibt verdeckten Seelenzwist. Die Mutter traut Ava nichts zu, hält sie eigentlich für eine Versagerin und verspricht sich von ihrem „neuen“ Job nicht viel. Natürlich weiß die Mutter nicht, dass ihre Tochter eine Killerin ist und darunter leidet, ständig Töten zu müssen. Avas Figur bekommt nun eine Zerbrechlichkeit, die, trotz des dramaturgischen Konsens, tatsächlich eine gewisse Spannung aufbaut, am Ende aber leider nicht erfüllt wird. Doch Jessica Chastain gibt sich in ihrer Rolle Mühe und findet so den nötigen Slot für die ansonsten vorhersehbare Story.
Ihr nächster Auftrag führt sie in die deutsche Botschaft, irgendwo im Nahen Osten. Hier hat Ava dann auch endlich Gelegenheit ein Abendkleid zu tragen und sich längere Feuergefechte mit Feldjägern der Bundeswehr zu liefern, bei denen sie fluffig die Überhand behält. Das Bundeswehr-Personal schlägt sich wacker, doch Ava radiert alle aus und verschwindet wie Rotkäppchen in der lauwarmen Luft einer arabischen Nacht. Doch so schlecht ist die Nummer gar nicht. Die Action ist elegant gelöst worden und liefert in den Feuergefechten zu jedem Schuss einen klaren Mündungsblitz, der als optische Idee das Bild ästhetisch aufwertet. Trotz des Remmidemmis, das Ava auf dem Botschaftsgelände veranstaltet, ist ihr Auftrag schiefgegangen. Daraufhin trifft sie sich mit ihrem väterlichen Mentor (John Malkovich), der in Anglerhose angelnd im Wasser steht und verständnisvolle Worte für sie findet. Ava hat nun Angst, das die Organisation sie für den misslungenen Auftrag töten will, doch John kann sie beruhigen. Der verordnete Zwangsurlaub sei ehrlich gemeint. Natürlich ist er das nicht, doch das wissen weder Ava noch John Malkovich. Ihr Chef Simon (Colin Farrell) empfindet beide als Sicherheitsrisiko und macht sich nun persönlich daran, das Risiko zu minimieren.
Neben dem Shoot Out in der deutschen Botschaft, bestimmen in erster Linie Faustkämpfe die Action in Code Ava – Trained to kill. Natürlich wurde hier viel getrickst und einiges im Schnitt und mit der Kamera gelöst – jedoch geht die Action dabei völlig in Ordnung. John Malkovich ist nun wahrlich kein Kampfexperte, aber selbst sein Faustkampf funktioniert. Die beste Nummer an dem Streifen ist allerdings Colin Farrell, der mit fies-modernem Haarschnitt und Schnauzbart eine gewisse Fiebrigkeit in seine Rolle einbringt, gut spielt und sich im Finale mit Ava nicht lumpen lässt. Der Kampf zwischen Ava und Simon ist überraschend gutes Actionkino im Hotelzimmer und dauert einige Minuten an. Die beiden Schauspieler haben tatsächlich einige Zeit für ihre Action trainiert, man merkt es und es tut dem Film gut.
Leider spielt das Seelenleben von Ava keine tiefere, ernst gemeinte Rolle in dem Film und hat so auch keinen dramaturgischen Einfluss auf das Geschehen. Zwar ist Ava aufgrund der Morde zur Alkoholikerin geworden und fängt kurz vor dem Finale wieder mit dem Saufen an, doch dieser Umstand hat keine Auswirkung und dient nur als Oberfläche. Auch das ihre Mutter sie ständig kritisiert und für eine Versagerin hält, bringt keine Tiefe, da es alles nur Oberflächen inszenierten Zeitvertreibs der Story sind. Eigentlich läuft alles, trotz der dramaturgischen Augenwischerei, auf den Kampf mit Simon hinaus. Und der ist immerhin ganz gut gemacht.
In Code Ava – Trained to kill spielen Jessica Chastain und Colin Farrell überraschend solide und haben ihre Action gut im Griff. Realismus wird hier zwar nicht groß geschrieben, doch werten die zwei großen Actionszenen den ansonsten günstig produzierten Film rechtzeitig auf. Ein Film für den lauen Sonntagnachmittag, der am Ende leider nicht vom Durchschnitt abweicht. Das hätte man besser hinbekommen können, doch der Schnauzbart steht Colin Farrell gut und Jessica Chastain kann auch im Abendkleid gefährlich sein.
Das Bild der Blu-ray ist klar und satt, der Ton ebenso. Als Extras gibt es ein Behind the Scenes.
Trailer: