Freunde des Hip Hop aufgepasst! Wer tiefer in der Musik steckt und sich für Break Dance interessiert, sollte einen Blick auf diesen Dokumentarfilm werfen, der als erster Film überhaupt die Break Dance Szene auf die Leinwand brachte. Obwohl hier nur getanzt wird und die Sache kurz zu erlahmen droht, gibt es doch ein paar Highlights, die den Film spannend machen. Vorausgesetzt man interessiert sich für Break/Electro Dance und die Entstehung einer professionellen Tanzszene, die bis heute maßgeblich ist. Und man erlebt hier zufällig auch noch Ice T in den Anfängen seiner späteren Karriere. IMPERIAL PICTURES und CARGO RECORDS brachten den Dokumentarfilm nun auf DVD heraus.
Regie: Topper Carew
Darsteller: Ice T, Shabba-Doo, Boogaloo Shrimp, Sugar Pop, Poppin´Taco, Anna, The Egyptian Lover, The Glove, The Fantastic Four, The Radio Crew
Artikel von Kai Kinnert
Der Film zeigt die verschiedenen Dance Crews bei ihren Auftritten und beim Training. Hier und da kommen ein paar Leute zu Wort und berichten darüber, dass Break Dance die Kids von der Straße holt und statt Straßenkämpfe nun Break Dance der neue Trend ist. Gefilmt wurde das alles an verschiedenen Straßenecken in L.A., voll des Kolorit damaliger Tage. Der Streifen ist authentisch und wurde doch tatsächlich durch ein Förderprogramm des U.S. Bildungsministeriums finanziert.
Das ist wahrlich selten. Wer auch immer die Gelder bewilligte, der konnte hier noch nicht ahnen, dass Topper Carew mit seinem Film ganz schnörkellos einen kleinen Teil Musikgeschichte dokumentieren wird.
Alle Tänzer haben es drauf, es ist irre, wie vollkommen ausgereift und mit welcher Körperbeherrschung die Crews ihre Auftritte hinlegten. Mitten auf der Straße oder im Club gedreht, eng umringt von Schaulustigen, wechseln sich die Tänzer ab…Break Dance eben. Es ist offensichtlich, dass die meisten Break Dancer in dieser Doku später eine professionelle Karriere antreten werden, so gut sind die Auftritte. Allen voran ist hier natürlich Ice T, der in der Doku noch als MC für The Radio Crew auftritt, die er zusammen mit den DJs Egyptian Lover und The Glove gründete. Ice T sorgte mit der Radio Crew auch für einen Großteil der Musik in der Doku und rappt hier noch fröhlich über das Tanzen…Tanzen ist Frieden und Party, Tanzen ist besser als Knarren und Gangfights. Einige Jahre später sollte das schon etwas anders aussehen, Ice T verschärfte seinen Beat, wurde I´m your Pusher, gründete die Metall-Band Body Count und bekam mit Cop Killer eine kleine Kontroverse an den Hals. Doch in Breakin´& Enterin´ steht Ice T noch ganz am Anfang seiner Karriere und liefert fröhlich einen guten Party-Rap ab. Es ist spannend, die Truppe beim großen Training in der Tanzschule zu sehen, es ist cool, wie sie im Club auftreten. Der Film ist mittendrin in der Musikszene von 1983, mittendrin im Club oder auf der Straße, mittendrin im Training.
Man erkennt, das diese neue Art von Musik und Tanz nicht mehr aufzuhalten sein wird, denn die Artistik im Break Dance war zu perfekt und wurde dabei auch noch von einer vielschichtigen, extrem modellierbaren Musikrichtung begleitet, für die hier Ice T als West Coast Rapper steht. Mag der Electro Beat auch schwere 80er-Kost sein, Ice T bricht stellenweise den Klangteppich auf und liefert so seinen guten Party-Rap ab – er hat die Stimme, das Timing und den Flow…er zeigt, dass er es kann. Doch auch andere haben es drauf und so erlebt der Zuschauer einen jungen Kid Frost und Adolfo „Shabba-Doo“ Quinones, der ein Jahr später Breakin´ und Breakin´2 drehen sollte. Er ist heute Choreograph für Musicals und arbeitete mit Künstlern wie Madonna, Lionel Richie oder Luther Vandross zusammen.
Breakin` & Enterin` hat in einer spannenden Phase des Break Dance einfach mal drauf gehalten, begibt sich auf die Straße und verzichtet dabei auf ein narratives Element. Für einen Film mögen es drei, vier Tanzaufnahmen zu viel sein, jedoch atmet der Streifen einen authentischen Zeitgeist und das enorme Talent der Break Dancer, so dass dieser Streifen in jede gute Sammlung des Hip Hop gehört. Man wird Zeuge, wie die Szene beim Aufbruch ist und Karrieren beginnen. Hier brodelt die Ursuppe des East L.A. Styles schnörkellos und hautnah. Wie gut, das diese seltene Dokumentation erhalten blieb. Sehenswert.
Das Bild der DVD ist dem Alter entsprechend, körnig und ungeschliffen, der Ton ebenso. Gesichtet wurde die englische Version ohne Sprecher.