Elise Rainier und John Kramer sind die Kultcharaktere, die Lin Shaye und Tobin Bell in den letzten zwanzig Jahren bei Horrorfans extrem beliebt machten. Hier agieren die beiden Schauspieler nun erstmals vereint in einem Film, der laut Coveraufschrift von den Machern von Final Destination stammt. Ich musste die Credits beider Filme allerdings intensiv vergleichen, um auf Jeffrey Reddick zu stoßen, der als einer der drei Drehbuchautoren des Kultfilms um den rachsüchtigen Gevatter Tod tätig war und hier als einer der zahlreichen Produzenten gelistet wurde. Ob der von EUROVIDEO vertriebene Schocker ein gruseliges Vergnügen bereitet oder doch nur so aufregend wie ein Telefonat mit Großtante Brigitte geriet? Wir verraten es Euch und außerdem gibt es noch ein Exemplar auf Blu-ray zu gewinnen.

Originaltitel: The Call

Regie: Timothy Woodward Jr.

Darsteller: Chester Rushing, Erin Sanders, Mike Manning, Sloane Morgan Siegel, Tobin Bell, Lin Shaye

Artikel von Christian Jürs

Stranger Things hat den Trend vorgemacht und seither spielen reihenweise neue Gruselfilme und -serien in den 80er Jahren. Für mich ein kleiner Abstecher zurück in meine Kindheit und Jugend, in der ich dutzende Schocker aus der Videothek um die Ecke sichtete. Die Handlung von One Last Call findet im Jahr 1987 statt. Damals war ich gerade 12 Jahre alt und bereits großer Fan von Stephen King und Co.

Chris (Chester Rushing) ist nach der Trennung seiner Eltern mit seiner Mutter in das Kleinstadtkaff Willow Falls gezogen. An seinem ersten Tag an der neuen Highschool findet er dank seiner Mitschülerin Tonya (Erin Sanders), die scheinbar ein Auge auf den Jungen geworfen hat, umgehend Anschluss. Doch als so glücklich soll sich diese schicksalhafte Begegnung letztendlich doch nicht erweisen. Dabei scheint Chris zunächst das Glück hold sein, nimmt ihn Tonya doch am gleichen Abend schon mit auf den hiesigen Jahrmarkt, auf dem er auch ihren großmäuligen Ex-Freund Zack (Mike Manning) und dessen bedeutend sympathischeren Bruder Brett (Sloane Morgan Siegel) kennenlernt. Gemeinsam ziehen die vier Jugendlichen über die Kirmes. Als dort der Feierabend ruft, ist für die Kids der Spaß allerdings noch längst nicht vorbei. Zack hat die Idee, einmal wieder am Haus der Cranstons vorbei zu schauen, was wohl zum Standardprogramm der Kids gehört. Das alte Ehepaar Cranston erfreut sich im Ort keiner allzu großen Beliebtheit, da einst die kleine Laura (Brooklyn Anne Miller), die unter der Aufsicht der ehemaligen Kindergärtnerin Edith Cranston (Lin Shaye) stand, auf mysteriöse Weise verschwand. Da es sich bei dem Mädchen um die kleine Schwester von Tonya handelte, ist deren Hass auf die alte Dame besonders groß. Gemeinsam mit Zack und Brett stattet sie dem Anwesen des Öfteren einen Besuch ab, um aus Rache mit Steinen die Scheiben einzuwerfen, damit das Ehepaar endlich aus der Stadt verschwindet. Chris ist nicht wohl bei der Sache und so beteiligt er sich nicht am Vandalismus seiner neu gewonnenen Freunde. Eine weise Entscheidung, denn plötzlich steht die alte Hausdame vor dem Jugendlichen. Nach einer kurzen Konfrontation ziehen die Kids von dannen und der Fall scheint damit erledigt zu sein. Doch Edith, die jegliche Schuld von sich weist und wüste Drohungen gegen das Quartett aussprach, nimmt sich noch in der selben Nacht das Leben.

Kurz darauf fordert der jetzige Witwer Edward Cranston (Tobin Bell) die Jugendlichen auf, ihm einen Besuch abzustatten. Darin eröffnet er ihnen, dass jeder von ihnen 100.000 Dollar aus Ediths Nachlass erhalten würde, sofern sie sich auf ihren letzten Wunsch einlassen. Sie müssen, alle nacheinander, im oberen Stockwerk des Hauses ein einminütiges Telefonat mit der Verstorbenen führen. Selbstverständlich halten die Kids den alten Mann für nicht mehr ganz dicht. Als dieser jedoch androht, im Falle ihrer Ablehnung zur Polizei zu gehen und zu schildern, was am Abend von Ediths Ableben geschah, willigen die Kids ein. Hätten sie gewusst, welcher Albtraum auf sie zukommt, hätten sie den Ärger mit den Gesetzeshütern vorgezogen…

In der ersten Hälfte der Laufzeit gelingt es One Last Call in ruhiger, aber niemals langweiliger Erzählweise, die seeligen 80er Jahre glaubhaft wieder aufleben zu lassen. Sowohl Ausstattung (der Jahrmarkt), als auch Frisuren und vor allem der Score, der verdammt nach John Carpenter klingt, machen die Illusion perfekt. Hier stimmt die Mischung. Die Jungdarsteller machen ihre Sache gut und natürlich wissen auch die beiden Altstars zu gefallen. Insbesondere Tobin Bell, dessen Screentime gerne länger hätte ausfallen dürfen, darf den Jugendlichen Protagonisten einen Monolog halten, der verdammt an seine Kultrolle John Kramer aus dem Saw-Franchise erinnert.

Leider kann die zweite Filmhälfte, also der eigentliche Horrorpart von One Last Call, dieses Niveau nicht mehr halten. Hier werden die Kids, einer nach dem anderen, mit den Dämonen ihrer Vergangenheit konfrontiert, in einer irgendwie unpassend warmen, gelblich-orangen Ausleuchtung. Dieser Part wirkt beinahe wie ein Fremdkörper, zumal Ediths Abrechnung mit den Jugendlichen durchaus fragwürdig verläuft. Nur einer von ihnen hat sich wirklich etwas Gravierendes zu Schulden kommen lassen (um wen es sich handelt, wird nicht verraten). Vor allem Chris, der nichteinmal am nächtlichen Steinwurf teilnahm, hätte eine Absolution verdient. Doch dies scheinen sowohl Edith, als auch das Drehbuch, schlichtweg vergessen zu haben. Immerhin wird uns gegen Ende noch das Schicksal der kleinen Laura offenbart. Doch auch dies kommt weniger überraschend, als erhofft daher.

Was bleibt, ist Massenfutter für den auf Nachschub wartenden Horrorfan. Allerdings sollte der seine Erwartungshaltung ein wenig hinunterschrauben. Immerhin spendierte EuroVideo dem Film eine aufwändige, gute Synchronfassung. Der Film ist sowohl in deutscher-, als auch in englischer Sprachfassung enthalten. Untertitel gibt es leider keine. Als Bonusmaterial gibt es den Trailer und ein Wendecover ohne FSK-Flatschen.

Gewinnspiel:

EuroVideo spendiert Euch eine Blu-ray des Horrorstreifens. Alles, was Ihr dafür tun müsst, ist folgenden Frage zu beantworten:

In welchem Film legte sich Tobin Bell erfolglos mit Clint Eastwood an?

Schreibt die Antwort bis zum Freitag, 18. Juni 2021 um 18 Uhr mit dem Betreff „One Last Call“ an

christian@die-medienhuren.de

Viel Glück

Trailer:

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