Das war längst überfällig. Ein Jahr ist vergangen, seit der Secret Killer zuletzt in Folge drei der Hörspielreihe aus dem Hause WOLFY OFFICE zuschlug. Jetzt ist endlich der vierte- und letzte Teil der Saga erschienen, der die Ereignisse aus den Vorgängern zusammenfügt und beendet. Wird es Scott Gibson gelingen, seine Familie aus den Fängen des Psychopathen zu befreien? Oder wird am Ende doch das Böse siegen? Und welche fiesen Foltermethoden werden wir wohl diesmal zu hören bekommen?

Regie: Kim Jens Witzenleiter

Sprecher: Katja Keßler, Kevin Kasper, Markus Pfeiffer, Christopher Kussin, Stephanie Preis

Artikel von Christian Jürs

Beginnen wir mit einem kleinen Rückblick auf die vergangenen Teile: In Vaterliebe erwacht Scott Gibson (Markus Pfeiffer), nachdem er eine Firmenfeier mit seiner Frau Tina (Katja Keßler) besuchte, in einer Lagerhalle. Die Nachricht des als Secret Killer bekannten Serienmörders trifft ihn wie ein Schlag. Seine Frau und seine Kinder Sabrina (Betty Weber) und der kleine Tom (Adrian Arnold) befinden sich in der Gewalt des Psychopathen. Möchte Scott seine Lieblinge wiedersehen, muss er fortan Aufgaben wie Selbstgeißelung, Folter und Mord ausführen. Als er sich an einem Punkt weigert, kostet dies seine Frau einen Finger. Nachdem er diesen erhält, kämpft Scott weiter bis zur Selbstaufgabe um das Leben seiner Familie.

Katja Keßler

In Episode 2 mit dem Titel Journalismus verfolgen wir die Ergeignisse aus der Sicht der Journalistin Stephanie Gross (Stephanie Preis), die für einen kleinen Stadtanzeiger arbeitet und zusammen mit ihrer Kollegin Mia durch die Jagd auf den Secret Killer auf den großen Druchbruch hofft. Für Mia eine Sackgasse mit Endstation, doch Stephanie bleibt dem Verrückten auf den Fersen.

In Folge 3, Justiz, wird die Geschichte erneut auf Anfang zurückgespult. Diesmal erfahren wir, wie der in Ungnade gefallene Ex-Polizist Viktor Ballda (Christopher Kussin) Jagd auf den Secret Killer macht. Immer wieder kreuzen sich die drei Geschichten und enden alle dort, wo das Finale beginnt: vor dem Versteck des Secret Killers. Somit dürfte Teil 4 eine komplett neue Geschichte erzählen, oder?

Kevin Kasper

Falsch! Auch im vierten Durchgang wird die Story zunächst an den Anfang zurückgesetzt. Diesmal wohnen wir Tina Gibson und ihren beiden Kindern bei, die in Gefangenschaft unter Todesangst den Handlungen, zu denen ihr Vater/Ehemann gezwungen wird, per Videoschalte beiwohnen müssen. Doch während ich bei den Vorgängern, insbesondere bei Teil 2, eine gewisse Ermüdung beim Zuhören der ewig gleichen Handlungen verspürte, liegt der Fall hier gänzlich anders. Die Vorstellung, dass die eigenen Kinder mitansehen und -hören müssen, wie Papa sich selbst mit einem glühenden Eisen brandmarkt oder andere Menschen beinahe zu Tode foltert, dass erreicht eine gänzlich neue Form von Härte, die ich in Hörspielproduktionen so noch nicht erlebt habe (die Altersempfehlung ab 16 Jahren ist unbeadingt zu beachten!). Hier braucht man wirklich starke Nerven (oder es liegt daran, dass ich selbst Familienvater bin?). Neu ist hier jedenfalls, dass wir den Killer erstmals mit unverstellter Stimme (Kevin Kasper) zu hören bekommen, was den Zuhörer allerdings weiterhin ratlos zurück lässt, da sich diese Figur, zumindest aus meiner Erinnerung heraus, nicht einordnen ließ (eine Erklärung folgt aber selbstredend).

Womit wir zur zweiten Hälfte des letzten Kapitels kommen, in dem nun endlich das versprochene Finale startet und alle Figuren aufeinander treffen. Diese Minuten entpuppen sich als enorm actionreich, sodass kein Leerlauf entsteht. Und trotzdem gibt es hier eine kleine Enttäuschung. Denn die Auflösung um die Identität dess Killers entpuppt sich als ziemlich random. Noch schwächer ist aber die Motivation, die hinter den Taten steckt. Diese ist ebenso hanebüchen wie in einem der letzten Dario Argento Streifen (ich fühlte mich an die sabbernden Irren aus Sleepless oder Card Player erinnert, die sich vom durchdachten Verbrechergenie in einen sabbernden Wahnsinnigen verwandeln, sobald das Finale ansteht. Im Grunde ist das alles nicht weiter schlimm, denn immerhin gibt es ja noch ein Helferlein bei der Polizei… Trotzdem kommen alle vier Teile der Die Prüfung-Saga nicht über Groschenroman-Niveau hinaus. Das war aber auch mit Sicherheit nie die Absicht von Kim Jens Witzenleiter, der hier ordentlich die (Folter-)Sau rausgelassen hat. Trotzdem, nach vier Stunden Blut und Gewalt hätte ich mir hier eine etwas originelle Lösung gewünscht.

Kim Jens Witzenleiter

Die Prüfung ist insgesamt ein besonderes Projekt aus dem Hause Wolfy Office. Noch niemals empfand ich ein Hörspiel als so brutal wie dieses Quartett des Blutes. Insbesondere der erste- und letzte Teil gehen an die Nieren. Die Sprecher sind einmal mehr fantastisch und die Atmosphäre ist dicht. Ich bin aber weiterhin der Meinung, dass man die Teile 2 und 3 durchaus auf eine Folge herunterkürzen hätte können. Doch das ist, ebenso wie meine Kritik an der Auflösung, natürlich Geschmackssache. Wer auf der Suche nach ´ner echten Blutwurst ist, der wird hier definitiv seine helle Freude haben.

Ach ja, wenn der Abspannsong ertönt (wie immer eine Version von Hurt), bitte nicht abschalten. Es kommt noch was…

Trailer:

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