Das relativ neue Label REDSCREEN / RAWSIDE ENTERTAINMENT hat sich darauf spezialisiert, kleinere Horrorfilmchen jüngeren Datums mit Erstveröffentlichungen hierzulande zu veredeln. Im vorliegenden Fall haben wir beispielsweise einen Carrie / Firestarter – Remix, den ich Euch gerne vorstellen möchte. Mit Barbara Crampton, Rae Dawn Chong und Michael Paré hat der Streifen sogar drei bekanntere Namen im Cast zu bieten. Was der Film kann? Schaun mer mal.
Regie: Julian Richards
Darsteller: Barbara Crampton, Michael Paré, Kayleigh Gilbert, Rae Dawn Chong
Artikel von Christian Jürs
Die in die Jahre gekommene Horrorfilmdarstellerin Lena O´Neill (Barbara Crampton) hat es beruflich nicht leicht. Immer öfter bleiben die Rollenangebote aus und sie beschäftigt sich daher als Schauspielcoach für jugendliche Talente. Mit Mühe gelingt es ihrer Agentin Dory Ryder (Rae Dawn Chong), eine größere Rolle und damit eine Comebackchance für die immer noch attraktive Schauspielerin zu ergattern. Doch Lena leidet weniger am schwindenden Ruhm, sondern auch seit Jahren an Depressionen. Um genau zu sein seit 16 Jahren. Damals erlitt die Schauspielerin eine Fehlgeburt, mit der sie psychisch auch heute noch zu kämpfen hat, was vor allem daran liegt, dass sie niemals Abschied von ihrer Tochter genommen hat und auch noch niemals an deren Grabstelle besuchte. Verdrängen lautet die Devise.
Ein herzloses Verhalten, doch wie das Publikum bereits in der Eröffnungssequenz erfährt, wäre dieser Abschied auch unmöglich gewesen. Denn am Abend der Fehlgeburt schlug ein Blitz im Krankenhaus ein, welcher den Säuglingsleichnam unter Strom setzte und neues Leben in den eigentlich toten Körper fließen ließ. Davon erfuhr Lena jedoch nichts, war doch ein perverser Pfleger (Chaz Bono) gerade zugegen, um einen nackten, toten Frauenkörper für die Privatsammlung abzulichten, als das Wunder der Reanimation geschah. Das Baby nahm er kurzerhand heimlich mit nach Hause. Dort zog er es in den Folgejahren, zusammen mit seiner Mutter, unter Auschluß der Öffentlichkeit groß.
Jetzt ist die einst totgeborene Tess (Kayleigh Gilbert) groß und ihre Stiefmutter mittlerweile verstorben (diese verweilt aber immer noch im Bett des Schlafzimmers *sic*). Das blasse, verhuschte Mädchen nimmt an ihrem 16. Geburtstag allen Mut zusammen und fordert von ihrem widerlichen Ziehvater den Namen ihrer leiblichen Mutter ein. Als dieser für die Information Liebesdienste von dem verstörten Mädchen einfordert, platzt Tess endgültig der Kragen und ihm kurz darauf der Augapfel aus der Birne, denn die junge Dame ist telekinetisch begabt und hat, seit ihrer Wiederbelebung, Macht über fließenden Strom. Damit ist Tess erstmals auf freiem Fuß und begibt sich auf die Suche nach ihrer Mutter. Dabei hinterlässt sie eine blutige Spur, die den ermittelnden Detective Marc Fox (Michael Paré) auf ihre Fährte bringt. Doch Tess ist längst fündig geworden und hat sich in den von Lena angebotenen Schauspielkurs für Jugendliche eingeschlichen…
Regisseur Julian Richards Leidenschaft ist der Horrorfilm, jedoch backt er seit jeher kleine, aber durchaus wohlschmeckende Brötchen. Bei Genrefans dürfte er am ehesten für seinen Serienkillerfilm The Last Horrormovie bekannt sein. Auch diesmal gelingt es ihm, einige gruselige Momente aus der altbekannten Geschichte, die irgendwo zwischen den Stephen King Stories Carrie – Des Satans jüngste Tochter und Der Feuerteufel angesiedelt ist, herauszukitzeln. Doch auch zwischen den Horrorsequenzen weiss der Film zu überzeugen, was vor allem an der von Barbara Crampton überzeugend gespielten und von Drehbuchdebutant Michael Mahin gut entworfenen Figur der alternden Hollywoodactress liegt, die sich von einer biestig-arroganten Frau langsam zur sympathischen Mutterfigur mausert. Kayleigh Gilbert liefert als verängstigt-zornige Psychokillerin ebenfalls eine starke Performance ab, wenn auch ihre Figur nur aus den Versatzstücken der eingangs genannten Stephen King Geschichten zusammengeschustert wurde. Michael Paré darf als sympathischer Cop mit schütterem Haar, mal abgesehen vom Finale, meist nur kurz eingestreute Ermittlungsarbeit an Tatorten abspulen, die Budgetbedingt leider wenig überzeugend mit teilweise nur einem weiteren, müden Streifenbullen vor Ort inszeniert wurden. Und Rae Dawn Chong? Nun, die kann in ihren wenigen Szenen leider kaum überzeugen, hat aber immerhin einen recht kreativen Abgang. Leider hat die Gute sich optisch, ganz im Gegensatz zur immer noch äußerst attraktiven Barbara Crampton, nicht sonderlich gut gehalten und ihre billige Kurzhaarfrise, gestylt vom blinden Azubi des 10 Euro Coiffeurs um die Ecke, macht sie auch nicht unbedingt ansehnlicher. Ich brauchte hinterher zwei Sichtungen Phantom Commando um wieder runterzukommen.
Apropos Optik, Reborn kommt leider im billigsten Digitalfilmlook daher, was natürlich budgetbedingt zu erklären ist. Dieser stört jedoch nur in den teils einfallslos gefilmten Dialogszenen. Sobald die Zeichen auf Horror stehen, wird Regisseur Julian Richards äußerst kreativ und punktet mit gutt ausgeleuchteten, stimmunsvollen Szenen und einer guten Kameraarbeit, die dieses Manko schnell vergessen macht. Was die Spezialeffekte betrifft, gibt es ebenfalls Licht und Schatten. So mancher handgemachter Effekt weiss zu überzeugen, die ständig zur Unterstützung eingesetzten CGI-Effekte wirken hingegen äußerst trashig.
Aufwändig hingegen ist die Veröffentlichung seitens Redscreen / Rawside Entertainment. In drei gewohnt hübschen Mediabookvarianten, die jeweils auf 222 Stück limitiert sind, kann man den Film erwerben. Als Bonus gibt es ein Making Of zur Synchronisation (die zwar nicht „First Class“, aber durchaus gelungen ist), den Trailer, eine Slideshow und ein 24 seitiges Booklet von Christoph N. Kellerbach.
Reborn wird zwar nie das Zeug zum Horrorklassiker haben, aber Barbara Crampton geht immer und kurzweilig ist der nur 77 minütige Horrorfilm allemal. Zudem ist es lobenswert, dass Redscreen mit ihrer Rawside Entertainment Reihe den deutschen Horrormarkt ein klein weniger kompletter machen. Absolut unterstützenswert.
Trailer: