Warum muss ich bei dem Titel nur an Elton John denken? Ich weiß es nicht, aber irgendwie wippt mein Fuss im flotten Takt eines Liedes, das sich durch mein Unterbewusstsein fräst und mein Tanzbein anspricht. Aber um Musik geht es hier in diesem LowBudget-Film nicht, sondern darum, wie die Überlebende eines Slasher-Finales mit ihrem Trauma umgeht. REDSCREEN brachte den Streifen nun als Mediabook heraus.
Regie: Benjamin R. Moody
Darsteller: Akasha Villalobos, Danielle Evon Ploeger, Brian Villalobos
Artikel von Kai Kinnert
Vor fünf Jahren hat ein maskierter Mörder eine Gruppe von Freunden bestialisch niedergemetzelt. Seitdem versucht Camryn (Akasha Villalobos), die einzige Überlebende, wieder ein normales Leben zu führen. Gequält von Schuldgefühlen und Paranoia, führt sie eine einsame Existenz, bis sie Nick (Brian Villalobos) kennenlernt. Er versucht ihr zu helfen, doch gerade als Camryn wieder am Leben teilzunehmen beginnt, kehrt ihre blutige Vergangenheit zurück, um sie heimzusuchen. Kann sich Camryn ein neues Leben erkämpfen oder ist sie dazu bestimmt, dieses Mal von dem wahnsinnigen Killer getötet zu werden?
Ein Mädchen im Wald, es ist Nacht. Angst. Panik. Der Killer ist ihr auf den Fersen. Natürlich läuft sie zu ihren Freunden zurück, das Lagerfeuer brennt, Leichen liegen herum. Eine lebt noch. Da! Plötzlich! Er! Kreisch! Aber sie schafft es, sticht ihn ab und taumelt bei Sonnenaufgang blutverschmiert eine Landstraße entlang. Texas, ick hör` dir trapsen. Die Einstellung auf der Landstraße ist die beste Einstellung im gesamten Film, denn hier findet der Streifen für Sekunden filmische Nähe an die heiß geliebten Vorbilder des Regisseurs. Zu mehr wird sich die Kamera in diesem günstig produziertem Videofilmchen nicht mehr aufschwingen, es bleiben die einzigen Sekunden optischen Einfallsreichtums.
Klar, nun geht Camryns Leben weiter. Eigentlich müsste sie in die Klapsmühle, denn Camryn leidet fortan unter schwersten Wahnvorstellungen und Ängsten. Aber die Arbeit in einer Wäscherei tut es scheinbar auch und so müssen wir ihrem Alltag folgen, der zunehmend vom Campfire-Trauma durchzogen wird. Der Mörder hat wohl doch überlebt und ist ein Typ, der einen Fellfeudel mit Geweih als Maske trägt. Schade, dass es im Wald keine Verfolgung durch dichtes Unterholz gab, da wäre der Kerl mit seinem Geweih nicht weit gekommen. Wie dem auch sei…der Horror geht wieder los.
Regisseur Benjamin R. Moody ist ein Slasher-Fan, unbestritten. Er hat sich ein paar Klassiker angesehen, anschließend diese Idee zum Drehbuch gehabt und dann für ein paar Tausender den Streifen mit Freunden aus der Filmcommunity gedreht. Entstanden ist ein Amateurfilm, der dummerweise so angestrengt um Ernsthaftigkeit ringt, dass es nicht einmal unfreiwillig komisch ist.
Das Drama um Camryn ist lahm und schlecht gespielt, wobei man sagen muss, dass niemand in diesem Film gut spielt. Es fehlt das Charisma, es gibt keine Natürlichkeit in den Szenen, alles ist gestelzt und irgendwie drüber. Es fehlt der Inszenierung das Talent, diese schlunzige Künstlichkeit filmisch originell aufzubrechen und das Genre zu variieren. Filmisch ist Last Girl Standing, bis auf die eine Einstellung auf der Landstraße, derart uninspiriert gefilmt worden, dass man Kamera und Regie die Lizenz zum Filmemachen entziehen möchte. Wie kann man denn, bei all den Referenzen ans Genre, einen Videolook produzieren, der nicht einmal mit verschiedenen Brennweiten arbeitet?
Nicht besser steht es um die Effekte. Die Action wurde mit etwas Gerangel im Schnitt gelöst und die kleinen Effekte in Nahaufnahme eingefügt. So arbeitet man, wenn man weder Geld noch die Leute hat, um an die großen Genre-Vorbilder heranzukommen…was ja nicht schlimm ist, doch dann sollte man zumindest optisch origineller arbeiten. Es nützen einfach keine blutbeschmierten Darsteller, um einen guten Horrorfilm zu machen, da muss der Rest auch mitziehen können. Am Ende ist man froh, dass der Spuk einen Abspann hat.
Last Girl Standing ist wahrlich nur etwas für unverbesserliche Hardcore-Slasher-Fans, die sich quer durch den Genre-Markt sammeln und Nachschub brauchen. Ansonsten ist der Film schlicht versemmelt worden, technisch hält der Streifen nicht das, was er verspricht und strotzt vor künstlicher Bemühtheit. But I´am still standing.
Das Mediabook ist schön gestaltet. Es gibt ein 24-seitiges Booklet mit einem Text von Christoph N. Kellerbach, ein Making-of, Behind the Scenes, Outtakes, Proben, ein Making-of-Synchro, Trailer und eine Slideshow. Das Bild der Blu-ray ist gut, der Ton ebenso.
Trailer: