Yeah, James Glickenhaus! Ach wie schön, in diesem Streifen gab es doch diese Ski-Sequenz, Zeitlupen, Klaus Kinski, einen Porsche 930 Turbo und das West-Berlin der 1980er. Der Selfmade-Filmer Glickenhaus hatte in seiner Regiekarriere Spaß an Action und zimmerte sich einige krude Filmnummern zurecht, die eines nie waren: billig. Mögen die Drehbücher auch Unsinn gewesen sein und in den Filmen stets Längen auftreten, so haben die Streifen doch eine ganz eigene Handschrift und den Hang zu einer gewissen optischen Qualität, die für diese Art von B-Movie eher selten ist. Eine weitere Besonderheit der Streifen ist das charmante Scheitern an manchen Stellen, meist ausgelöst durch einen schlechten Trick oder einen irren Schnitt, etwas, was man heute mit einem Lächeln aufnimmt, denn James Glickenhaus ist als Regisseur personifiziertes Cannon Films Kino. KOCH FILMS brachte den Klassiker des Cold War B-Movies nun frisch auf den Markt.

Originaltitel: The Soldier

Regie: James Glickenhaus

Darsteller: Ken Wahl, Steve James, Klaus Kinski, Joaquim de Almeida

Artikel von Kai Kinnert

Im Auftrag des KGB haben sowjetische Agenten bei einem Überfall eine große Menge waffenfähiges Plutonium an sich gebracht. Sie drohen nun damit, im Nahen Osten die Hälfte des weltweiten Erdölvorrats zu vernichten, wenn sich die Israelis nicht von der Westbank in Jordanien zurückziehen. Um die Bedrohung zu entschärfen und die Terroristen auszuschalten schickt die CIA ihren besten Mann: den „Söldner“ – ein perfekt ausgebildeter Einzelkämpfer. Ohne offiziellen Auftrag und ohne Rückendeckung durch seine Vorgesetzen, soll er als Undercoveragent einen atomaren Holocaust verhindern. Die Uhr tickt und das Ultimatum läuft langsam aus.

Der Film hat seine Macken und außerdem ein fettes Kind seiner Zeit. Die Handlung ist Old School und 1980er-KGB-CIA-Agentenkram…Plutonium, West-Berlin und Mossad inklusive. Die Amerikaner drohen damit, die Israelis von der West Bank zu vertreiben, was geradezu futuristisch ist..undenkbar eigentlich. Doch der KGB hat seine Finger in diesem fingierten Spiel und nur der CIA-Mann Ken Wahl, Codename Der Söldner, kann die Katastrophe abwenden.

Falls es je einen fehlerfreien Film von James Glickenhaus gegeben hat…dieser gehört nicht dazu. So mancher Effekt hält genauerem Hinsehen nicht stand und es gibt lustige Schnitte, aber irgendwie ist genau das der Charme dieser Filme, die einfach nur für die Leinwand gemacht worden sind. Der Film bietet eine Menge an Locations und kümmert sich dabei wenig um Entfernungen und Tageszeiten. Gerade das macht den Film zu einem lustigen Rätsel. Eben noch startet Ken Wahl seinen Porsche bei Nacht und Regen…und springt bei Tageslicht auf trockenen Straßen über die Berliner Mauer. Auch fällt beim Polizei-Golf mal kurz Schnee, der in der nächsten Einstellung aber wieder weg ist. Oder der Söldner sitzt in der israelischen Botschaft auf dem Sofa und danach auf einem anderen Sofa in irgendeiner Wohnug, wo er dann vom Ninja überfallen wird. Welche Wohnung ist das? Wie kommt er dahin? Hat er eine Wohnung in Berlin? Und warum hängt Ken Wahl zwischen zwei Szenen in Berlin plötzlich in Österreich an der Bergwand? Warum? Auch das Ende der tollen Ski-Sequenz gibt Rätsel auf. Wo sind die Skier des Verfolgers, wenn er in den Tisch knallt und wie hat es Ken Wahl innerhalb von 1,5 Sekunden aus seinem 360-Grad-Sprung heraus zu dem Kerl geschafft? Plötzlich hält der Söldner den sterbenden Typen im Arm. Zeit und Raum spielen hier definitiv keine Rolle, die Entfernungen zwischen Berlin, Israel, Österreich und Kansas werden im Sekundentakt überwunden. Der Film ist voller Details, die es zu entdecken gilt, auch bei den Effekten.

Glickenhaus kümmert sich in seinem Drehbuch wenig um Logik und es ist erstaunlich, dass man als Zuschauer trotzdem dabei bleibt. Es sind eben die filmischen Elemente, die diesen Streifen zusammen halten und ihn so zu einem Klassiker des B-Movie-Genres machen. So gibt es etliche Szenen, in denen nicht gesprochen wird und die Kamera in ruhigen Einstellungen das Geschehen begleitet. In Sachen Zeitlupen, Brennweiten und sparsamer Inszenierung ist die Kamera bestes Genre-Kino und leistet sich so manch guten Einfall, wie den 720-Grad-Schwenk im Besprechungsraum beim Mossad, etliche Tele-Schüsse oder die spannende Ski-Abfahrt, die ein echtes Highlight des Films ist. Die Aufnahmen in Österreich sind toll und die Action ist gut.

Und dann gibt es da noch Tangerine Dream. Die Elektromusik-Pioniere aus Berlin lieferten schon 1980 für Michael Manns The Thief einen perfekten Soundtrack ab und sorgten auch hier für eine stimmungsvolle Untermalung der Bilder. Besonders gelungen ist die hypnotische Musik während der Ski-Abfahrt oder in der letzten Einstellung, wo sich die Abspann-Musik eine gelungene Variation von The Thief gönnt.

Der Söldner ist schwerstes 80er-Kino. Filmisches Können und Unvermögen liegen hier stets dicht beisammen und finden dabei zu einer unterhaltsamen Symbiose. Wer Freund dieser alten Gassenhauer ist und es Old School mag, sollte hier getrost einen Blick wagen. Die Ski-Abfahrt ist wirklich gut. 

Das Bild der Blu-ray (und DVD) ist gut, der Ton ebenso. Als Extras gibt es einen Audiokommentar von James Glickenhaus, einen Kommentar mit Filmhistoriker Jim Hemphill, das Interview „Memories of The Soldier“ mit James Glickenhaus, das Interview „One man, one unit“ mit Casting Director  Donna Deseta, das Interview „Regardless of Risk“ mit Production Designer William Deseta, einen Szenenvergleich R-Rated/International, die deutschen Credits, den englischen Trailer und eine Bildergalerie. Den Film könnt Ihr exklusiv im Koch Films Shop bestellen.

Trailer:

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