Hoppla. Ist es ein Zufall, dass in diesen kritischen Zeiten alte Paranoia-Thriller neu aufgelegt werden…oder steckt eine höhere Macht dahinter? Die ersten Minuten dieses Thrillers könnten jeden X-beliebigen Verschwörungskanal auf YouTube eröffnen, so aktuell und zeitlos sind der Off-Text und die Bildmontage im Dickicht der Wahrheitsbetrachtungen. Aber das nur am Rande. KOCH FILMS brachte den prominent besetzten Verschwörungsthriller nun zurück in die Regale der Sammler.

Originaltitel: The Domino Principle

Regie: Stanley Kramer

Darsteller: Gene Hackman, Candice Bergen, Richard Widmark, Mickey Rooney, Eli Wallach

Artikel von Kai Kinnert

Der ausgebrannte Vietnam-Veteran und Scharfschütze Tucker ist mit einer Haftstrafe wegen Mordes am Boden der Tatsachen angelangt. Doch er bekommt eine unerwartete zweite Chance: Alles, was er tun muss, um aus der Haft entlassen zu werden, ist jemanden umzubringen.

Die 1970er waren das Zeitalter des Paranoiathrillers. Es erschienen jede Menge Romane, die sich oft mit der Beugung von Macht und der Manipulation befassten und so ein Millionenpublikum erreichten. Viele Hollywood-Thriller damaliger Zeit waren Literaturverfilmungen und so auch dieser. Der Regisseur Stanley Kramer drehte einige echte Klassiker und interessierte sich dabei oft für eben genau diese Gewichtung als thematischen Hintergrund, scheint also der richtige Mann für den Regiestuhl zu sein, denn ihm gelang meist das Zusammenspiel zwischen ernsthaften Hintergründen und spannender Unterhaltung. Filme wie Flucht in Ketten (1958), Das Urteil von Nürnberg (1961) oder Rat mal, wer zum Essen kommt (1967) sind nicht nur gestandenes, ambitioniertes Hollywood-Kino, sondern auch stets eine kritische Betrachtung auf gesellschaftliche Strömungen.

Gene Hackman ist eines der markanten Gesichter des 70er Kinos, drehte er doch in knapp 10 Jahren 20 Filme, darunter Klassiker wie Leise weht der Wind des Todes (1971), French Connection (1971/75), Der Dialog (1974) oder Die Brücke von Arnheim (1977). Genau das richtige Gesicht also für einen harten Streifen, in dem ein ehemaliger Scharfschütze zum Attentat auf den Präsidenten motiviert werden soll. Doch Vietnam-Veteran Tucker weigert sich, denn er hat seinen eigenen Codex, der konträr zu dem seiner Auftragsgeber läuft und somit das Domino Prinzip auslöst. Beste Voraussetzungen also für einen straffen Thriller, der auch noch gut besetzt worden ist. Obwohl Gene Hackman seinen Auftritt in Das Domino Komplott gerne komplett vergessen würde, spielt er nicht schlecht. Seine langen, lauernden Blicke (ohne zu Blinzeln) sind gut getimed und einige schauspielerischen Details wirken zwar unentschlossen, aber frisch. Der Grund für die Abneigung Hackmans an seinem Auftritt mag an der Schieflage der Story liegen, die auch Stanley Kramer nicht in den Griff bekam.

Obwohl Das Domino Komplott seine guten Szenen hat, funktioniert der Streifen nicht als Gesamtes. Sobald der Streifen die Action verlässt und sich auf Tucker und seine Ehefrau einlässt, verschleppt sich das Timing, wird es fast zäh. Nicht umsonst wurden damals für die BRD-Kinofassung gut 15 Minuten herausgeschnitten, denn insgesamt hatten die Kürzungen keinen Einfluss auf die eigentliche Handlung. Mögen die Schnitte auch schlecht gewesen sein, geschadet hatte es am Ende nicht.

Die vorletzte Regiearbeit Stanley Kramers will nicht so recht Fuß fassen, hapert hier, zieht sich dort und es wirkt, als wäre Kramer fast schon zu altmodisch für einen zeitgenössischen Paranoiathriller gewesen. Dennoch gibt es einen filmisch-kreativen Anteil in der Inszenierung, von dem man sich gerne mehr gewünscht hätte.

So gibt es eine gute Kameraarbeit in Das Domino Komplott und die Action mit Hackman (gerade im Hubschrauber) funktioniert. Und neben Gene Hackman ist Eli Wallach der beste Mann am Set. Er spielt seine Nebenrolle mit Präsenz und wird passabel erschossen. Auch das muss man können, und so ist sein letztes Nervenzucken in der Hand ein gekonntes Detail geschlossenen Schauspiels. Aber auch sonst sind hier keine Laien am Werke, so ist es ja nicht.

Doch da ist dieses träge Timing in der Story, etwas was den Film aufhält und die Figur von Gene Hackman so nicht tragen kann. Hackman versucht zwar alle Tricks um in seine Rolle zu finden, doch irgendwie hängt das Drehbuch und Kramer gelingt es nicht, die kritischen Stellen straff zu umschiffen.

Das Domino Komplott ist ein durchschnittlicher Thriller mit gekonnter Besetzung, einer guten Kameraarbeit und gelungener Action, der leider am Zwischenraum scheitert. Schade, dass nicht mehr daraus geworden ist.

Das Bild der Blu-ray ist gut, sauber und satt, der Ton ist gut. Als Extras gibt es die BRD-Kinofassung, die BRD-Kinofassung mit nachsynchronisiertem Prolog, das zeitgenössische Making-Of „The Manipulators“, die deutsche Super-8-Fassung Teil 1-3, alternative deutsche Vorspänne, den deutschen Trailer, den englischen Trailer und eine Bildergalerie.

Trailer:

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