Nachdem ASTRO dem Film bereits am 30. März 2021 ein Blu-ray-Mediabook (mit 6 verschiedenen Motiven) spendiert hatte, kam einen Monat später noch die Einzelveröffentlichung von DIGIDREAMS auf Blu-ray und DVD heraus. Hierzulande kam der Film seinerzeit unter dem Titel Dark World auf VHS in die Videotheken. Wofür der Film damals eine FSK 18-Freigabe bekommen hat, ist mir zwar ein Rätsel, aber zu jener Zeit tickten die Uhren noch etwas anders als heute. Gleich vorweg: Ein Highlight sollte man hier nicht erwarten, aber wer billig produzierte B- und C-Filme zu schätzen weiß, der bekommt mit den neuen Veröffentlichungen mehr geboten, als man bei solch einer Produktion erwarten würde.
Alter deutscher Videotitel: Bram Stoker – Dark World
Originaltitel: Shadow Builder
Regie: Jamie Dixon
Darsteller: Michael Rooker, Leslie Hope, Shawn Thompson, Tony Todd, Kevin Zegers
Artikel von Holger Braasch
Pater Vassey (Michael Rooker) ist kein gewöhnlicher Priester, eher eine Art Soldat, der gegen eine Gruppe von Häretikern kämpft, die schwarze Magie betreiben und einen uralten Dämon heraufbeschwören wollen, der die Welt in ein Inferno stürzen soll. Angeführt wird die unkoschere Gruppe von Erzbischof Quinlan (Lawrence Bayne). Pater Vassey kann zwar die Häretiker zur Strecke bringen, doch er kann nicht verhindern, dass der Shadow Builder, eine Art Schattenwesen, heraufbeschworen wird. Eine Sonnenfinsternis steht bevor – in diesem Zeitfenster öffnen sich die Tore zwischen Licht und Finsternis. Wenn es dem Shadow Builder in diesem Zeitfenster gelingt, eine reine Seele in seine Gewalt zu bringen, kann er endgültig seine Schreckensherrschaft errichten. Der 12jährige Chris Hatcher (Kevin Zegers) erweist sich als ideales Opfer. Seit einem unglücklichen Vorfall bei seiner Taufe, trägt der Waisenjunge die Wundmale Christi an seinem Körper. Da ist der Name Chris sicherlich kein Zufall, oder?
Seine Tante Jenny Hatcher (Leslie Hope) kümmert sich liebevoll um den Jungen, in ihrem Haus in der verschlafenen Kleinstadt Grand River. Mit der Kirche hat die Familie seit den seltsamen Geschehnissen bei der Taufe nichts mehr am Hut. Doch die Häretiker waren bereits auf Chris aufmerksam geworden, wie Pater Vassey beunruhigt feststellen muss. Also macht er sich umgehend auf den Weg nach Grand River, um Chris vor dem drohenden Unheil zu bewahren. Dort begegnet man dem finster dreinblickenden Dämonenjäger zunächst mit Argwohn, doch nachdem der SHADOW BUILDER bereits einige Menschen in Grand River infiziert hat, ist man mit dem Latein(!) schnell am Ende und nimmt die Unterstützung von Pater Vassey an. Dieser fackelt nicht lange und deckt sich mit schwerem Geschütz ein. Er kann jedoch nicht verhindern, dass die Bewohner nach und nach dem SHADOW BUILDER verfallen. In der Kleinstadt bricht bald das Chaos aus, es regieren Sodom und Gomorrha. Sechs Seelen hat der SHADOW BUILDER bereits erobert – es fehlt ihm nur noch die von Chris. Bevor sich der Mond vor die Sonne schiebt, muss er Chris in seine Gewalt bekommen, doch Pater Vassey hält mit allen Mitteln dagegen. In der Kirche kommt es zum alles entscheidenden Endkampf.
Nach dem Erfolg von Francis Ford Coppolas Dracula (1992) bekamen klassische Horrorstoffe wieder einen Auftrieb. Der Okkult-Horror war nach wie vor beliebt und hat sich bis heute gut geschlagen, was eigentlich erstaunlich ist, denn man sollte meinen, dass solche Geschichten in der modernen und aufgeklärten Zeit kaum noch überzeugen dürften. Regisseur Jamie Dixon ist vor allem auf visuelle Effekte spezialisiert und gehört sogar zu den Pionieren der zeitgenössischen CGI-Effekte-Technik. So arbeitete er an den Effekten von Starfire (1990), RoboCop 3 (1993), Showgirls (1995), Spawn (1996) und auch Ridley Scotts umstrittenes, aber visuell zweifellos beeindruckendes Alien-Prequel Prometheus – Dunkle Zeichen (2012). Jamie Dixon machte auch die visuellen Effekte für Michael Jacksons Musikvideo zum Song Black or White (1991). Mit Shadow Builder nahm Jamie Dixon 1998 sein erstes Spielfilmprojekt in Angriff und kreierte nebenbei auch die Effekte. 2007 versuchte er sich nochmals als Regisseur und inszenierte die TV-Produktionen Bats: Blutige Ernte und Crash Bandicoot (eine Mini-Serie). Er produzierte auch den Found Footage-Schocker Katakomben (2014). Ein großer Wurf ist ihm mit Shadow Builder freilich nicht gelungen, aber eine Vollgurke ist der Streifen nun auch nicht. Dies liegt vor allem an den guten Darstellern, allen voran Michael Rooker, der seine Rolle als grimmiger Dämonenjäger schön schnodderig rüberbringt.
Bei den Effekten sieht es leider mau aus, da hätte man gerade von einem Experten, wie Jamie Dixon, mehr erwarten dürfen, auch wenn das Budget hier ziemlich limitiert war. Die digitalen Effekte sehen eher dürftig aus – und leider hat man fast ausschließlich auf digitale Tricks gesetzt. Zwar probierte man durchaus neuartige Techniken aus, doch das Endergebnis dürfte auch zur Entstehungszeit nicht gerade überzeugend gewirkt haben. Splatterfans gehen hier jedenfalls leer aus, dabei hätten eine Handvoll Old School-Effekte durchaus einiges retten können. So bekommt man leider nur schnödes CGI-Gewurschtel geboten. Zur literarischen Vorlage von Dracula-Autor Bram Stoker kann ich nichts sagen, da ich sie nie gelesen habe, aber von dem großen Namen sollte man sich nicht blenden lassen. Die Story von Bram Stoker´s Shadow Builder ist jedenfalls reichlich an den Haaren herbeigezogen und fährt alle möglichen Klischees auf, die man aus diversen Okkult-Horror-Filmen kennt. Wenn man weiß, auf was man sich einlässt und Direct-To-Video-Produktionen aus den 90er-Jahren nicht abgeneigt ist, dann kann man mit Shadow Builder aber durchaus seinen Spaß haben. Fans von Michael Rooker dürften hier auf ihre Kosten kommen.
Nachdem er mit seiner ersten Filmrolle als Serienkiller, in John McNaughtons berüchtigten Underground-Meisterstück Henry – Portrait of a Serial Killer (1986), schlagartig bekannt wurde, bekam Michael Rooker schnell Rollen in großen Studioproduktionen angeboten. Er war sich jedoch nicht zu fein, immer wieder mal in B-Filmen mitzuspielen, wie z. B. in dem höchst unterhaltsamen Action-Filmspaß Back to Back – Im Fadenkreuz der Yakuza (1996), den es hierzulande leider immer noch nicht auf DVD/BD gibt. Der wäre ein idealer Titel für die CLASSIC CULT COLLECTION. Michael Rooker spielt auch in mehreren Filmen von James Gunn mit. Beispielsweise In Slither – Voll auf den Schleim gegangen (2006) und (dem meiner Meinung nach etwas unterschätzten) Super – Shut Up, Crime! (2010). In Guardians of the Galaxy (2014) und Guardians of the Galaxy (2017) verkörperte er den raubeinigen aber beherzten Schurken Yondu.
Sowohl die VHS als auch die DVD-Erstauflage von VCL/Warner zeigen noch das unmaskierte Vollbild (1,33:1). Allerdings gibt es dort weder Extras noch den Originalton. Die später erschienene DVD von Concorde enthält zumindest den Originalton, allerdings gibt es auch dort keine Extras und das Bild wurde auf 16:9 (1,78:1) maskiert. Seit dem 30. März 2021 ist der Film von Astro auf Blu-ray in einem Mediabook erhältlich, welches gleich mit 6 verschiedenen Motiven daherkommt und mit vielen Extras aufwartet: Audiokommentar von Regisseur Jamie Dixon, Original Trailer, Bildergalerie (Selbstlaufend / 100 Bilder), Artwork-Galerie (Selbstlaufend / 21 Bilder), Making of (ca. 30 Min.), Fangoria (Selbstlaufend / 26 Seiten), Making of Visual Effects (ca. 13 Min.), Japan (Selbstlaufend / 5 Seiten), Making of Kevin Zegers (ca. 5 Min.), Presseblatt (Selbstlaufend / 3 Seiten). Auf einer Extra-Blu-ray sind sogar noch die Extras von Frankenhooker (der mit Shadow Builder jedoch so gar nichts zu tun hat) dabei, der ebenfalls von Astro im Mediabook erhältlich ist: A Salad That Was Once Named Elizabeth: Patty Mullen Remembers Frankenhooker (ca. 8 Min.), A Stitch In Time: The Make-Up Effects Of Frankenhooker (ca. 20 Min.), Turning Tricks: Jennifer Delora Remembers Frankenhooker (ca. 19 Min.), Original Theatrical Trailer, Photoscrapbook. Die Extras liegen nur im englischen Originalton ohne deutsche UT vor.
Nun ist der Film auch von Digidreams als Classic Cult Collection auf Blu-ray und DVD zu haben. Für diese Besprechung lag mir die Blu-ray vor. Die Extras wurden übernommen, nur die Bonus-Blu-ray mit dem Extras zu Frankenhooker ist diesmal nicht dabei. Das Bild der Blu-ray ist stellenweise recht grobkörnig, trotzdem hatte ich mitunter den Eindruck, dass da etwas gefiltert wurde. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Komprimierung nicht optimal vorgenommen wurde. So ziehen sich stellenweise leichte „Tränenspuren“ vertikal durchs Bild. Das stört zwar nicht wirklich, sieht aber schon etwas seltsam aus. Das Bild ist aber schön scharf und das Material dürfte kaum mehr hergeben.
Trailer: