Hach, da werden Jugenderinnerungen wach. Ich war gerade 14 Jahre jung, als vom Highlight Film Unterlabel New Vision diese kleine, atmosphärische Gruselnummer, basierend auf einer Kurzgeschichte von H.P. Lovecraft, in schwammiger, abgedunkelter Bildqualität mit ein paar wenigen Zensurschnitten erschien. Trotzdem landete der Film immer wieder in meinem Player, was der düsteren Atmosphäre, dem guten Creature Design, dem sympathischen und leicht tüffeligen Helden Howard und den wohlgeformten Brüsten Laura Alberts geschuldet war. Bereits innerhalb der Trash-Collection erschienen, hat CMV LASERVISION den Ex-Indextitel nun auch ungekürzt und rehabilitiert mit kaufhaustauglicher FSK-Freigabe veröffentlicht. Grund genug, meine Jugend nochmal aufleben zu lassen.
Originaltitel: The Unnamable
Regie: Jean-Paul Ouellette
Darsteller: Charles Klausmeyer, Mark Kinsey Stephenson, Alexandra Durrell, Laura Albert
Artikel von Christian Jürs
Die 80er waren das Jahrzehnt der besten H.P. Lovecraft Verfilmungen. Obwohl bereits 1937 verstorben, sind die Geschichten des Erfinders des Cthulhu-Mythos zeitlos genug, um sie in die Gegenwart zu hieven, auch heute noch, wie uns Nicolas Cage in Die Farbe aus dem All bewies. Am populärsten wurden die Stuart Gordon Klassiker Re-Animator und From Beyond, aber auch Lucio Fulci ließ sich bei seinen drei Meilensteinen Ein Zombie hing am Glockenseil, Über dem Jenseits (aka Geisterstadt der Zombies) und Das Haus an der Friedhofsmauer merklich vom Horrormeister Lovecraft inspirieren. Ganz so große Brötchen konnte Regiedebütant Jean-Paul Ouellette mit seiner in drei Wochen heruntergerissenen Verfilmung der Kurzgeschichte „Das Unnennbare“ zwar nicht backen, für ein atmosphärisches, kleines Gruselstück sollte es aber allemal ausreichen.
Irgendwann um Achtzehnhundertschießmichtot gebärt die Frau von Joshua Winthrop (Delbert Spain) eine schreckliche Kreatur. Die Mutter scheint die Geburt nicht überstanden zu haben, jedenfalls lebt der alte Mann fortan in seinem großen Haus allein mit Alyda (Katrin Alexandre), die fälschlich als namenlos im Titel bezeichnet wird. Eines Nachts, als er sich ein Herz fasst und seine tobende Tochter aus ihrem verschlossenen Dachzimmer bereift, fällt auch er dem aggressiven Wesen zum Opfer und endet anschließend recht herzlos (Ironie des Schicksals). Die Bewohner des Ortes meiden fortan das Anwesen der Winthrops, welches bis zum heutigen Tage, sprich 1988, leer steht.
An der Miskatonic University, die auch ein gewisser Herbert West einst besuchte, schildert der Student und Gruselautor Randolph Carter (Mark Kinsey Stephenson) seinen Mitstudenten Howard (Charles Klausmeyer) und Joel (Mark Parra) von dem unheimlichen Wesen, welches im nahegelegenen Gruselhaus noch immer im verborgenen leben soll. Während Howard, ein tolpatschiger, aber gutmütiger Angsthase, mit Schrecken von der Geschichte notiz nimmt, lacht Joel den nach Erfolg strebenden Gruselautor aus. Er wettet, dass er unbeschadet eine Nacht im Winthorp Haus verbringen kann, ohne auf ein furchterregendes Monster zu treffen. Ein mächtig großer Fehler, wie wir Zuschauer alsbald erfahren werden. Aufgrund von akutem Ableben bleibt Joel am Folgetag der Universität fern, was Howard sofort in Alarmbereitschaft versetzt. Doch Carter denkt gar nicht daran, einen Fuß in das unheimliche Bauwerk zu setzen und wimmelt Howard mit beruhigenden Worten ab. Da aber die attraktive, aber durch und durch arrogante Wendy Barnes (Laura Albert), in die Howard verschossen ist, zusammen mit ihrer schüchternen Freundin Tanya (Alexandra Durrell) und zwei sexgeilen Mitstudenten nun ebenfalls eine Nacht im Horrorhaus verbringt (welch ein Zufall), kann Howard den sturen Carter schließlich doch noch überzeugen, eine Rettungsaktion zu starten. Doch Alyda hat längst mit der Jagd auf die Teenager begonnen…
Nein, für einen großen Horrorklassiker hat es wirklich nicht gereicht, was Regisseur Jean-Paul Ouellette hier vollbracht hat. Zu ungelenk seine Inszenierung und zu platt der großteil der Figuren. Trotzdem gelang es ihm, eine gruselige Spukhausatmosphäre einzufangen und mit der Figur des Howard, den Charles Klausmeyer überzeugend darstellt, einen echten Sympathieträger zu erschaffen, der den Unterhaltungswert von The White Monster nochmal gehörig aufwertet. Das glasklare Bild des, im Gegensatz zur VHS-Fassung aus der Videothek, nicht abgedunkelten Filmes offenbart nun einen guten Blick auf die ungekürzten Blut- und Creatureeffekte, die immer noch überzeugen. Allerdings wird nun auch das Winthorp Haus als liebevolles Modellbauhaus erkannt, welches auch wunderbar im Miniaturwunderland in Hamburg stehen könnte. Doch irgendwie steigert dies auch wieder den schundigen Charme an meine Jugenderinnerung.
Das Bild der Veröffentlichung (1,85:1) ist also, wie erwähnt, sehr gut. Auch der Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0 Stereo) klingt klar. Im Bonusbereich gibt es den Trailer zum Film, eine Bildergalerie und weitere Trailer. Nicht vergessen sollte ich allerdings den, auf dem Cover unerwähnt gelassenen, Audiokommentar von Christoph N. Kellerbach, Florian Wurfbaum und Kevin Zindler, die ihre Stimme für diesen kleinen Videothekenbastard erheben. Recht haben sie.
Vier Jahre später entstand übrigens, ebenfalls unter der Fuchtel von Jean-Paul Ouellette, noch eine Fortsetzung namens The Unnamable II – The Statement of Randolph Carter, die bei uns zur völligen Verwirrung des Publikums als The Unnamable Returns von VCL Video auf VHS und später auf DVD verramscht wurde. In diesem Sequel kämpfen Howard und Randolph erneut gegen Alyda, diesmal verkörpert von der leider mittlerweile verstorbenen Julie Strain im Monsterkostüm. Doch eine Alyda ist in einem Film, der The Unnamable 2 heißt, natürlich nicht genug und so gibt es Maria Ford, ein weiteres Hot Chick, als Winthorp Tochter in menschlicher Form, auch noch oben drauf. Hoffentlich erbarmt sich irgendwann mal ein Verleiher und bringt hierzulande auch diesen Teil in einer angemessenen Veröffentlichung auf den Markt. Der Film ist nämlich noch unterhaltsamer als sein durchaus atmosphärischer Vorgänger und führt die Geschichte zu einem gelungenen Abschluss.