Lost Girls in Love Hotels sind Lost in Translation – oder so ähnlich. Baywatch-Schönheit Alexandra Daddario begibt sich auf Bill Murrays Spuren und irrt durchs nächtliche Tokio. Doch anstatt mit Karaoke und hochgeistigen Gesprächen, vergnügt sie sich lieber in den Bars mit ihren Freunden bei Alkohol und Drogen, um sich anschließend im Rausch triebgesteuerten Japanern im Stundenhotel hinzugeben. CAPELIGHT PICTURES bringt uns diesen etwas anderen Reisebericht nun ins Heimkino.
Regie: William Olsson
Darsteller: Alexandra Daddario, Takehiro Hira, Carice van Houten, Andrew Rothney
Artikel von Christian Jürs
Alexandra Daddario begann ihre Schauspielkarriere in der amerikanischen Seifenoper All my Children. Im Anschluss daran folgten Gastauftritte in bekannten Serien wie Die Sopranos, Law & Order und Criminal Intent. Vor etwa zehn Jahren kam dann auch ihre Kinokarriere in Schwung, als sie in Großproduktionen wie den Percy Jackson Filmen, Texas Chainsaw 3D und Alles erlaubt jeweils die weibliche Hauptrolle ergattern konnte. Mit ihren Auftritten in San Andreas und Baywatch schien sie dann endgültig den Hollywood-Olymp erklommen zu haben. Doch stattdessen ist die Schönheit mit den strahlend blauen Augen seitdem in kleineren Romantic Comedies wie Mister before Sister oder Sag´s nicht weiter, Liebling und diversen Independentdramen beheimatet. Zu letzterer Kategorie gehört auch Lost Girls & Love Hotels, der jetzt, ebenso wie die beiden RomComs zuvor, bei Capelight Pictures erscheint.
In der Romanverfilmung von Catherine Hanrahan, die auch das Drehbuch beisteuerte, handelt es sich angeblich um die Verarbeitung eigener Erfahrungen ihrer Zeit als Englischlehrerin in Tokio. Muss eine wilde Zeit gewesen sein, denn Margaret (Alexandra Daddario) stapft gleich zu Beginn mutterseelenallein durch das noch nächtliche Tokyo und schaut dabei aus, als wäre sie die bessere Wahl für die neue Wir Kinder vom Bahnhof Zoo Serie anstelle dieser gestylten Hardbodies, die uns der Trailer auf Amazon Prime kürzlich vorgestellt hat. Sie befindet sich auf dem Weg zur Arbeit, einer Flugschule, in der sie den jungen Frauen, die als Flugbegleiterinnen arbeiten wollen, korrekte, englische Aussprache beibringen soll. In einem menschenleeren Tunnel scheint ihr ein Mann zu folgen, den sie um Feuer für ihre Zigarette bittet. Als dieser ihren Wunsch erfüllt, fragt die von der Nacht sichtlich angeschlagene Margaret, ob er sie wohl in ein Love Hotel, einer Art Stundenhotel, mitnehmen würde, woraufhin er zwar mit „Ja“ antwortet, anschließend allerdings verschwindet. Heinz Erhardt hätte sie wohl als Pechmarie bezeichnet.
Ihrem Job geht sie nur halbherzig nach, was den durchzechten Nächten geschuldet ist. Als sie erneut mit ihren Freunden Ines (Carice van Houten) und Liam (Andrew Rothney) in deren Stammkneipe abhängt, übertreibt sie ihren Alkohol- und Drogenkonsum maßlos. Sie lässt sich von einem Fremden in ein Liebeshotel mitnehmen, wo sie ihn auffordert, sie mit einem Riemen zu würgen, was dieser jedoch ablehnt. Als sie, völlig durchzecht, am nächsten Tag zu spät auf ihrer Arbeit erscheint, kommt es beinahe zum Rauswurf, doch ihre Vorgesetzte (Misuzu Kanno) fasst sich ein Herz und gibt der fehlgeleiteten, jungen Dame nochmals eine Chance. Tatsächlich nutzt Margaret diese zunächst und hält sich zurück. Sie lernt den etwas älteren, geheimnisvollen Kazu (Takehiro Hira) kennen, der auf ihre sexuellen Wünsche eingeht. Eine Zukunft haben beide jedoch nicht, denn Kazu, der für die Yakuza arbeitet, wird in Kürze heiraten. Am Tag der Abschlussfeier von Margarets Schülern, bittet Kazu seinen Flirt, ein letztes Mal den Tag mit ihm zu verbringen, woraufhin sie blaumacht. Ein Fehler, der sie schließlich den Job kostet und die Abwärtsspirale, in der sie sich befindet, nur noch weiter in Gang setzt…
„Alexandra Daddario in ihrer bisher wohl freizügigsten und tiefgründigsten Rolle! Ein sinnlicher Mix aus Lost in Translation und der Fifty Shades of Grey-Reihe.“ heißt es im Werbetext zu Love Girls & Love Hotels. Nun, Daddario zeigefreudig in Kombination mit Lost in Translation, da fühlte ich mich angesprochen. Doch leider handelt es sich hier um noch ein laueres Lüftchen als der ebenfalls erwähnte Hausfrauenporno Fifty Shades of Grey. Doch woran liegt das? Daddario macht ihre Sache gut und die zumeist aus Handkamera bestehenden Aufnahmen des urbanen, nächtlichen Tokios hinterlassen eine faszinierende Wirkung. Mittendrin statt nur dabei dürfen wir am wilden Nachtleben unserer Hauptfigur teilhaben. Doch schaffen es das Drehbuch und die Inszenierung nicht, wirkliches Interesse am Geschehen zu erzeugen. Großes Manko ist dabei leider die Hauptfigur Margaret, die sich bei Filmbeginn bereits mitten im Absturz befindet und alles andere als sympathisch daher kommt, egel wie sehr sich Alexandra Daddario auch bemüht, gegen ein schwaches Drehbuch kommt sie nicht an. Ihr Schicksal blieb zumindest mir vollkommen egal. Erst, als es gegen Ende dramatisch wird, beginnt man, ein wenig Mitleid zu erzeugen.
Deutlich gelungener ist die optische Komponente. Die Kamera ist immer mitten im Geschehen und man kann das Nachtleben der Millionenmetropole quasi mitfühlen. Die Sexszenen hingegen sind äußerst zahm gehalten. In 90% der Szenen behält Frau Daddario sogar ihren BH an, was wenig glaubwürdig ist und sich mit der realistischen Inszenierung der Kneipen- und Tanzlokalszenen beißt. Erst kurz vor Ende gibt es kurz ein paar Nippel und im „Finale“ schließlich den nackten Arsch von Alexandra Daddario. Wozu also die langweilig gefilmten Schmuseszenen in der ersten Stunde von Lost Girls & Love Hotels? Einem Paul Verhoeven wäre dies nicht passiert. Doch Regisseur war hier nur ein gewisser William Olsson und dessen Filmographie hat lediglich unbekannte Filme mit toll klingenden Titeln wie Resenären (!!) oder Förtroligheten (!!!) zu bieten. Ich wette, an diese Namen kann sich niemand mehr am Ende des Artikels erinnern. Selbiges gilt übrigens für den Film. Spätestens zwei Tage nach Sichtung wird man sich kaum noch erinnern können, worum es hier eigentlich ging.
So mäßig der Film, so ordentlich ist einmal mehr die Veröffentlichung seitens Capelight Pictures. Das Bild der vorliegenden Blu-ray (1,85:1 / 1080p) ist zwar nicht gestochen scharf, dies liegt aber definitiv am Ausgangsmaterial. Der Ton (Deutsch und Englisch/Japanisch DTS-HD Master Audio 5.1) ist gut und die Synchronisation hochwertig. Als Bonus gibt es lediglich den Trailer und, wie bei Capelight Pictures üblich, ein Wendecover ohne Flatschen.
Wer gerne einmal am Tokioer Nachtleben teilhaben möchte, aber keine Kohle für den Flieger hat, der kann die paar Kröten für die Heimkinoscheibe durchaus berappen. Allerdings bietet Sophia Coppolas Film hier deutlich bessere Unterhaltung. Wer nur einmal Alexandra Daddario sehen möchte, wie Gott sie schuf, der wird bei Google mit Sicherheit schneller fündig. Hat mir zumindest ein Freund erzählt.
Trailer: