In den 1970er Jahren avancierte ein gewisser David Carradine durch die Hit-Serie KUNG FU (1972-1975) zum TV-Star, doch der ganz große Durchbruch abseits des heimischen Bildschirms war dem Mimen nie so wirklich vergönnt. Das hatte zur Folge, dass Carradine seine Brötchen des öfteren mit günstig produzierten Videotheken-Gurken verdienen musste. In diese Kerbe schlägt auch der Science-Fiction-Action-Streifen FUTURE FORCE (1989), den es nun mitsamt dem Sequel FUTURE ZONE (1990) hierzulande als Blu-ray zu kaufen gibt. Zu verdanken haben wir dies DigiDreams, die die beiden Werke als Double-Feature anbieten. Nach der heutzutage obligatorischen Mediabook-Variante, können geneigte Trash-Freunde die Kombo nun auch für einen schmaleren Taler als Keep-Case in der „Classic Cult Collection“ erwerben. Ob sich die Investition lohnt, erfahrt ihr in unserer Kritik!
Future Force
Originaltitel: Future Force
Drehbuch: David A. Prior, Thomas Baldwin
Regie: David A. Prior
Darsteller: David Carradine, Robert Tessier, Anna Rapagna, William Zipp, Patrick Culliton…
Future Force 2
Originaltitel: Future Zone
Drehbuch & Regie: David A. Prior
Darsteller: David Carradine, Ted Prior, Patrick Culliton, Charles Napier, Gail Jensen, Renée Cline…
Artikel von Christopher Feldmann
In den 1980er und 1990er Jahren wurden die Videotheken von Actionfilmen überschwemmt, neben dem klassischen Horror das damals wohl profitabelste Genre, in dem man schnell Geld verdienen konnte. Der künstlerische Anspruch war sekundär, es ging mehr darum, mit reißerischen Titeln und beliebten Elementen die zahlende Kundschaft zu bedienen, die sich am Wochenende gerne zu stumpfer Kost das Bier in den Kopf dübelt. Jeder, der nur ansatzweise martialisch aussah und jemals eine Karate-Schule von innen gesehen hatte, wurde schnell zum neuen Actionstar aufgebaut und jeder noch so beliebte Kino-Trend in Low-Budget-Produktionen nachgeäfft. So lief das damals eben, es gab noch keine Internet-Foren und noch keine Online-Kritiken zu jeder Neuveröffentlichung. Die Chance, bei der Filmauswahl einen unterhaltsamen Kracher oder eine absolute Gurke zu ergattern, lag ungefähr bei 50:50. Und trotzdem kann man als versierter Allesglotzer an einigen einschlägigen Indizien ungefähr ausmachen, auf was man sich da einlässt. Wem die Streifen aus dem Hause PM ENTERTAINMENT damals zu anspruchsvoll waren, der fand sich ganz schnell bei den Wald-und-Wiesen-Heulern von ACTION INTERNATIONAL PICTURES wieder, die gewissermaßen den Bodensatz bedienten und auch in den bekannten Filmtempeln eher in den unteren Regalen zu finden waren. Hinter AIP steckten die Produzenten und Regisseure David Winters und David A. Prior, die meist mit Mikro-Budget, Laiendarstellern und abhalfterten B-Stars ihre Projekte wuppten, ohne auch nur einen Cent mehr als nötig auszugeben. Aus diesem Sumpf stammen auch die beiden FUTURE FORCE-Filme mit Pseudo-Shaolin David Carradine. Aber Vorsicht: Was nach partytauglichem Action-Trash aussieht, entpuppt sich schnell als langweiliger Gurkensalat, dem nur die ganz hartgesottenen VHS-Nostalgiker etwas abgewinnen dürften.
FUTURE FORCE
Handlung:
Im Los Angeles der nahen Zukunft hat die klassische Rechtsprechung ausgedient. Statt der Polizei sorgt nun eine Organisation von Kopfgeldjägern für Recht und Ordnung auf den Straßen, die den Gesuchten meist direkt die Wahl zwischen Verhaftung und Tod überlassen. Der härteste Hund dieser Organisation ist John Tucker (David Carradine), der neben seinen Knarren auch mit einem Roboterarm ausgestattet ist, der ihm ganz besondere Möglichkeiten bietet. Als er eine gesuchte Reporterin (Anna Rapagna) in Gewahrsam nimmt, muss er schnell feststellen, dass es in seiner Abteilung nicht mit rechten Dingen zugeht und die schöne Journalistin Opfer einer verschwörerischen Intrige geworden ist, die nun auch Tucker auf die Abschussliste setzt.
Low-Budget-Actionfilme sind eigentlich regelmäßig eine sichere Bank für einen bierseligen Abend voller Freude über trashige DTV-Unterhaltung. Oftmals mögen diese Streifen zwar wenig kompetent wirken, jedoch kann man ihnen einen gewissen Charme nicht absprechen, sofern man das Gefühlt hat, dass die Macher wirklich die Intention hatten, einen unterhaltsamen Genre-Film abzuliefern, letztendlich aber an mangelndem Budget, zu wenig Talent oder an etwaigen andere Umständen gescheitert sind. In dieser Sparte muss ich oft die Produktionen der PM ENTERTAINMENT GROUP als Referenz heranziehen. Deren finanzielle Mittel waren auch gering, die Schauspieler meist hölzern und das Produktionsvolumen entsprechend schmal, jedoch hatte man hier immer das Gefühl, die Kohle die vorhanden war, ist zu 90% in die Schauwerte geflossen, was man den teils gut gemachten Auto-Stunts und Explosionen auch heute noch ansieht.
Bei unseren Freunden von AIP sah die Sache schon anders aus und FUTURE FORCE funktioniert ebenfalls als Referenz-Beispiel für Filme, die so billig sind, dass sie gar nicht gut werden konnten. Die Handlung ist in der nahen Zukunft angesiedelt aber wenn man es nicht explizit erwähnen würde, würde der Zuschauer das zeitliche Setting gar nicht ausmachen, sieht doch alles nach Hinterhof-Dreh aus den späten 1980er Jahren aus. Augenscheinlich versucht sich Trutschen-Regisseur David A. Prior an Paul Vehoevens Gassenhauer ROBOCOP (1988) anzubiedern (und an zahlreichen Motiven, die aus klassischen Western entlehnt sind), verwendet Law-and-Order-Macho John Tucker doch ähnliche, wenn auch schmalere Gadgets aus der futuristisch angehauchten Retortenkiste. Mit Cyborg-Arm beschießt er seine Gegner schon mal mit mäßig getricksten Laser-Strahlen oder kann damit ganze Autos auf der Stelle festhalten. Das hört sich doch eigentlich nach schnuckeligem Videotheken-Schlonz an, entpuppt sich aber schnell als Luftnummer. Denn bis auf einen spaßigen Opener und ein entsprechendes Finale, in denen der Film seinen doofen Sci-Fi-Elemente ausspielt, hält man mit solchen Mätzchen ansonsten hinter dem Berg. Für die schlampigen Effekte war eben nicht genug Kohle vorhanden, um sie öfters einzusetzen.
Der Zuschauer bekommt eigentlich eine generische Cop-Story vorgesetzt, die auch schon 1989 altbekannt und wenig originell war. Tucker muss eine dralle Reporterin beschützen und sich gegen korrupte Kollegen zu wehr setzen. Die Action ist dabei recht hemdsärmelig, Verfolgungsjagden in Schrittgeschwindigkeit, langweilige Shootouts und dröge Dialoge bestimmen die schlanken 80 Minuten Spielzeit. Und trotz der kompakten Länge, ist FUTURE FORCE doch ziemlich langweilig. Als Sets fungieren kleine Büros, Hinterhöfe, Gassen und eine üppige Lagerhalle, die zum Strip-Schuppen umfunktioniert wurde, mit einer Handvoll Statisten aber doch etwas erbärmlich aussieht. Prior liefert eben genau das, was er auch sonst immer fabriziert hat. Stumpfes Actionfutter, für 3,50 US-Dollar heruntergekurbelt und mit wenig Aufwand realisiert, entsprechend hüftsteif und wenig ansprechend gefilmt wirken die Actionszenen. Dazu bekleidet David Carradine die Hauptrolle, der zu dieser Zeit wahrlich viel Schrott gedreht hat, denn auch er musste seine Miete zahlen. Dass er nicht so ganz bei der Sache ist, lässt sich schnell erahnen, spielt der ehemalige TV-Star, der später unter der Regie von Quentin Tarantino mit KILL BILL (2003/2004) nochmal ein kleine Comeback hinlegen sollte, doch als hätte er kräftig einen im Turm.
Vielleicht bietet das Sequel ja mehr Schauwerte!
FUTURE FORCE 2 aka FUTURE ZONE
Handlung:
John Tucker (David Carradine) sorgt weiter als Kopfgeldjäger der C.O.P.S. dafür, dass der kriminelle Abschaum von den Straßen Los Angeles geputzt wird, sehr zum Leidwesen seiner Frau Marion (Gail Jensen). Als Tucker es mit einer skrupellosen Verbrecherbande aufnimmt, auf deren Lohnliste sogar der Behörden-Chef Mickland (Charles Napier) nimmt, gerät er ins Fadenkreuz der Gangster. Unterstützung bekommt er dabei von dem mysteriösen Billy (Ted Prior). Dieser ist eigentlich Johns Sohn, der in der Zeit zurück gereist ist, um seinen Vater vor dem Tod zu bewahren.
FUTURE ZONE erzählt im Grunde genommen dieselbe Story wie der erste Teil, mit dem kleinen Unterschied, dass der billige Sci-Fi-Action-Schlonz hier um die Komponente der Buddy-Comedy erweitert wurde. Carradine bekommt Unterstützung von Ted Prior, dem Bruder des Regisseurs, mit dem er zusammen schon den, in der SchleFaZ-Reihe geadelten, Action-Heuler DEADLY PREY (1987) auf Video gebannt hat. Ab dem Punkt, an dem Prior per Lichtkegel ganz TERMINATOR-Like in den Film transportiert wird, keimte meine Hoffnung auf einen spaßigeren Gassenhauer auf, der mehr zu bieten hat als der lahme Erstling. Und tatsächlich, auch wenn das Sequel ebenso günstig daherkommt, FUTURE ZONE fährt deutlich größere Geschütze auf.
Natürlich ist der Plotverlauf altbekannt, die Bösewichte komplett austauschbar und mit dem bemühten Humor will es auch nicht so wirklich klappen, dennoch legt Prior ein etwas höheres Tempo vor und befeuert die zahlende Zuschauerschaft mit deutlich höheren Values, vor allem was die Pyrotechnik angeht. Ja, hier gibt es endlich mal ordentliche Explosionen, etwas, für das im Vorgänger anscheinend kein Geld vorhanden war. Anscheinend muss der Absatz auf dem VHS-Markt ordentlich ausgefallen sein, so dass man hier ein paar Kröten mehr locker machen konnte. Zwar befinden wir uns hier in denselben Hinterhöfen, Lagerhallen und Gassen, dafür gibt es aber mehr zu lachen, etwa die lausigen Szenen zwischen Carradine und seiner Angetrauten, die den ganzen Film über ihrem Spatzerl mitteilen will, dass sie ein Kind erwartet, doch Bad-Ass-Tucker hat dauernd etwas besseres zu tun, etwa einen Shootout mit 20 Baddies, die alle aus sämtlichen Rohren feuern, den Gerechtigkeitsfanatiker aber mit keiner Kugel treffen. Auch die bemühten One-Liner machen, trotz mangelhafter Qualität, Laune und sorgen für ein breites Grinsen beim geneigten C-Movie-Konsumenten, der dankbar für jedes Häppchen obskuren Trashs ist.
Das soll natürlich nicht bedeuten, dass FUTURE ZONE eine waschechte Granate ist, sondern marginal besser konsumierbar als der langweilige Vorgänger. Carradine sieht als Kopfgeldjäger mit Jeans-Weste, Feinrippunterhemd und Bierbauch zwar immer noch merkwürdig bescheuert aus, sein Pegel scheint aber dieses Mal deutlich niedriger gewesen zu sein, entsprechend besser wirkt auch seine Performance. Ted Prior bleibt auch hier ein Charisma-Vakuum, während Charles „Murdooock“ Napier seine Rolle im Halbschlaf spielt. Ganz bizarr ist zudem der Score dieser Schubse. Während FUTURE FORCE weitestgehend auf obligatorisches Synthesizer-Geschwurbel setzt, weil die Komponisten Mark Mancine und Steve McClintock im heimischen Keller einen auf John Carpenter machen wollten, durften die Fortsetzung John W. Morgan und William Stromberg vertonen. Deren Orchester-Gematsche klingt zum einen wie Kraut und Rüben aus der Bläserklasse einer Gesamtschule, zum anderen passt es nicht mal im Ansatz zu den Szenen und sorgt somit für einen schönen Trash-Appeal.
Die Edition
Beide Filme wurden als Double-Feature von DigiDreams veröffentlicht, als Mediabook im September. Dieses beinhaltet eine Disc, auf der sich beide Teile befinden, selbstverständlich ungekürzt. Nun kann man das Ganze auch im Keep-Case erwerben. Die Bild- und Tonqualität lässt allerdings stark zu wünschen übrig, wofür man dem Label keine Vorwürfe machen kann. Es handelt sich eben um Direct-to-Video-Titel unterster Kajüte, deren Bänder vermutlich nie gut gelagert wurden und eben nur noch in bescheidener Form vorhanden sind. Das Bild ist dabei natürlich in 4:3 und auch der Upscale holt nur marginal eine bessere Bildqualität aus dem Master heraus. Warum man allerdings überhaupt auf die Idee kommt, so etwas als Blu-ray im Mediabook zu veröffentlichen, kann ich nicht nachvollziehen. Es sind eben Ramsch-Titel, die natürlich auch das Recht haben, erhalten zu werden aber hier wäre eine normale DVD völlig ausreichend gewesen. Aber wir befinden uns nun mal in einer Zeit, in der jeder Schlonz im Mediabook ausgewertet wird, um ein paar Euro mehr zu kassieren. Zum Glück gibt es Interessierte die günstigere Variante, die man sich ins Regal stellen kann, sofern man ein Faible für diese Art Film hat.
Fazit:
Das FUTURE FORCE-Double-Feature ist nur etwas für hartgesottene Allesglotzer, die früher jedes VHS-Tape aus der Videothek mitgenommen haben, egal wie weit unten es im Regal gestanden hat. Dieses Klientel kann den Sci-Fi-Action-Heulern wahrscheinlich mit der nötigen Nostalgie begegnen, um sie als kruden Low-Budget-Trash zu goutieren. All diejenigen, die schon bei PM-Filmen die Augen rollen, sollten jedoch die Finger davon lassen. Selbst ich als bekennender B-Action-Fan, konnte dieser Packung wenig abgewinnen.
Christopher auf Letterboxd – Your Life in Film folgen