Kommen wir jetzt zu etwas völlig anderem, denn heute versuche ich mich an meiner ersten Comic-Review. Dabei bitte ich etwas um Nachsicht, habe ich mich doch zuletzt in meiner Kindheit und Jugend mit Donald Duck, Asterix und Spirou und Fantasio beschäftigt. Im etwas reiferen Alter kamen noch Die Sturmtruppen und Clever und Smart hinzu, aber auch das gehört lange der Vergangenheit an. Ich bin also auf diesem Gebiet kein Profi. Trotzdem werde ich Euch meine gewonnenen Eindrücke des vom EPSILON VERLAG veröffentlichten Zombie-Ramba-Zambas so gut wie möglich schildern. Wer sich sein eigenes Bild machen möchte, findet am Ende des Artikels einen Link zur Leseprobe.
Idee und Text: Renatus Töpke
Zeichnungen: Roland Prinsler
Artikel von Christian Jürs
Wer aus einer Großstadt kommt, der kennt sie, die Plattenbausiedlungen, gefüllt mit sozial schwach gestellten Individuen. Ohne hier über einen Kamm scheren zu wollen, sind Arbeitslose, Alkoholiker, Drogendealer und Prostituierte oftmals die Bewohner solcher Wohnsiedlungen, an denen man in den Abendstunden besser nicht allein vorbei geht. Die junge Kellnerin Mel hat jedoch keine Wahl, wohnt sie doch, aufgrund ihres geringen Einkommens, welches sie in der Sun Bar verdient, in dem Hochhaus Grosse Hoffnung, wo sich alle vorab genannten Gruppierungen auf die verschiedenen Etagen verteilen. Die Polizei hat die Gegend aufgegeben und lässt sich in dem Ghetto schon des Längeren nicht mehr blicken.
So kommt es, dass Mel eines Abends, nach einem Zwischenfall in der Kneipe, bei dem ihrem Kollegen in die Hand gebissen wurde, von den vier Jugendlichen Riaz, Marvin, Dennis und Jerome überfallen wird. Normalerweise verticken die Jungs Drogen für den im Haus lebenden Möchtegerngangster Tarkan, doch die Kohle ist knapp und die Hormone im Überfluss bei den Jungs am kochen. Sie können der hilflosen Frau zwar das Portemonnaie entreißen, werden dann aber von einem Obdachlosen gestört, der plötzlich, wie aus dem Nichts, über die Jungsbande herfällt und Dennis ein Stück Fleisch aus der Schulter beißt. Die Teenies können den alten Mann zwar überwältigen, doch wer die schlurfenden Horrorfiguren, die George A. Romero einst erdachte, kennt, der weiss, dass sich hier eine Zombieapokalypse anbahnt.
Und diese folgt auf dem Fuße, denn nur wenige Comicseiten später wird das Hochhaus von außen und von innen bereits von wilden, fleischgeilen Zombiehorden überlaufen. Mit Mühe und Not können sich die vier Jungs verbarrikadieren, sind jedoch später ausgerechnet auf die Hilfe der von ihnen ausgeraubten Kellnerin angewiesen. Ein Kampf um Leben und Tod entfacht, bei dem nur wenige von ihnen das Licht des nächsten Tages erleben werden.
Dem Ideenlieferant und Autor dieser Horrorstory, Renatus Töpke, war es nach eigener Aussage wichtig, einen rasanten, schnell zur Sache kommenden Horrorcomic zu entwerfen, der seine Leser nicht im Laufe der Seiten langweilt oder gar zum Weiterblättern animiert. Mission gelungen, möchte ich behaupten, denn viel Zeit zum Verschnaufen gibt uns Zombies in der Großen Hoffnung nicht und kommt schnell zur Sache. Wozu auch, wurde die alte Geschichte vom Zombievirus doch schon dutzende Male durchgekaut. Deshalb spart man sich hier fadenscheinige Erklärungen und geht direkt ins Eingemachte. Optisch durchaus originell in schwarz/weiß, wobei lediglich die Blutflecken rot eingefärbt wurden, überrascht uns Zeichner Roland Prinsler mit abstrakten Bildern, die einem comicunerfahrenen Leser wie mir allerdings „höggschde Konzentration“ abverlangen, um noch durchzusteigen, wer hier gerade von den lebenden Leichen attakiert wird. Originell sind die Zeichnungen aber allemal.
Zeitweise, über die ersten Seiten hinweg, fiel es mir allerdings schwer, Sympathien für die verkorksten Jugendlichen in der noch verkorksteren Umgebung aufzubauen. Doch sind sie im Grunde ihres Wesens eigentlich gutmütig und lediglich Opfer des sozialen Umfelds, in dem sie aufwachsen. Dies wird besonders dann deutlich, wenn sie hilfesuchend bei Mel landen, die sie ursprünglich, in den ersten Seiten noch, bedrängten und ausraubten. Ab dem Moment, wo sie ein Team bilden allerdings, gelingt es Töpke und Prinsler, uns die Figuren nahe zu bringen. Schade, dass nach gerade einmal 91 Seiten der ganze Spuk bereits vorbei ist. Die Auflösung, die uns am Ende präsentiert wird, bietet nämlich noch Stoff für weitere Seiten. So aber, gerät der Comic immerhin tatsächlich nicht langweilig.
Wer also Lust verspürt, die lebenden Toten einmal nicht auf der Leinwand, im Computerspiel oder gar im Hörspiel zu erleben, der muss 20 Euro locker machen, um sich die stabil gebundene Ausgabe mit den Abmessungen 22.5 x 1.2 x 29.5 cm ins Regal zu stellen. Wer noch zögert und überlegt, für den gibt es in der nächsten Zeile eine Leseprobe nach dem Klick.
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