Nachdem in den Achtzigern im Horrorbereich haufenweise Kultmonster erschaffen wurden, ging es mit dem Genre bereits Ende des gleichen Jahrzehnts steil bergab. Dieser Abwärtstrend sollte anhalten und nur wenige Genrefilme in den Folgejahren in den Lichtspielhäusern landen, ehe 1996 mit Werken wie SCREAM und Co. der Grusel wieder modern werden sollte. Bis dahin schlug sich der Horrornerd mit allerlei B-Ware herum, die weiterhin fleißig auf dem Videomarkt veröffentlicht wurde – hierzulande meist gekürzt, versteht sich. Doch diese Zeiten sind längst vorbei und nachdem HAPPY HELL NIGHT bereits vor geraumer Zeit ungekürzt auf DVD und als limitierte Blu-ray veröffentlicht wurde, hat DIGIDREAMS jetzt eine kostengünstige Variante für den Vielkonsumenten auf den Markt gebracht.
Regie: Brian Owens
Darsteller: Charles Cragin, Darren McGavin, Lisa Nichols, Sam Rockwell. Ted Clark
Artikel von Christian Jürs
Freddy Krueger, Jason Voorhees, Michael Myers, John Cramer, Charles Lee Ray – Immer wieder gelang es Hollywood, Kultkiller, die das Publikum bei Horrorlaune halten, zu erschaffen. Doch nicht alle Serienkiller fanden die Gunst des Publikums. Man denke an Max Jenke, dargestellt von Brion James in House 3 – Horror House. Ein Film, bei dem der Regisseur James Isaac es sich nicht nehmen ließ, seinen Namen gegen das bekannte Pseudonym Allan Smithee auszutauschen. Auch der Candyman verlor, nach großartigem Auftakt in Candymans Fluch, schnell seinen Schrecken. Oder klingelt es bei Euch noch, wenn ich Horace Pinker erwähne? Das war der klägliche Versuch von Wes Craven, einen zweiten Freddy Krueger zu erschaffen in Shocker. In diesem Fall versuchte eine kanadisch-jugoslawische Co-Produktion mit dem schwarzäugigen Zachary Malius (Charles Cragin) einen weiteren, sprücheklopfenden Fiesling aus dem Boden zu stampfen.
Dieser sitzt zu Beginn des Films seit einem viertel Jahrhundert regungslos in der geschlossenen Anstalt. Eine Angestellte, die in seine Zelle hineinlugt, bekommt bei seinem Anblick eine Kreischattacke. Warum, wird nicht ganz klar. Immerhin sitzt der Serienkiller Zachary Malius regungslos auf seinem Stuhl. Er hat halt seine Hausaufgaben bei Norman Bates gemacht, der ebenfalls nicht auffallen wollte. Malius ergatterte seinen Wohnbereich, da er einst bei einem satanischen Ritual sieben Jugendliche bestialisch abgeschlachtet hatte. Diese Tat bekommen wir übrigens als Rückblende serviert, in der ein junger Sam Rockwell einen Auftritt bestreitet, der nicht darauf schließen lassen würde, dass hier ein zukünftiger Hollywoodstar zu sehen ist. Ein junger Pfarrer kann dem Treiben Einhalt gebieten, als er Malius zwischen den Leichenteilen entdeckt. Dann geht´s wieder ab in die Gegenwart (zurück in die Zukunft?).
Hier kommt eine Gruppe Studenten hinter das von oberster Stelle gut gehütete und vertuschte Geheimnis um Zachary Malius. Sie versuchen, bei einer Mutprobe, ein Foto des inhaftierten Massenmöders zu erhaschen und lösen damit die Katastrophe aus. Denn Malius kann entkommen, entsorgt auf dem Weg nach draußen aber zunächst noch die faulste und unsympathischte Krankenschwester seit den Werner-Comics. Sein Ziel: Die Studenten, die Malius Ausbruch erst ermöglichten, für ein weiteres, dämonisches Ritual zu opfern. Die Happy Hell Night kann beginnen…
Besagte Studenten entpuppen sich als das übliche Schlachtvieh, diesmal sogar von der besonders unsympathischen Sorte. Insbesondere Ted Clark, der später als Mutant in Wrong Turn auftrat, spielt einen unsäglichen Charakter. Optisch ein Brillenträger mit Rotzbremse und merkwürdigem Geschwülst am Ohr, beobachtet der von ihm dargestellte Ned mit seinen heimlich installierten Kameras die Verbindungskollegen und -kolleginnen und filmt diese bei ihren sexuellen Aktivitäten, die er auf dem Pornomarkt veräußert. Besonders toll ist der Moment, in dem Hauptdarstellerin Laura Carney den Hobbyfilmer bei seiner Aktivität entdeckt und dies lapidar mit einem „Ach, Ned.“ abtut. Anno 1992 sah man solche Straftaten anscheinend noch nicht so eng. Apropos Laura Carney, die verkörpert Liz, unser offensichtliches Final Girl, das aber auch nicht ganz astrein ist. Immerhin betrügt sie ihren Freund mit dessen Bruder. Sie kann sich halt nicht zwischen den beiden Sunnyboys entscheiden. Glücklicherweise nimmt Zachary Malius ihr schlussendlich die Wahl ab. Nett von ihm.
Bevorzugtes Mordwerkzeug ist ein Eispickel, mit dem er die Jugendlichen hübsch der Reihe nach entsorgt. Die Effekte entpuppen sich dabei als nette, handgemachte Splattereinlagen, die unser Killer, der optisch irgendwie an einen dämonischen Gandhi erinnert, mit den langweiligsten One-Linern der Filmgeschichte begleitet. Beispiel gefällig? Eine sexgeile, ans Bett gefesselte Studentin wird von ihm „gehackt“ und sein Spruch dazu lautet „Keine Perversitäten mehr!„. Und das war noch der coolste Spruch. Kein Wunder, dass Happy Hell Night niemals ein Sequel bekommen hat, auch wenn kurz vor dem Abspann natürlich mit einem typischen, erwartbaren Schlussgag der laut „Fortsetzung“ schreit, das Publikum in den Abspann entlassen wird.
Nein, Happy Hell Night ist kein Highlight des Genres, ganz im Gegenteil. Trotzdem weiss der Film den Horrorvielgucker zu unterhalten. Immerhin gibt es Splatter, Titten und eine durchweg düstere Atmosphäre. Für mehr, als einen verregneten Sonntag Nachmittag taugt der Film allerdings nicht. Die Bildqualität der vorliegenden Blu-ray (1,78:1 / 1080p) geht in Ordnung, da gab das olle Filmmaterial halt nicht mehr her. Der Ton (Deutsch und Englisch in DD 2.0) ist gut. Als Bonus gibt es Trailer, Bildergalerien und ein Wendecover ohne FSK Flatschen.
Trailer: