Dank Corona hatten in der kurzen Öffnungszeit der Kinos auch kleine Filme ihre Chance auf ein Publikum. So auch diese südkoreanische Familienkomödie, die eine Verfilmung des gleichnamigen Webtoons I Don´t Bully You von Hun ist und es hier und da in die deutschen Kinos schaffte. CAPELIGHT PICTURES, frisch positioniert als Anbieter des aktuellen Kinos aus Südkorea, brachte nun diesen knuffigen und dennoch doppelbödigen Schwank um einen leeren Zoo, der ohne Attraktionen Geld erwirtschaften soll, für das Heimkino auf den Markt.
Originaltitel: Haechiji Ana (aka Secret Zoo)
Regie: Son Jae-gon
Darsteller: Ahn Jae-hong, Kang Sora, Park Young-kyu, Kim Sung-oh, Jeon Yeo-been
Artikel von Kai Kinnert
Tae-soo träumt von einer Karriere in der Anwaltskanzlei, in der er seit Monaten als Assistent auf Probe nur Botengänge erledigen darf. Sein Wunsch scheint zum Greifen nah, als ihm sein Chef eines Tages eine gut bezahlte Festanstellung unter folgender Voraussetzung verspricht: Tae-soo soll innerhalb von nur drei Monaten einen kurz vor der Pleite stehenden Zoo wieder zum Laufen bringen, damit sich ein potenzieller Käufer finden lässt. Da der Zoo mittlerweile fast alle Tiere hat verkaufen müssen und so natürlich keine Besucher anlocken kann, kommt Tae-soo eine verrückte, aber geniale Idee: Die verbliebenen Angestellten sollen in lebensechten Kostümen selbst in die Rollen der Tiere schlüpfen! Der Plan könnte aufgehen, denn wer würde schon unechte Tiere in einem Zoo vermuten?
Ein paar Angestellte müssen im Tierkostüm die fehlenden Attraktionen ersetzen, was gerade dem Eisbären schwer fällt. Während die Kollegen Faultier, Löwe und Gorilla kein Problem mit ihrer Show haben, fürchtet der Eisbär doch in seinem Kostüm aufzufliegen und traut sich kaum hinter seinen Felsen hervor. Zwar kommen ein paar Besucher in den Zoo, doch irgendwie liegen die „Tiere“ nur herum und nichts passiert. Das Publikum reagiert genervt und entlarvt sich als völlig verblödet, in dem es die Tiere mit Speiseresten und Softdrinks bewirft, nur damit etwas passiert. Als der Eisbär unter der südkoreanischen Sonne zu schwitzen anfängt und sich einen Schluck aus der Cola-Flasche gönnt, rastet das Publikum aus. Ein Eisbär trinkt Cola, das ist ja wie in der Werbung! Die Nummer geht viral und schon ist der Zoo voll und der Eisbär knallt sich literweise das Zuckerzeug rein, Rülpser inklusive. Werbung war schon immer Teil des zeitgenössischen, asiatischen Kinos und so verziert Coca Cola hier minutenlang die Szenerie der dennoch unterhaltsamen Sequenz um das Spiel mit dem Softdrink.
Doch dabei bleibt es nicht und so gehen die Tierdarsteller auch schon mal gedankenverloren im Kostüm durch die Gegend und sorgen so für seltsame Begegnungen, die das Treiben fast auffliegen lassen. Die Darsteller reißen sich zusammen, geben ihr Bestes und der Zoo wird zum Hit. Leider ahnt der Wadenbeißer des Kanzleichefs den Betrug und so kann nur ein echter, frustriert-wütender Eisbär die Rettung sein. Wie gut, das der im Käfig nebenan liegt und allergisch auf den Chef und auf falschen Eisbären reagiert.
Wie beim südkoreanischen Film üblich, hat der Streifen gleich mehrere Ebenen, die sich gut miteinander verbinden. Obwohl Tae-soo Karriere bei der Anwaltskanzlei machen möchte, ist ihm doch der Umgang mit seinen Angestellten und der Respekt vor den Tieren wichtiger, als das unmenschliche Geschäftsgebaren seines Chefs. Tae-soo stellt sich seinem Boss entgegen und auch sonst macht er sich Sorgen um die echten Tiere, denn für ihn ist der Zoo mehr als nur eine Investition. Ahn Jae-hong spielt die Rolle des Tae-soo charmant und mit Herz – und ist so die eigentliche Stütze des Films. Ohne ihn hätte die Nummer nicht funktioniert. Etwas Drama, etwas Verantwortung und etwas Komik bilden den Rahmen für die Handlung, die sich dann doch etwas zieht.
Der Streifen ist satte 20 Minuten zu lang und verliert sich streckenweise in seiner ruhigen Inszenierung, die einen etwas zähen Anfang liefert und sich später auch noch den einen oder anderen unnützen Dialog leistet. Dennoch. Das eigentliche Event von Rettet den Zoo sind die Angestellten im Tierkostüm, ihr Training und wie Tae-soo auf seine sanfte Art die Regie für seine „Tiere“ übernimmt und dabei selber Angst vor seiner Idee hat. Diese Szenen sind charmant und es kommt zu skurrilen Momenten, wie sie nur im asiatischen Kino perfekt erfunden werden können. Sei es die Sache mit der Coca Cola Schleichwerbung oder wie ein Typ, auf dem Boden liegend, einen Löwen, Eisbären und Gorilla auf sich zulaufen kommen sieht – man muss einfach grinsen, denn trotz kleiner, dramaturgischer Mängel ist der Streifen von Sympathie und Leichtigkeit durchzogen, die immer wieder hübsch ins Geschehen eingreift.
Rettet den Zoo hätte kürzer sein müssen, um als rundum gelungener Film durchgehen zu können. Doch dank einiger charmanter Szenen, seiner sympathischen Schauspieler und einem guten Grundgedanken, schafft der Streifen in den entscheidenden Augenblicken die Kurve. Insgesamt ein Film, zu dem man sich am Sonntagnachmittag ein Stück Butterkuchen mit einer Kanne Kaffee reinzieht.
Das Bild der Blu-ray ist satt, klar und schön in den Farben. Der Ton ist gut und die Synchronisation gelungen. Als Extra gibt es einen Trailer.
Trailer: