Science-Fiction-Fans kommen eventuell bei der neuesten Veröffentlichung aus dem Hause Lighthouse Home Entertainment auf ihre Kosten. ENCOUNTER – UNHEIMLICHE BEGEGNUNG (2018) wartet nicht nur mit einem unheimlichen Wesen aus einer fremden Welt, sondern auch mit Thors jüngerem Bruder Luke Hemsworth und Genre-Recke Tom Atkins auf. Ob der preiswerte Streifen sein Geld wert ist, erfahrt ihr in unserer Kritik!
Originaltitel: Encounter
Drehbuch & Regie: Paul Salamoff
Darsteller: Luke Hemsworth, Anna Hutchison, Tom Atkins, Cheryl Texiera, Wendy Davis…
Artikel von Christopher Feldmann
Gute Science-Fiction-Filme abseits des großen Blockbuster-Kinos sind eher Mangelware. Es muss nicht immer bedeutungsschwangerer oder philosophischer Bombast sein wie es zum Beispiel Regisseur Denis Villeneuve in den letzten Jahren auf die Leinwand brachte, sondern auch gerne mal klassische Genre-Ware, die auf Atmosphäre und klassischen Horror setzt. Wie gerne haben wir stets Ridley Scotts Space-Nägelkauer ALIEN (1979) oder John Carpenters Meisterwerk THE THING (1982) genossen, doch diese Zeiten scheinen vorbei und ähnlich gelagerte Streifen wie beispielsweise LIFE (2017) sind eher selten zu finden. Selbst Pionier Scott schlägt in seinen Prequels zur ALIEN-Saga einen deutlich schwurberligeren und erklärend philosophischen Ton an, so dass es schon einen kleine Freude ist, einen B-Film wie ENCOUNTER – UNHEIMLICHE BEGEGNUNG (2018) zu sehen, in dem ein fremdes Gebilde auf der Erde landet, dass eine Gruppe von Freunden langsam aber sicher um den Verstand zu bringen scheint. Allerdings entpuppt sich der Film von Special-Effects-Künstler Paul Salamoff als durchaus interessante Packung, die die Erwartungen gekonnt untergräbt und einen etwas anderen Ansatz wählt.
Handlung:
Eines Abends entdeckt eine Gruppe von Freunden auf einem Feld ein außerirdisches Ei, das aus heiterem Himmel abgestürzt ist. Völlig überwältigt von dem Fund bringen sie es in die Garage von Brent (Glenn Keogh), in der vorübergehend dessen Schwager Will (Luke Hemsworth) haust, der nach einem tragischen Unfall an einen Rollstuhl gefesselt ist. Um das Wesen, welches immer weiter wächst, näher zu verstehen, zieht die Gruppe den Biologen Professor Westlake (Tom Atkins) hinzu. Währenddessen gerät Will in Kontakt mit dem Außerirdischen, was ihm ermöglicht wieder zu laufen. Doch die Freunde trauen dem Wesen nicht und sind bald auch Will gegenüber feindselig. Und auch der Regierung ist der Absturz nicht verborgen geblieben und deren Agenten nehmen schon bald die Spur auf.
ENCOUNTER, der bereits 2018 gedreht und erstmals 2019 in den USA veröffentlicht wurde, ist einer dieser Titel die nur mit akuter Verspätung ihren Weg in das hiesige Heimkino finden, da auch die Besetzung kein wirkliches Verkaufsargument ist. Auch die Tatsache, dass der Science-Fiction-Film sich als ungewöhnlicher Beitrag zum Genre entpuppt, dürfte das Marketing schwierig gestaltet haben, dabei beginnt alles ganz klassisch, indem ein außerirdisches Ei auf einem Feld abstürzt. Die Frage, warum Brent und seine Kumpanen gerade dort, im Nirgendwo, auf der Pritsche ihres Pick-Ups verweilen, um sich Bier hinter die Binde zu kippen, wird derweil nicht beantwortet. Jedenfalls landet das Ding schnurstracks in der Garage Brents. Der Plot bemüht sich von Beginn an darum, eine bedrohliche und vor allem mysteriöse Atmosphäre aufzubauen, bei der die Frage, was es mit dem Alien auf sich hat, selbstredend im Zentrum steht.
Jeder andere Genre-Film würde vermutlich den einfachen und vorhersehbaren Weg gehen und aus der Prämisse einen waschechten Horrorfilm schustern, in dem das Alien damit beginnt, Unheil zu verbreiten. Aber Regisseur und Autor Salamoff ist gewillt, seiner Geschichte eine etwas andere, positivere Dimension zu geben, was zwar nicht immer ganz reibungslos funktioniert aber ein spannender Ansatz ist. Es geht viel um das Leben an sich, um Trauer und Verwundbarkeit, Motive, die aber lediglich auf die eigentliche Hauptfigur Will gemünzt sind, der Schritt für Schritt eine Bindung zu dem Wesen eingeht. Der Film schafft es ganz gut, hieraus eine gewisse Spannung zu gewinnen, die den Zuschauer mitfiebern lässt und sich bei gut 80 Minuten Laufzeit auch nicht zu sehr verliert.
Einzig die Figuren abseits von Will bleiben etwas blass und auch so mancher Dialog wirkt leicht doof. Luke Hemsworth, seines Zeichens Bruder von AVENGERS-Star Chris und des mittleren Hemsworths Liam, spielt die Rolle des gelähmten Familienvaters recht zweckdienlich. Neben seiner festen Rolle in der Hit-Serie WESTWORLD (seit 2016) hat der gute Luke nicht wirklich viel gerissen, was man dem Darsteller auch anmerkt. Seine schauspielerischen FähigkeAniten sind überschaubar, auch wenn die Anflüge eines Creeps ganz gut stehen. Der restliche Cast besteht aus Nebendarstellern, allen voran Anna Hutchison, die leider wenig zu tun bekommt. Der größte Name in der Besetzung ist vermutlich Kult-Darsteller Tom Atkins, bekannt aus Genre-Perlen wie HALLOWEEN 3 (1982), NIGHT OF THE CREEPS (1986) und MANIAC COP (1988). Dessen Rolle als Biologie-Professor der örtlichen Universität verkörpert der Altstar mit wohligem Charme, auch wenn ich mir immer noch nicht sicher bin, was ein Biologie-Lehrer außergewöhnliches zur Erforschung eines Alien beitragen könnte.
Optisch ist ENCOUNTER das niedrige Budget deutlich anzumerken. Regisseur Salamoff, der in seiner Karriere die Special-Effects und Make-Ups bei Filmen wie BATMAN & ROBIN (1997) und SCARY MOVIE 2 (2001) verantwortete, hat wohl auch die Gestaltung des Aliens übernommen. Dieses ist zwar handgemacht, sieht aber aus, als stamme es aus einer frühen Roger-Corman-Produktion. Dieser Trash-Faktor ist zwar ganz witzig, hat aber auch wieder Charme. Die Visionen, die die Protagonisten nach der Berührung des Aliens erleben, sehen allerdings aus wie Playstation-Sequenzen der zweiten Generation. Auch die Sets wirken spärlich, so ist die Garage der Hauptschauplatz des ganzen Films. Wer über diese Umstände hinweg sehen kann, der dürfte aber zumindest interessante 80 Minuten erleben.
Bild- und Tonqualität sind auf ordentlichem Niveau. Bis auf den Trailer gibt es leider kein Bonusmaterial.
Fazit:
ENCOUNTER – UNHEIMLICHE BEGEGNUNG (2018) ist kein neuer Geheimtipp des Science-Fiction-Films und auch kein günstiger Horror-Schlock, sondern ein durchaus ambitioniertes B-Movie, dem man die Unzulänglichkeiten in Produktion und Schauspiel leicht verzeiht, da die Geschichte interessant daherkommt und mit den Erwartungen des Zuschauers spielt. Ich habe wirklich wenig von diesem Film erwartet, war aber letzten Endes positiv überrascht. Ob dies ein sehenswertes Werk ist, liegt vermutlich im Auge des Betrachters, ein Versuch lohnt sich dennoch!
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