Bei den aktuell kalten Temperaturen, dem Frost und dem Schnee greifen in der Regel nur die ganz Hartgesottenen zu der allseits beliebten Eiscreme. Redscreen bringt euch in Zusammenarbeit mit Wicked Vision Media die Süßspeise nach Hause und wenn der Eismann kommt, solltet ihr besser artig sein. THE ICE CREAM TRUCK (2017) ist ein weiterer Low-Budget-Horrorfilm, der im Mediabook erschienen ist. Ob sich die Edition lohnt, erfahrt ihr in unserer Kritik!

Originaltitel: The Ice Cream Truck

Drehbuch & Regie: Morgan Freels Johnston

Darsteller: Deanna Russo, Emil Johnson, John Redlinger, Sam Schweikert, Jeff Daniel Phillips…

Artikel von Christopher Feldmann

Wicked Vision hat es sich in Zusammenarbeit mit Redscreen zur Aufgabe gemacht, wenig prominenten Low-Budget-Produktionen aus dem Horrorbereich eine vernünftige Veröffentlichung zu spendieren. Ein ehrenwertes Anliegen, finden diese Filme meist nur in sehr eng gesteckten Underground-Kreisen eine Beachtung. So hätte hierzulande vermutlich niemand auch nur ansatzweise Notiz von THE ICE CREAM TRUCK (2017) genommen, was im Endeffekt aber auch gar nicht so schlimm wäre. Was zu Beginn wie schöner Vorstadt-Slasher mit einem blutdurstigen Eismann als Killer anmutet, entpuppt sich relativ schnell als ziemliche Gurke, die vor allem mit einem Element „punktet“: Langeweile!

Handlung:

Marys (Deanna Russo) Familie zieht um und das führt die Schriftstellerin zurück in jenen Vorort, in dem sie einst aufgewachsen ist. Während ihre Lieben sich noch im ehemaligen Zuhause um die letzten Angelegenheiten kümmern, richtet sie schon einmal das neue Haus ein. Dabei erinnert die Umgebung sie ständig an ihre Jugend. Doch etwas Unheimliches ist im Gange.
Während Mary mit dem Älterwerden hadert und einen lustvollen Blick auf den Nachbarssohn wirft, lauert im Dunkel ein tödliches Grauen. Ein Eisverkäufer (Emil Johnson) mit einer fanatischen Liebe für Tugend und Moral beginnt unbemerkt damit, all die Sünder, die er findet, brutal zu ermorden …

Ich hatte mich durchaus auf einen blutigen, kurzweiligen Slasherfilm gefreut, denn das Opening gestaltet sich durchaus atmosphärisch. Ruhige Bilder der idyllischen Nachbarschaft, dazu ein verspielter Synth-Score, der an die Frühwerke von John Carpenter erinnert. Wäre hier noch Michael Myers persönlich durch das Bild geschlendert, hätte man denken können, es handelt sich hier um ein vergessenes Sequel der HALLOWEEN-Reihe. Aber Pustekuchen, THE ICE CREAM TRUCK erreicht nicht mal ansatzweise die „Qualität“ der, selbst von Fans verschmähten, Tiefpunkte der Schlitzer-Saga. Statt in der dunklen Nacht, ist der Low-Budget-Streifen vornehmlich zur hellen Tageszeit angesiedelt, was dem Ganzen erheblich Stimmungspunkte kostet. Tatsächlich scheint dem kreativen Kopf des Films, Megan Freels Johnston, kein klassischer Horrorschocker vorgeschwebt zu sein, sondern eine schwarze Komödie? Satire? Whatever!

Die „Story“ versammelt oberflächlich die üblichen Tropes. Kleinstadt-Setting, promiske Teenager mit Hang zum gepflegten Marihuana-Konsum und ein Killer, der sich Moral und Tugend ganz dick auf die Stirn geschrieben hat. Also ist THE ICE CREAM TRUCK gar nicht mal so weit weg vom gängigen Einerlei der 1980er Jahre. Doch statt Tempo und Gekröse setzt der Film eher auf Sparflamme. So darf Vorzeige-Milf Mary vornehmlich lustvoll die Suburban-Community beäugen und dabei vor allem den, etwas alt aussehenden, Nachbarsjungen anglühen, Midlife-Crisis und Sehnsucht nach der verlorenen Jugend inklusive. Dies zieht sich durch die knapp 90 Minuten Laufzeit, sorgt aber eher für Langweilie.

Auch der mörderische Eismann hat verglichen mit artverwandten Kollegen erstaunlich wenig zu tun und darf meistens nur etwas creepy aus der Wäsche gucken. Richtig bedrohlich wirkt er auch nicht, man hat eher das Gefühl einer Jungfrau Mitte 30 dabei zuzusehen, wie sie Teenager angeiert. Die Morde fallen dabei ebenso vergessenswert aus. Gorehouns werden vom geringen Blutzoll enttäuscht sein und mit gerade einmal zwei Todesopfern fällt auch der Bodycount enttäuschend aus. Tatsächlich scheint der Film eher symbolisch angelegt zu sein und auch das Ende verstärkt diesen Eindruck. Inszenatorisch fehlt es aber an der nötigen Finesse, um dies besser herauszuarbeiten. Natürlich sind bei einer Produktion dieser Preisklasse die Grenzen eng gesteckt aber trotzdem hätte man hier einen größeren Unterhaltungswert generieren können, vor allem weil die Inszenierung ziemlich ereignislos bleibt. THE ICE CREAM TRUCK plätschert wie eine Episode bekannter Vorabend-Soaps vor sich hin, ohne jemals wirklich spannend oder gar relevant zu sein.

Auch schauspielerisch kocht man hier auf kleiner Flamme, Hauptdarstellerin Deanna Russo gleicht einer Schlaftablette und die restliche Besetzung agiert auf dem Niveau gängiger Amateur-Darsteller. Lediglich Rob-Zombie-Spezi Jeff Daniel Phillips lässt als unheimlicher Möbellieferant etwas Talent erkennen und das soll schon etwas heißen. Interessierte Zuschauer sollten aber auf jeden Fall zu der Originalversion greifen, die deutsche Synchronisation ist ziemlich furchtbar und gerade die Stimme von Russo klingt, als hätte die Sprecherin eine ordentliche Portion Valium geschluckt.

Das Mediabook ist in drei Covervarianten erschienen und sehr ansprechend gestaltet. Auch die Verarbeitung ist wie gewohnt hochwertig, Bild- und Tonqualität sind dementsprechend sehr gut. Das Bonusmaterial bietet neben einem 24-seitigen Booklet von Christoph N. Kellerbach einen Audiokommentar, ein Making-Of, Outtakes, ein Making-Of zur Synchro, sowie den Trailer. Ein rundes Paket.

Fazit:

Low-Budget-Fans und Nischenliebhaber werden eventuell ihren Frieden mit THE ICE CREAM TRUCK (2017) machen können. All diejenigen, die sich auf einen deftigen Slasher freuen, sollten nicht viel erwarten. Mir hat dieser Streifen überhaupt nicht zugesagt, vielleicht gibt es aber Abnehmer, die mich da eines besseren belehren können.

Christopher auf Letterboxd – Your Life in Film folgen

Zurück zur Startseite