Ja fick die Henne! Sex & Zen?! Das war doch dieser komische Softporno von Golden Harvest, den ich damals in den 90er-Jahren in Hamburg im Lager von Venal Virulent in den Händen hielt und nicht zum Kopieren ausgeliehen hatte. Erstens fiel der Streifen nicht ins Muster meiner damaligen Sammlung und Zweitens waren die Filme von Golden Harvest auf VHS-Doppeltapes (höherer Verleihpreis!) und nicht Untertitelt. Dabei ist der Streifen ein Klassiker der berüchtigten CAT. III-Abteilung, für die man sich in Hong Kong schon einiges an skurrilen Grobheiten einfallen lassen musste, um keine Altersfreigabe zu bekommen. 30 Jahre hat der Streifen nun auf dem Buckel und MR. BANKER FILMS / CARGO RECORDS spendierte dem schlüpfrigen HK-Streifen alter Schule ein limitiertes Mediabook in ungekürzter Fassung.
Originaltitel: Yuk po tuen – Tau ching bo gam
Regie: Michael Mak
Darsteller: Lawrence Ng, Kent Cheng, Elvis Tsui, Lieh Lo, Amy Yip, Carrie Ng, Isabella Chow
Artikel von Kai Kinnert
China im 17. Jahrhundert: Mei Yueng Sheng (Lawrence Ng) ist derartig sexbesessen, dass nicht einmal seine nymphomanisch veranlagte Ehefrau Chau Yin ihn befriedigen kann. Außerdem hat er Komplexe wegen seinem zu klein geratenen Penis. Auf den Rat eines Weisen hin lässt er sich das beste Stück eines Hengstes annähen. Nach erfolgreicher Operation zieht Mei los, um seine neue Attraktion zu testen: Erst treibt er es mit der Frau eines Teppichhändlers, danach will er die lesbische Shui Chi davon überzeugen, dass Sex mit Männern doch viel besser ist. Doch das neue Glück hat auch seine Kehrseite.
Man muss schon Nehmerqualitäten haben, um dieses seidig-kunterbunte Beckenwirbeln ohne mit der Wimper zu zucken und mit festem Blick zu goutieren. Der Geschlechtsakt ist hier selbstverständlich nur angedeutet, artistisch ergeht sich der Film recht ausführlich in schwunghafter Lustbarkeit durch sämtliche Stellungen, zeigt allerlei Po und Brust, steckt Pinsel hier- und dorthin und lässt so manchen Akt als Martial-Arts-Nummer erscheinen…eine Art Bums-Martial-Arts eben. Das ist alles so hirnerweichend, dass man nach 50 Minuten in lächelnde Katatonie fällt und entrückt feststellt, das Sex & Zen insgesamt gar nicht so schlecht ist, wie man es damals im Lager von Venal Virulent vermuten konnte.
Obwohl sich der Streifen in den Intellekt seines Zuschauers bohrt und diesen sinnlich sediert, ist Sex & Zen echtes HK-Kino von gestandener Qualität. Vor und hinter der Kamera versammelte sich renommiertes Personal und dank des Produzenten Stephen Shiu bekam der Film einen stark komödiantischen Einschlag, der den Streifen auch heute noch als schräge HK-Komödie funktionieren lässt. Stephen Shiu war der Produzent einiger Komödien von HK-Star Stephen Chow und so weht auch ein stetiger Geist Stephen Chows durch den Film, man erwartet geradezu seinen Gastauftritt als Eunuch. Stephen Shui produzierte außerdem 2019 auch noch Angel Has Fallen, so ganz billig durchdacht ist Sex & Zen dann also doch nicht.
Die Brüder Johnny und Michael Mak lieferten zuvor die Actionreihe Long Arm Of The Law 1-4 ab, die mit ihren Actionszenen deftige Kost leistete und zumindest mit den ersten beiden Teilen in jede gute HK-Sammlung gehört. Auch hier ist Sex & Zen alsogut aufgestellt. Während Johnny Mak produzierte, übernahm sein Bruder Michael Mak die Regie, dem es dann auch tatsächlich gelang, fast alle Bums-Szenen unter irgendeinem Aspekt des Martial-Arts-Kinos zu inszenieren. Das ist hier teilweise kleines Actionkino, nur das nicht Typen mit dem Schädel auf die Tischkante knallen, sondern kopulierende Körper durch den Raum schleudern und auch mal ausgepeitscht wird. Und selbst die Kamera von Peter Ngor (uA. Cover Hard, 1992) ist nicht schlecht, der Mann war ein Routinier des damaligen HK-Kinos. Dazu kommt eine Besetzung, der es tatsächlich gelingt der zotigen Nummer einen gewissen Witz abzuringen. Lawrence Ng versprüht genügend Komik und könnte glatt ein Sidekick in einem Stephen Chow – Film sein und auch der Rest der Truppe ist solide zusammengestellt. Den besten Auftritt hat wahrscheinlich Kent Cheng als Chirurg, der liebend gerne männliche Geschlechtsorgane verpflanzt und dem Hauptdarsteller den Megapimmel annäht, mit dem Lawrence Ng dann später in den Landeplatz seiner Geliebten einschwebt. Kent Cheng (Run And Kill, 1993) ist einer der talentierten, ewigen Nebendarsteller im HK-Kino, ein Schwergewicht eben, der hier wunderbar als Chirurg seinen komischen Auftritt hat.
Sex & Zen ist in erster Linie eine HK-Komödie mit reichlich angedeutetem Sex und viel nackter Haut, wobei letztendlich etliches schamhaft bedeckt bleibt. Es gibt viel Brust und Po zu sehen und auch der Klöppel schwingt stetig…doch alles im Rahmen einer Kinky Comedy, wie man sie so wohl nur in Hong Kong drehen konnte. Wer Fan des alten HK-Kinos ist und sich auch in die filmischen Untiefen vorwagt, darf hier getrost einen Blick wagen. Solide gemacht ist der Streifen allemal.
Das Bild der Veröffentlichung ist gut, der Ton ebenso. Auch die Synchronisation ist gut. Als Extras gibt es Trailer und eine Bildergalerie, sowie 16seitiges Booklet von Christoph N. Kellerbach. Das Mediabook ist in zwei Covervarianten erhältlich.