Cargo Movies schickt uns mal wieder nach Italien, wo ein ungleiches Duo die Fäuste schwingt. Die Rede ist selbstverständlich NICHT von Bud Spencer und Terence Hill, sondern von Sergio Ciani und Cris Huerta, die sich hier im Fahrwasser der erfolgreichen Haudrauf-Helden durch eine Robin-Hood-Geschichte prügeln, inklusive Kung-Fu-Mönch und schmissigem Soundtrack der De-Angelis-Brüder. Ob ZWEI LINKE BRÜDER AUF DEM WEG ZUR HÖLLE (1976) an seine Vorbilder herankommt, erfahrt ihr in unserer Kritik!

Originaltitel: Storia di arcieri, pugni e occhi neri

Drehbuch: Jaime Catena, Sergio Ciani, Victor Comas

Regie: Tonino Ricci

Darsteller: Sergio Ciani, Cris Huerta, Victoria Abril, Eduardo Fajardo, Iwao Yoshioka…

Artikel von Christopher Feldmann

In den 1970er Jahren starteten Bud Spencer und Terence Hill ihren Siegeszug durch die, vornehmlich deutschen, Lichtspielhäuser. Beginnend mit komödiantischen Prügel-Western erschloss das ungleiche Duo ein großes Publikum. Die Mischung aus Schlägereien und lockeren Sprüchen, in den meisten Fällen um ein vielfaches gesteigert durch die deutschen Texte von Synchron-Legende Rainer Brandt, schlug ein wie eine Bombe, so dass die Zuschauer scharenweise in die Kinos strömten. Natürlich sorgte das dafür, dass Plagiatoren nicht lange auf sich warten ließen, um ihr Stück vom Kuchen zu bekommen. Die bekanntesten Nacharmer waren dabei Paul Smith und Antonio Cantafora aka Michael Coby, die später als Bob Spencer und Terrance Hall versuchten, das Publikum mit ihren günstig produzierten Prügel-Klamotten in die Irre zu führen, wie zum Beispiel in CONVOY BUDDIES (1975). Aber es gab noch weitere Streifen, die sich einer ähnlichen Konstellation bemächtigten, wo wir bei Sergio Ciani und Cris Huerta wären, die ebenfalls gerne in den Fußstapfen von Spencer und Hill wandelten. ZWEI LINKE HUNDE AUF DEM WEG ZUR HÖLLE (1976) erinnert ebenfalls nicht von ungefähr an die erfolgreichen Vorbilder.

Handlung:

Robin Hood (Sergio Ciani) kämpft gegen den bösen Sheriff von Nothingham (Eduardo Fajardo). Bruder Tuck (Cris Huerta) holt seinen Freund Moi Kato (Iwao Yoshioka), einen Kung-Fu-Meister, zur Hilfe. Ein Trommelfeuer der flinken Fäuste beginnt..

Wer sich jetzt bezüglich der knappen Inhaltsangabe wundert, dem sollte gesagt sein, dass ZWEI LINKE BRÜDER AUF DEM WEG ZUR HÖLLE auch nicht viel mehr hergibt, als das, was in einem Satz formuliert wurde. Hier haben wir es mit einer offensichtlich in Windeseile heruntergerotzten Robin-Hood-Klamotte zu tun, die sich tonal an den damals erfolgreichen Haudrauf-Komödien orientiert. Auch wenn der Streifen alle wichtigen Figuren auffährt, wie etwa Robin Hood, Bruder Tuck, den Sherriff von Nottingham, sowie Richard Löwenherz, bedeutet das noch lange nicht, dass man es als Zuschauer hier mit einer kohärenten Nacherzählung der berühmten Sage zu tun hat. Dafür nimmt sich der, von Tonino Ricci inszenierte, Wald- und Wiesenklopper auch einige kreative Freiheiten. So wird auf die Figur der Lady Marian verzichtet und durch Lady Anne ersetzt und als Zugabe gibt es noch einen asiatischen Mönche, der ein wenig Kung-Fu performen darf, wahrscheinlich auch nur, weil die damaligen Hongkong-Reißer ebenso en Vogue waren wie die italienischen Schläger-Produktionen.

Auf die Story, die im Grunde die Eckpfeiler abarbeitet, die man aus diversen anderen Verfilmungen kennt, wird hier nicht wirklich viel wert gelegt, stattdessen gibt es eine herbeigeführte Schlägerei nach der Nächsten zu „bewundern“, gepaart mit Schwertkämpfen und asiatischer Kampfkunst, die in diesem Machwerk, welches augenscheinlich nur konzipiert wurde, um in den Bahnhofskinos ein paar Mark abzugreifen, völlig fehl am Platz wirkt. Auch die Schauspieler wurden offensichtlich dazu angehalten, möglichst arg zu chargieren. So darf DJANGO-Bösewicht als Eduardo Farjado als Sherriff von Nottingham den so ziemlich bescheuertsten Schurken mimen, der je in einer Robin-Hood-Verfilmung zu sehen war. Gleiches gilt für Sergio Ciani und Cris Huerta, die mehr schlecht als recht versuchen, eine ähnliche Chemie zu vermitteln, wie es damals Bud und Terence getan haben. Dazu gibt es noch eine gewohnt flapsige deutsche Synchronisation, der es aber auch an wirklich treffsicheren Sprüchen und Gags fehlt, um nur in den Dunstkreis der Vorbilder zu gelangen.

Auch optisch ist hier nix zu holen. Was den Sharewood Forest darstellen soll, sieht verdächtig nach einem Vorort von Rom aus. Als Zuschauer lassen sich immer dieselben Bäume und Sträucher ausmachen, vor denen sich die Darsteller tummeln. Das meiste Geld ging vermutlich für die Schlossszenen drauf. ZWEI LINKE BRÜDER AUF DEM WEG ZUR HÖLLE könnte zumindest für eine anspruchslose Gaudi sorgen, wenn die zahlreichen Duelle und Prügeleien wenigstens etwas taugen würden aber anscheinend hat der Regisseur darauf bestanden, immer gleich den ersten Take zu verwenden, weswegen alles irgendwie chaotisch und unbeholfen aussieht. Immerhin vermittelt der schmissige Soundtrack von Guido De Angelis und Maurizio De Angelis etwas klassisches Italo-Flair, komponierten die Brüder doch auch zahlreiche Musiken (unter anderem unter dem Pseudonym „Oliver Onions„) für Spencer/Hill-Filme in den 1970er Jahren. So geht auch das mehrfach eingespielte Titellied ins Ohr und dürfte somit das einzig positive an dieser uninspirierten Nummernrevue sein.

Wie gewohnt, ist die kürzlich erschienene DVD von Mr. Banker Films/Cargo Movies nur etwas für ganz hartgesottene B- und C-Film-Enthusiasten. Das Bild wurde wieder einmal von der wahrscheinlich einzigen, noch halbwegs brauchbaren VHS kopiert, was dazu führt, dass man selbst das Gefühl hat, einen Knick in der Optik zu haben. Der Ton ist indes solide. Als Bonus gibt es noch die längere internationale Fassung, für den deutschen Markt wurden ein paar Minuten (zur Straffung herausgeschnitten).

Fazit:

ZWEI LINKE BRÜDER AUF DEM WEG ZUR HÖLLE (1976) versucht sich daran, die Robin-Hood-Sage im Stil der damaligen Prügel-Komödien zu erzählen und lässt sich dabei ganz klar in den Bereich Spencer/Hill-Ploitation einordnen. Leider scheitert der Streifen an seiner eigenen Ideenarmut und an laschen Schlägereien, sowie dem sehr niedrigen Produktionsvolumen.

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