Als gläubiger Christ hat man schon die Arschkarte gezogen. Da betet der gottesfürchtige Vidar für etwas Abwechslung in seinem tristen Dasein und wird zur Strafe vom Heiland in einen Vampir verwandelt. Ob die Norweger mit ihrer Horrorsatire eine Punktlandung gemacht haben oder lediglich einen triftigen Grund bieten, endlich aus der Kirche auszutreten, haben wir bei dieser Neuveröffentlichung von DONAU FILM einmal für Euch geprüft.
Originaltitel: VampyrVidar
Drehbuch und Regie: Thomas Aske Berg & Fredrik Waldeland
Darsteller: Thomas Aske Berg, Brigt Skrettingland, Kim Sønderholm, Marit Sanden, Henrik Rafaelsen
Artikel von Christian Jürs
Vidar (Ruben Jonassen) hat es bereits als Kind nicht leicht. Zusammen mit seiner Mutter (Marit Sanden) lebt er allein auf dem norwegischen Bauernhof, auf dem er, nach seinem selbstgebrühten Morgenkaffee, die Arbeiten erledigt. Die Mädchen im Dorf verspotten den melancholischen Jungen, der unter der Fuchtel seiner kranken Mutter in einem kleinen Zimmer mit Dachschräge über dem Bett haust. Dieser Zustand ändert sich auch nicht, als Vidar (jetzt Thomas Aske Berg) bereits 33 Jahre alt ist. Sein tristes Leben, welches nur aus Arbeit und den alten, offenbar häufig benutzten Playboyheftchen unter seinem Kopfkissen besteht, kotzt den Mann, der langsam aus seinen besten Jahren herauswächst, an. Darum betet er eines Abends zu Gott, dass sein Leben sich ändern müsse. Er wolle endlich Drogen nehmen, Kämpfe austragen und vor allem ficken, am liebsten dauerhaft. Was er nicht ahnt ist, dass er tatsächlich erhört wird.
Jesus (Brigt Skrettingland) erscheint dem verdutzten Vidar in dessen plötzlich hell erleuchteter Scheune. Doch der Heiland hat so gar nichts von dem an sich, was wir von der Kirche gelernt haben. Er ist ein nackter Wilder mit spitzen Vampireckzähnen, der sich von Vidar erstmal oral verwöhnen lässt. Richtig gelesen – ich konnte es auch nicht fassen. Von da an ist Vidars Leben nicht mehr das, was es mal war, denn nun ist Vidar tot. Naja, nicht richtig tot, immerhin steht er an seiner eigenen Trauerfeier als Untoter wieder auf, was alle Anwesenden, inklusive seiner Mutter, zutiefst schockiert. Noch schockierender ist allerdings sein unstillbarer Durst nach menschlichem Blut, der fortan, wie auch Jesus, der ihn zu höchst unchristlichen Aktionen treibt, sein ständiger Begleiter ist. Geschildert wird uns die Geschichte von Vidar persönlich, der aus Verzweiflung einen Psychiater (Kim Sønderholm) aufsucht, dem er sein Leid klagen kann. Wenig verwunderlich dabei ist, dass der Arzt wenig Interesse an dieser unglaubwürdigen Geschichte hegt. Trotzdem erzählt Vidar unbeirrt von seinem Dasein als Untoter, der eigentlich nur auf der Suche nach der Frau fürs Leben ist.
Typisch nordisch, mit trockenem Humor, schildert uns Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller Thomas Aske Berg die Geschichte des vom Schicksal gebeutelten Bauernjungen, der eigentlich so viel Besseres verdient hätte. Dies gilt leider auch für den Horrorfan, dürfte dieser doch von der nordischen Farce ein wenig Enttäuscht werden. Denn Vidar the Vampire ist weder gruselig, noch in irgendeiner Form spannend. Auch der Humor, der möglichst blasphemisch einige Geschmacklosigkeiten an den Mann bringen möchte, versagt auf weiter Strecke. Trotzdem ist kein schlechter Film aus der obskuren Blutsaugersatire geworden. Dies liegt allerdings eher am typisch norwegischen Flair, den der Film vor allem in den Szenen mit dem jungen Vidar, der nur allzu gerne eine Freundin hätte, vorweist. Ruben Jonassen als junger Vidar ist ganz hervorragend, hat allerdings mit Thomas Aske Berg so gar keine Ähnlichkeit. Vielmehr erinnerte er mich an den jungen Jesse Plemons, den man zB. als ekelhaften Todd aus der Kultserie Breaking Bad oder als sonderbaren Nachbarn in der Komödie Game Night kennen dürfte. Gegen Ende darf der Junge nochmals eine wirklich schöne Szene bestreiten, die den Kern der Geschichte wunderbar zusammenfasst. Hier offenbart der Film seine wahren Stärken.
Glaubt man den Cover der mir vorliegenden Blu-ray, müsste Vidar the Vampire im Bildformat 2,35:1 vorliegen. Doch entweder ist hier irgendetwas schief gelaufen oder ich bin einfach zu blöd, meine eigene Technik zu bedienen. Bei mir erschien der Film nämlich bildschirmfüllend im Eierkopfformat. Egal welche Einstellung ich an TV oder Blu-ray-player auch vornahm, es änderte nichts an den schlanken Gestalten aus der Magersuchtstherapiegruppe. Ansonsten gibt es an Bild und Ton (Norwegisch und Deutsch in Dolby Digital 5.1) allerdings nichts auszusetzen und auch die Synchronisation ist gut. Im Bonusbereich gibt es einen Audiokommentar mit Thomas Aske Berg & Fredrik Waldeland in englischer Sprachfassung (ohne Untertitel), Trailer, eine Hinter den Kulissen Bildergalerie und ein Wendecover ohne FSK Flatschen.
Trailer: