Ach du dickes Ei. Warum nicht mal ein Film über die Entwicklung eines automatischen Sturmgewehrs? Immerhin ist die Knarre der Verkaufsschlager schlechthin, häufig in Terroranschläge verwickelt und an allen Kriegsschauplätzen dieser Welt zu Hause. Wer möchte da nicht wissen, wie die Wumme entstanden ist, die man aus allen Nachrichtensendungen kennt? Fehlt jetzt eigentlich noch ein Film über Werner Gruner, dem Konstrukteur des MG 42, dem besten Maschinengewehr der Welt. CAPELIGHT PICTURES klemmte sich einen Docht und brachte dieses Waffen-Biopic nun frisch auf den heimischen Markt heraus.
Originaltitel: Kalashnikov
Regie: Konstantin Buslov
Darsteller: Yuriy Borisov, Olga Lerman, Sergey Gazarov, Artur Smolyaninov, Valeriy Barinov
Artikel von Kai Kinnert
Ostfront 1941: Der junge Panzerkommandant Michail Kalaschnikow wird im Kampf schwer verwundet. Arbeitsunfähig und ohne Aussicht auf Rückkehr an die Front, beginnt er im Krankenhaus mit Entwürfen für ein neues Sturmgewehr. Als er sich bei einer Ausschreibung mit seinem Bauplan gegen die Ideen der renommiertesten Erfinder der Sowjetunion durchsetzen kann, geht eines der gefürchtetsten Kriegswerkzeuge der Welt in Produktion: das AK-47.
Da ist man aber schon etwas stolz auf sein Gewehr. Es ist ja nicht so, das es in der russischen Industriehistorie nicht spannende und berichtenswerte Filmstoffe geben würde. So waren, zum Beispiel, die Luft- und Raumfahrtprojekte voll von Spannung und Wagnis – ganze Serien könnte man über diesen technischen Einfallsreichtum drehen, aber es wurde ein Streifen über ´ne Knarre.
Warum auch nicht. Und so haben sich das Russisches Ministerium für Industrie und Handel, der Konzern Kalaschnikow, das Zentrum für russische Militärgeschichte und das Russische Kultusministerium zusammengetan und sich ein paar Filmemacher geschnappt, die für den richtigen Gänsehautmoment sorgen sollten. Natürlich gehört der Waffenfetisch seit jeher zum Actionkino dazu. Optischen geben Knarren eben was her und erzeugen meist ein unterhaltsames – oder kritisches – Waffengetöse, je nach Genre eben. Dann sind die Waffen ein Teil der Inszenierung, was völlig ok ist, denn sie sind ja nicht Kern der Erzählung. Ob nun der Terminator, Rambo oder Dirty Harry den Abzug drückten – dieser Waffeneinsatz stand in einem filmischen Kontext und wurde in gekonnter Ikonografie aufgelöst, die sich aus einer Kunstform heraus ergab.
Ein Film aber, der die Waffe zum Inhalt macht, Biopic hin oder her, ist gezwungen, diese zu verherrlichen und begibt sich da in grenzwertige Gewässer. Es geht hier ja nicht darum, was die Waffe für tödliche Auswirkungen hat, sondern wie sie entsteht – damit sie eben das tun kann, wofür sie beliebt und berüchtigt ist. Da ist jemand stolz darauf, dass die AK-47 zu jeder Zeit in der Lage ist, Menschen auf aller Welt zu töten und zu dem auch noch der Verkaufsschlager schlechthin ist. Man kann an dieser Stelle nur den filmischen Gegenentwurf Lord of War – Händler des Todes (2005) mit Nicolas Cage empfehlen, der in den ersten Minuten eigentlich schon alles über den Erfolg der AK-47 aussagt.
Doch wenn man mal das moralische Getöse beiseite fegt, was bleibt da über? Nicht ganz so viel. Die Ostfront sind drei Panzer und 15 Leute, wobei auch später selten mehr Komparsen im Bild sind. Irgendwo auf Lichtungen, im Studio und an (wahrscheinlichen) Originalschauplätzen gedreht, gibt sich AK-47 – Kalaschnikow wie eine Folge aus der Terra X Reihe.
Was das Propagandakino angeht, ist das chinesische dem russischen Kino um Lichtjahre voraus. Für China liefern erprobte Regisseure wie Dante Lam eisenharte Actionmomente ab und verwischen meist locker den staatlichen Einfluss geschickt im Medium des Actionfilms und bleiben so einer kreativen Linie als Filmemacher treu. Hätte sich Dante Lam oder Tsui Hark diesem Biopic angenommen, wäre das ganz anders angegangen worden.
Doch dafür reichte das Geld nicht und so müht sich der Film im beschwingten Stile einer Terra X Folge durch die Historie von Michail Kalaschnikow, die nur müde mit etwas Beziehungs-Reigen angereichert wurde, den anfänglichen Einsatz an der Ostfront sparsam inszeniert und sich optisch auch sonst nur selten vom TV-Format lösen kann.
AK-47 – Kalaschnikow berührt einen nicht. Filmisch und inhaltlich ist diese Auftragsarbeit unerheblich. Der Streifen lotet weder Michail Kalaschnikow als Mensch und Konstrukteur aus, noch ist er ein optisch inspiriertes Tec-Movie, das sich den technischen Schwierigkeiten einer Waffenentwicklung widmet und läuft sich so an seiner kreativen Blutarmut leer. Ein Film für kugelsichere Waffenfreunde.
Das Bild der Blu-ray ist sauber und klar, der Ton ist gut. Als Extra gibt es einen Kinotrailer.
Trailer: