Vor 25 Jahren wäre ein Film, in dem sich die Action-Ikonen Arnold Schwarzenegger und Jackie Chan gegenüber stehen, vermutlich ein großer Kino-Blockbuster gewesen. Heute müssen sich Fans, die solch ein Happening herbeigesehnt haben, mit einem russisch-chinesischen Fantasy-Abenteuer begnügen, welches Koch Films demnächst in Deutschland für den Heimkino-Markt veröffentlichen. Dabei sollten sich lüsterne Anhänger der beiden Legenden nicht vom Cover oder Trailern in die Irre führen lassen, denn IRON MASK (2019) verspricht zwar einen Kampf der Giganten, dieser fällt jedoch eher klein aus. Was es ansonsten in dem CGI-lastigen Film zu bestaunen oder zu bemängeln gibt, erfahrt ihr in unserer Kritik.

Originaltitel: Tayna pechati drakona / Viy 2: Journey to China

Drehbuch: Dmitry Paltsev, Alexey A. Petrukhin, Oleg Stepchenko

Regie: Oleg Stepchenko

Darsteller: Jason Flemyng, Xingtong Yao, Jackie Chan, Arnold Schwarzenegger, Anna Churina, Yuri Kolokolnikov, Rutger Hauer, Charles Dance…

Artikel von Christopher Feldmann

Bereits im Jahr 2017 ging der Trailer zu IRON MASK (2019), damals noch unter dem Titel VIY 2: JOURNEY TO CHINA, um die Welt, der vor allem damit punktete, dass mit Martial-Arts-Legende Jackie Chan und „Gouvernator“ Arnold Schwarzenegger sich zwei der größten Stars des Actionkinos im Kampf gegenüberstehen. Auch wenn es offensichtlich war, dass die Beiden vermutlich nur kleine Rollen in dem, unter russisch-chinesischer Ko-Produktion entstandenen Fantasyfilm bekleiden (ihre Szenen begrenzten sich nur auf ein Setting), erfüllte das Marketing seinen Zweck und viele zeigten Interesse. Es dauerte allerdings noch eine ganze Weile, bis ein Publikum den ganzen Film überhaupt zu sehen bekam. Durch Streitigkeiten unter den zahlreichen, beteiligten Firmen, zog sich die Post-Produktion dahin und erst zwei Jahre nach Abschluss der Dreharbeiten startete IRON MASK schließlich in China. Nach zwei zusätzlichen Jahren Wartezeit kommt nun endlich auch das deutsche Publikum in den zweifelhaften Genuss des mit digitalen Effekten überladenen Mischmaschs aus Historienfilm, Fantasy-Action und Komödie, dessen Verkaufsargument sich erwartungsgemäß als Marketingmasche entpuppt.

Handlung:

Jonathan Green (Jason Flemyng) bekommt von Zar Peter dem Großen den Auftrag, den Osten des gewaltigen russischen Reichs auszumessen, und begibt sich auf eine lange Reise voller Gefahren über den Rand der bekannten Welt hinaus. Auf seinem Weg macht er atemberaubende Entdeckungen und muss unglaubliche Abenteuer bestehen: Er wird mit schwarzer Magie konfrontiert, begegnet phantastischen Tierwesen, einer chinesischen Prinzessin (Xingtong Yao) und dem legendären Dragon King, dem mächtigsten aller Drachen. Währenddessen kämpfen im Tower von London ein Martial-Arts-Meister (Jackie Chan) und ein mysteriöser Mann in der eisernen Maske (Yuri Kolokolnikov) gegen den unbezwingbaren Wärter James Hook (Arnold Schwarzenegger) um ihre Freiheit.

IRON MASK ist mitnichten ein eigenständiger Film, sondern eine Fortsetzung des Fantasyfilms FÜRST DER DÄMONEN (2014), im Original VIY, dessen Geschichte auf der gleichnamigen Erzählung des russischen Schriftstellers Nikolai Gogol basiert. Um dem Sequel folgen zu können, muss man den Vorgänger allerdings nicht zwingend gesehen haben, wird dessen Handlung doch ganz kurz und knapp zu Beginn rekapituliert. Und trotzdem gestaltet sich der Plot des mit umgerechnet 48 Millionen US-Dollar teuren Nachfolgers mehr als zerfahren, so dass man von Beginn an aufpassen muss, um zumindest die Basics auffassen zu können. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der erstmal alle beteiligten Firmen aufgeführt werden (immer ein schlechtes Omen), betet eine Off-Stimme den historischen Kontext herunter. Es geht um einen mächtigen Drachen, magischen Tee, chinesische Mythologie und westliches Entdeckertum. Dazu kommen noch Zauberer, Hexen und allerlei Gedöns, das den Zuschauer schnell überfordert, ins Besondere dann, wenn man sich diesem Film zu später Stunde widmet, in der man nicht mehr hundertprozentig aufnahmefähig ist.

Das größte Problem ist dem zufolge ohne Zweifel das Drehbuch. Die russische Autoren-Fraktion bemüht sich sichtlich seinen Geldgebern gerecht zu werden. So startet man in England, streut Handlungsszenen in Mütterchen Russland ein, um schlussendlich in der Zauberwelt China zu landen. IRON MASK wirkt vollgestopft mit Szenen, die selten wirklich Berührungspunkte aufweisen. Es werden Figuren an verschiedenen Orten ins Spiel gebracht, die erst gegen Ende aufeinandertreffen, denn vorher muss die Mythologie des fernen Ostens etabliert, das russische Königshaus abgebildet und die zahlende Kundschaft mit Jackie und Arnie bei Laune gehalten werden. So ergibt sich ein völlig ausladendes Gewusel aus Locations, Figuren und Handlungsmotiven, das wirklich jeder Zeit wirkt, als hätten die Schreiberlinge eine Checkliste mit Anforderungen abarbeiten müssen, die man ihnen auf den Tisch geknallt hat. Zwar fügen sich die Teile irgendwann zusammen, das Endergebnis ist aber letztlich doch unbefriedigend, vor allem weil es kaum Figuren gibt, an die man sich binden kann, die den Zuschauer mit auf die Reise nehmen oder an denen man einfach aus Interesse kleben bleibt. Die eigentliche Hauptfigur Jonathan Green, gespielt von Jason Flemyng, die schon im Vorgänger die Rolle des Protagonisten inne hatte, verkommt hier zum Stichwortgeber, da der Film immer wieder zu anderen Charakteren wechselt, von denen aber niemand genug Raum bekommt. Wenn es im Finale um ein magisches Siegel geht, einen Drachen mit besonderen Fähigkeiten und um den Kampf gegen eine böse Hexe, dann ist man als Zuschauer auch irgendwie raus, denn der rote Faden ist nur rudimentär vorhanden.

Dazu kommt noch die Tatsache, dass Regisseur Oleg Stepchenko inszenatorisch so richtig protzt und jede Szene mit Matte-Paintings und digitalen Spielereien überzieht. Das weniger manchmal auch mehr ist, scheint der russische Filmhandwerker nicht so wirklich verinnerlicht zu haben, stattdessen fährt er auf dem Level „CGI-Overkill“. Alles ist überbordend bunt, laut, hektisch und erschreckend künstlich. Selbst wenn manch optischer Einfall gar nicht mal so schlecht ist wie etwa der finale Kampf zwischen der Prinzessin und der Hexe, deren Showdown in wallenden Kleidern wirklich ansehnlich ist, kleistert Stepchenko die Szenerie noch mit Fabelwesen, digitalen Hintergründen und einem Drachen aus dem Rechner zu. Leider ist das CGI gelinde gesagt mau und bewegt sich meist auf dem Niveau eines maximal mittelmäßigen Videospiels für die Playstation 3. Allein das Opening mit seinen Kamerafahrten durch Höhlen sieht erschreckend scheiße aus. Ich bin immer der Meinung, dass wenn das Budget nicht für gute Effektarbeit ausreicht, man doch besser kleinere Brötchen backen sollte.

Schlussendlich bügeln diesen Umstand auch die Darsteller nicht aus. Wie bereits erwähnt, können weder Flemyng, noch seine Co-Stars, bestehend aus Xingtong Yao, Anna Churina und Yuri Kolokolnikov so richtig punkten und bestechen lediglich durch abgedroschene Dialoge und selten witzigen Humor. Für gute Laune sorgen lediglich die beiden Marketing-Anhängsel Arnold Schwarzenegger und Jackie Chan, denen man aus Dankbarkeit für ihre Beteiligung gleich jeweils einen Producer-Credit spendiert hat. Die Szenen der Beiden beschränken sich zwar lediglich auf das Tower-Gefängnis in London, jedoch machen diese trotz Arnies Faschingskostüm und Jackies falsche Haar- und Bartpracht durchaus Spaß. Der Fight zwischen den beiden Kontrahenten fällt zwar eher mau aus, dafür hat der TERMINATOR-Star sichtlich Freude an seiner augenzwinkernden Performance. Leider fällt er nach der Hälfte des Films und ungefähr 15-20 Minuten Screentime größtenteils aus dem Film. Wenn sich die beiden Stars am Ende noch einmal wieder sehen, bietet dies durchaus Nährboden für ein Spin-Off, welches ich mir sogar ansehen würde, geben sie doch zusammen ein durchaus sympathisches Duo ab. Besonders mager fällt hingegen die Rolle von Charles Dance aus, der lediglich kurz in zwei Szenen zu sehen ist und auch der 2019 verstorbene Rutger Hauer, der hier einen seiner letzten Auftritte hat, ist lediglich für ein Mini-Cameo anwesend.

Koch Films veröffentlicht IRON MASK vorab als Video on Demand und eine Woche später als DVD- und Blu-ray-Ausgabe. Uns hat man dankenswerterweise einen Screener zur Verfügung gestellt. Bild- und Tonqualität sind gut, die physische Variante beinhaltet neben dem Film noch mehrere Trailer, sowie eine Behind-the-Scenes-Bildergalerie.

Fazit:

IRON MASK (2019) ist überladenes, unausgegorenes und stellenweise wirklich unvorteilhaft getrickstes Historien-Fantasy-Abenteuerkino, dessen vollgestopfte Handlung mehr darum bemüht ist, die Geldgeber und beteiligten Firmen zufriedenzustellen, als eine nachvollziehbare und in sich stimmige Geschichte zu erzählen. Vollgepackt mit allerlei Ideen feuert der Regisseur aus allen Rohren und schlägt dabei nicht selten über das Ziel hinaus. Lediglich die paar Szenen mit Arnold Schwarzenegger und Jackie Chan machen aufgrund deren Präsenz und dem augenzwinkernden Humor wirklich Laune. Ob man dafür die vollen zwei Stunden Laufzeit in Kauf nimmt, ist jedem selbst überlassen.

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