Eric Roberts Tochter Emma hat sich längst freigespielt vom Ruhm ihres Vaters und ihrer noch berühmteren Tante Julia. KOCH FILMS hat diese kleine, aber äußerst interessante dystopische Geschichte aus dem Jahr 2019 mit Emma Roberts in der Hauptrolle nun auch bei uns im Heimkino veröffentlicht. Darin verkörpert sie eine junge Frau, die zur Umerziehung auf eine eigenartige Erholungsinsel entführt wird, die von Milla Jovovich geleitet wird. Weitere Patientinnen sind Unbelievable-Star Danielle MacDonald, Baby Driver Darling Eiza González und die Rapperin Awkwafina. Ob sie der Hölle, die ausschaut, als habe Tim Burton ein Remix aus Sucker Punch und Die Frauen von Stepford verfilmt, entkommen können?
Originaltitel: Paradise Hills
Regie: Alice Waddington
Darsteller: Emma Roberts, Danielle MacDonald, Awkwafina, Eiza Gonzáles, Milla Jovovich, Jeremy Irvine
Artikel von Christian Jürs
Verschmutzt und orientierungslos erwacht Uma (Emma Roberts) aus einer Ohnmacht. Der Ort, an dem sie sich befindet, ein farbenfrohes Zimmer mit einem bequemen Bett darin, ist ihr fremd. Als plötzlich zwei Pfleger den Raum betreten, ergreift die junge Frau instinktiv die Flucht, muss aber entsetzt feststellen, dass der Ort, an dem sie sich befindet, eine Insel mit zwei Bergen ist, von der es scheinbar kein Entkommen gibt.
Diese Ereignisse finden in einer nicht näher spezifizierten, jedoch scheinbar recht nahe angesiedelten Zukunft statt. Die Reichen leben prunkvoll wie zu barocken Zeiten, während ihre Autos im Zurück in die Zukunft II-Stil durch die Straßen schweben. Auch das scheinbare Inselparadies, auf dem sich Uma befindet, wirkt wie eine stylisch-moderne Variante eines französischen Königspalastes, voller Prunk und neonbeleuchteten Dekors. Hierhin hat sie ihre Mutter (Nancy Jack) gegen den Willen Umas entführen lassen, damit die widerständige Tochter endlich der Hochzeit mit einem schmierigen, jungen Geldsack (Arnaud Valois) zustimmt. Dies soll die Familie, die nach dem Tod von Umas Vater (Ted Stren-Reuter) vor dem drohenden Ruin steht, finanziell retten.
Das Mädchen denkt jedoch gar nicht daran, einzuknicken und freundet sich stattdessen mit drei Mädchen aus gutem Hause an. Fortan verbringt sie eine entspannte Zeit mit der fülligen Chloe (Danielle MacDonald), der aufmüpfigen Yu (Awkwafina) und der erfolgreichen Sängerin Amarna (Eiza Gonzáles), die es gewagt hat, ihre eigenen Musikideen verwirklichen zu wollen, weswegen sie ein Reiseticket ins Inselparadies lösen durfte. Die uminöse Inselleiterin ´The Duchess´(Milla Jovovich) prophezeit den Mädchen, dass bisher noch jede Behandlung zum erwünschten Erfolg führte, doch die seltsamen Methoden, die unter anderem aus Propagandavideobeschallungen und anderen Gehirnwäschevariationen bestehen, zeigen wenig bis gar keine Wirkung. Uma fasst derweil den festen Entschluss, von Fantasy Island zu verschwinden. Zufällig taucht ihr heimlicher Liebhaber Markus (Jeremy Irvine), der sich unter die Angestellten gemischt hat um Uma zu retten, auf der Insel auf. Glücklich schildert sie ihrem Herzblatt den Fluchtplan, den die Freundinnen ausgeheckt haben und bei dem ein verstecktes Ruderboot eine zentrale Rolle spielt. Doch urplötzlich, am Abend vor dem geplanten Abgang, kündigt die Inselleitung die erfolgreiche Abschlussbehandlung eines der Mädchen an…
Sechs Millionen Euro standen Regiedebütantin Alice Waddington für die Verwirklichung ihrer Science Fiction Geschichte, mit der sie bereits seit Jahren schwanger ging, zur Verfügung. Diese investierte sie weise in talentierte Darstellerinnen (und Milla Jovovich), sowie in eine phantastische Ausstattung, dem eigentlichen Star von Paradise Hills – Flucht aus dem Wunderland. Selten sah man so wundervoll komponierte Bilder, die die schillernde, bunte Welt gekonnt einfangen, wie hier. Die Story, die entfernt an Michael Bays Die Insel und den Horrorklassiker Die Frauen von Stepford erinnert, bietet genug Potenzial, um das jugendliche Zielpublikum interessiert vor den Bildschirm zu bannen. Aber auch alte Säcke wie ich können Gefallen an der originell erzählten Geschichte haben. Als negative Kritik möchte ich lediglich auf ein paar digitale Effekte im Finale aufmerksam machen, die doch arg künstlich wirken und den Gesamteindruck minimal trüben.
Die Bildqualität (2,00:1) ist gut, in der ein- oder anderen Nachtsequenz wird es allerdings ein wenig schmierig, aber dies scheint dem Ausgangsmaterial geschuldet zu sein. Der Ton (Deutsch und Englisch in DTS-HD Master 5.1) ist super und die Synchronisation hochwertig. Im Bonusbereich finden sich Featurettes und Trailer.
Insgesamt ein wirklich sehenswerter Young-Adult-Horrorstreifen mit Jugendfreigabe, der dank seiner hervorragenden Darsteller und der gelungenen Optik für jedermann zu empfehlen ist. Definitiv einen Blick wert.
Trailer: