Ferien mit der Familie! Danach sehnen sich die Leute im Moment. Und so gerne würden wir ja unsere Verwandten sehen! John Candy sieht das in dieser Komödie allerdings ganz anders. Gerne würde er Dan Aykroyd auf den Mond schießen. In Kindertagen sah ich diesen Film auf VHS. Das Werk aus der Feder von Komödien-Routinier John Hughes erschien vor kurzer Zeit über Koch Films als HD-Premiere. Taugt mir der Ausflug in die Natur nach all den Jahren immer noch für einen langen Urlaub oder gehört er auch auf den Mond geschossen?
Originaltitel: Great Outdoors
Regie: Howard Deutch
Darsteller: John Candy, Dan Aykroyd, Stephanie Faracy, Annette Bening, Bart the Bear
Artikel von Victor Grytzka
Erinnerungen… Erinnerungen sind eine schöne Sache. Klar, unser Gehirn neigt ja dazu positive Erlebnisse abrufbar zu halten, während schlechte Eindrücke im Archiv abgelegt werden. An „Ferien zu dritt“ hatte ich eine Erinnerung. Mir war der Titel noch geläufig. Ich hatte auch irgendwas mit einem Bären im Kopf. Aber sonst war da nicht mehr viel. Flott mal in die Credits geschaut. Howard Deutch… na ja, geht so… hat sich nicht immer mit Ruhm bekleckert. John Candy, Dan Aykroyd, Annette Bening… JOHN HUGHES… Der muss doch gut gewesen sein, oder?
Chet (John Candy), ein Jedermann wie er im Buche steht, fährt mit seiner Familie in den Urlaub in die Natur. Eine romantische Hütte in den Wäldern. Barbecue, Angeln, Abenteuer… und Ruhe. Es könnte so schön sein, wäre da nicht sein Schwager Roman (Dan Aykroyd) samt Frau und Gruselzwillingen. Ein aufgeblasener Snob der so gar nichts vom Idyll hält und viel lieber volles Tempo und noch volleres Programm abzieht. Natürlich muss er dabei ständig seinen Status raushängen lassen. Dann will er Chet auch noch zu einem riskanten Finanzgeschäft überreden. Ihm hängt sein Schwager zum Halse raus. Doch seine Familie findet ihn ganz toll und der liebevolle Familienvater scheint derweil den Draht zu seinen Kindern und seiner Frau zu verlieren.
Hmmm…ohhh…aaaaahhh….öhhh….ich…will…den…Film toll finden. Wirklich! Ich hab versucht von meinen Erinnerungen zu zehren und habe mich gefragt, ob ich den wirklich mal witzig gefunden hab. Muss ja, denn als Kind ist man etwas einfacher gestrickt und erfreut sich selbst am plattesten Witz. Aber später mehr dazu. Denn zunächst macht „Ferien zu dritt“ gar keinen so üblen Eindruck. Die ersten Bilder flimmern über den Bildschirm und es stellt sich eine angenehm nostalgische „Feel Good“ Atmosphäre ein. Die typisch amerikanische Familie rattert mit ihrem Kombi durch die Walachei, und schmettert dabei fröhlich eine Playback-Inszenierung des „Coasters“ Evergreen „Yakety Yak“ in die Kamera. Ja, das ist ein Film der 80er, da gibt es keine Zweifel. Dazu gesellt sich dann noch ein schräges Redneck-Ehepaar das für die Vermietung der Hütte zuständig ist und einen komischen Hund mit Stacheln in der Schnauze hat, und… dann…
Geht dem Film auch bald ein wenig die Luft aus. Ein Fisch in der Dusche. Ekelpaket Aykroyd betritt die Szenerie, filmt das Paar beim Fummeln, lässt den Großkotz raushängen und ein Kalauer jagt den nächsten. Grundsätzlich spräche nichts gegen solch eine leichte Unterhaltung, doch die Gags haben ein Problem – sie wirken abgestanden und fad. Nichts, was man nicht schon mal gesehen hätte. Dazu fällt auffallend häufig das Wort „Scheiße“. Vom Brunnenwasser kriegt man Scheißerei, er wird sich vor Freude in die Hosen scheißen, dies ist Scheiße, das ist ja ein Scheiß. Was mich als Kind noch zu einem verschmitzten Kichern animierte, löst in mir nun ein Schulterzucken aus. Kodderschnauze schön und gut, aber hier treibt man es echt auf die Spitze. Einmal „Scheiße“ ist witzig, zweimal „Scheiße“ geht gerade noch, dreimal „Scheiße“ oder mehr ist halt Scheiße.
Slapstick gibt es auch. Sei es nun ein Braunbär mit Glatze (wo der herkommt erzähle ich nicht, denn ich will geneigten Zuschauern nicht alles vorweg spoilern), John Candy bei einer schon tausend mal gesehenen „Idiot fährt Wasserski“ Sequenz oder eine Party für einen… ach, ja! Drumherum hat man noch eine Herz erwärmende Story gestrickt, die einem den Sinn und Zweck einer liebevollen Familie vermittelt, Leute auf Abwegen wieder in die Bahnen lenkt und an ein gutes Herz und Hilfsbereitschaft appelliert. Natürlich gibt es die obligatorischen Konflikte zwischendurch, aber am Ende raufen sich die Streithähne zusammen und alles wird fein. Ein wenig kinderfreundliche Spannung ist im Finale dann auch dabei, gefolgt von einem weiteren platten Gag.
Jetzt versteht mich nicht falsch. „Ferien zu dritt“ ist nett. Sehr nett sogar. Aber eben nur das. Von einem Gespann Hughes / Candy / Aykroyd erwarte ich ein Gag-Feuerwerk mit Biss. Hier scheint es jedoch so, dass die gesamte Produktion mit angezogener Handbremse gefahren wurde. Die Chemie zwischen den beiden Comedy-Assen mag nicht so recht zünden, das Drehbuch verlässt nicht die ausgetrampelten Pfade die sich Hughes mit vorherigen Produktionen selbst (und besser) gesteckt hat. Dieser Ausflug in die Natur ist halt nur „Meh“! Man möchte ihn mögen, aber er macht es einem verdammt schwer.
Was es mir nicht schwer macht ist die Veröffentlichung von Koch. Die HD-Abtastung bietet eine sehr gute Farbgebung, erhält dabei den typischen 80er-Look, bietet eine gute Schärfe und auch die Tonabmischung ist klar, sauber und differenziert. Wohlgemerkt kein Referenzmaterial, aber man hat schon ganz gut was rausgeholt aus dem Film.
Wer den Vibe solcher Filme mag und sich harmlose Slapstick-Unterhaltung geben möchte darf zugreifen. Auch Nostalgiker und Hughes Fans werden dem Streifen etwas abgewinnen können. Wer so richtig herzhaft lachen will, der ist hier falsch. Hughes, Candy und Aykroyd auf halber Drehzahl. Nett, mehr aber auch nicht! Wenn schon Familiencomedy aus dem Hause Hughes, dann bitte Familie Griswold. Die können das besser!
Trailer: