Ende der 1990er Jahre stand die Karriere von Actionstar Jean-Claude van Damme unter keinem guten Stern, ein Flop folgte auf den nächsten. Um dem Abwärtstrend entgegenzuwirken, versuchte der agile Belgier aus dem formelhaften Klopper-Segment auszubrechen und sein Schauspieltalent unter Beweis zu stellen. DER LEGIONÄR – SEINE ZUKUNFT HEISST VERGESSEN (1998) gehört sicher zu den (zu Unrecht) oft verschmähten Vehikeln des Blutsportlers. Studio Hamburg hat dem historischen Action-Drama nun eine HD-Neuauflage verpasst. Warum sich eine Wiederentdeckung des Films durchaus lohnt, erfahrt ihr in unserer Kritik.

Originaltitel: Legionnaire

Drehbuch: Sheldon Lettich, Rebecca Morrison

Regie: Peter MacDonald

Darsteller: Jean-Claude van Damme, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Steven Berkoff, Nicholas Farrell, Daniel Caltagirone, Jim Carter…

Artikel von Christopher Feldmann

Die französische Fremdenlegion genoss in ihrer Hochphase einen eher zweifelhaften Ruf, bestand sie doch hauptsächlich aus angeheuerten Zeitsoldaten, die dazu abgestellt wurden, Kolonien Frankreichs zu erobern oder abzusichern. Die Herkunft der freiwilligen Kämpfer wurde dabei nicht hinterfragt, zu dem stammten sie aus unterschiedlichsten Ländern. Wie der eingeblendete Text zu Beginn von DER LEGIONÄR (1998) verdeutlicht, könnte man sie fast schon als Söldner bezeichnen, die mit hartem Drill zu Kanonenfutter ausgebildet wurden. Eben jenes Sujet machte sich Jean-Claude van Damme zu Nutze, um Zuschauern wie auch Kritikern zu zeigen, dass mehr in ihm steckt, als der durchschnittliche Leading-Man in den immer gleichen Actionstreifen mit Martial-Arts-Einlagen, die im Grunde weniger auf schauspielerisches Können ausgelegt waren. Dabei machen die „Muscles from Brussels“ einen gar nicht so schlechten Job in diesem mehr am klassischen Kriegs-Drama orientierten Film, der zwar seiner Zeit noch mit einem ordentlichen Budget für das Kino produziert wurde, aufgrund van Dammes schwindendem Ruhm aber in den USA direkt in den Videotheken landete. Schade eigentlich, handelt es sich zwar hier um keinen perfekten Film aber immerhin um einen interessanten Versuch, aus dem üblichen Brei hervorzustechen.

Handlung:

Frankreich 1925: Nach einem Boxkampf, bei dem sich Alain Lefevre (Jean-Claude van Damme) gegen die Absprachen mit einem Boss der Unterwelt von Marseille nicht KO schlagen ließ, muss Lefevre überhastet fliehen. Der Plan, nach Amerika abzuhauen, scheitert jedoch schon in den Straßen der französischen Hafenstadt. Der einzige Ausweg führt den Boxer in ein Büro der Fremdenlegion, der er sich anschließt. Die Aufgabe seiner Einheit ist es, nach der Ausbildung ein einsam gelegenes Fort mitten im marokkanischen Berbergebiet zu verteidigen. Die Berber haben jedoch einiges gegen den französischen Herrschaftsanspruch einzuwenden, so dass es zu erbitterten Kämpfen kommt. Gleichzeitig tauchen plötzlich zwei Häscher des Gangsterbosses in Lefevres Einheit auf, um ihm den Garaus zu machen.

Wenn es in DER LEGIONÄR irgendeine Szene gibt, die sich nach routinierter Kost anfühlt, dann ist es sicher der Prolog, in dem unser Protagonist einen Kampf in Marseille bestreitet. Dieser fällt allerdings ebenfalls aus dem Rahmen, beschränkt man sich hier doch auf reines Boxen und man sollte vorab schon wissen, dass die Beine des alten Jean-Claude dieses Mal auf dem Boden bleiben. Tatsächlich wirft das Drehbuch, für das unter anderem van Dammes langer Kollaborateur Sheldon Lettich verantwortlich war, der mit LÉON (1990) bereits einen Actionfilm mit dem belgischen Kampfsportler inszeniert hat, in dem das die Fremdenlegion ein wichtiges Thema spielt, sämtliche Tropes vergangener Vehikel über Bord und präsentiert eine eher ruhige, sowie tragische Geschichte. Dem Zuschauer wird schnell klar, dass es für die Charaktere wenig bis gar keine Hoffnung auf eine glückliche Zukunft gibt. Ihre Verpflichtung als Legionäre in Nordafrika gleicht fast schon einer trost- wie auch schonungslosen Endstation, aus der es mit großer Wahrscheinlichkeit kein Entkommen gibt, zumindest nicht lebend.

Einzig bei der Gewichtung der Geschichte wirkt das Drehbuch etwas unrund. Baut der Film zu Beginn noch eine Romanze und ein damit verbundenes Drama auf, findet dies im folgenden Plot überhaupt keinen Platz mehr und wird auch (bis auf ein paar Flashbacks) nicht mehr aufgegriffen. Eigentlich schade, da gerade die ersten 15 Minuten viel Nährboden für van Dammes Charakter bieten, der leider sträflich vernachlässigt wird, widmet man sich in Folge dessen doch nahezu ausschließlich dem kriegerischen Aspekt, selbstverständlich mit viel Pathos aufgeladen, wenn es um die Ehre und die Kameradschaft geht aber auch angenehm kritisch in Bezug auf die Fremdenlegion. Diese wird als raue, gar nicht so einwandfreie Institution gezeigt, in der Menschenleben nicht viel bedeuten und lediglich der Nutzen eines Legionärs im Kampf zählt. Auch die Tatsache, dass Frankreich Gebiete für sich beansprucht, die ihnen natürlich nicht gehören, wird zum Thema. Leider bleiben die „Gegner“ (die marokkanischen Berber) recht gesichtslos, so dass der Konflikt lediglich auf der Action-Ebene stattfindet. Ansonsten dreht sich der Film um die malträtierende Ausbildung unter dem strengen Sergeant Steinkampf, der seine Truppe mit rauem Regiment antreibt.

Im Grunde bleibt DER LEGIONÄR rein handlungsmäßig hinter seinen Möglichkeiten zurück. Tonal bedrückend und düster, insgesamt aber etwas flach, besonders was die sich aufbauenden Konflikte betrifft. Schade, da gerade Jean-Claude van Damme hier schon zehn Jahre vor seinem viel gelobten Auftritt in JCVD (2008) zeigt, dass ein durchaus ordentlicher Schauspieler in ihm steckt. Als geschundene und hoffnungslose Seele in einem nicht gerade menschenfreundlichen Kriegs-Apparat weiß er zu gefallen. Zwar wurde van Damme schauspielerisch erst im Alter wirklich besser und charismatischer (wie auch sein Kollege Dolph Lundgren), seine Leistung ist dennoch zufriedenstellend, gerade weil man ein solches Engagement nach seinem kokaingeschwängerten und umnachteten Auftritt in KNOCK OFF (1998) nicht erwartet hat. Auch die restliche Besetzung weiß zu gefallen, mit Steven Berkoff hat man natürlich auch einen idealen Sergeant an Bord, der sogar am Ende etwas menscheln darf.

Regie führte hier Peter MacDonald, der zu diesem Zeitpunkt bereits Erfahrung im Wüstenkampf vorweisen konnte, inszenierte er doch auch Sylvester Stallones Action-Inferno in RAMBO 3 (1988). Wie schon dort, sorgt der versierte Second-Unit-Regisseur für einige gelungene Aufnahmen vor den sandigen Kulissen Nordafrikas. Man sieht hier noch, dass ein Budget von rund 20 Millionen US-Dollar zur Verfügung stand und man an Originalschauplätze drehen konnte, drei Jahre später hätte es wohl nur noch für eine günstige Studio-Kulisse in Bulgarien gereicht. In Sachen Action sollten van-Damme-Fans wie bereits erwähnten keine Macho-Posen oder ansprechend choreographierten Kampfsport-Einlagen erwarten, denn diese ist angenehm geerdet und beschränkt sich auf einfache aber druckvoll inszenierte Feuergefechte zwischen den Legionären und den Berbern. Überrascht war ich indes von der Freigabe ab 12 Jahren. Natürlich handelt es sich bei DER LEGIONÄR nicht um einen deftigen Splatter-Actioner aber Kunstblut kommt durchaus zum Einsatz und angesichts der Thematik und der Tonalität wäre eine 16er-Freigabe angemessener gewesen.

Studio Hamburg hat den Film nun neu remastered als Blu-ray und DVD veröffentlicht. Uns lag zur Ansicht eine DVD vor, weswegen wir die HD-Qualität nicht vollends beurteilen können, allerdings bietet schon der Silberling ein gutes Bild und einen sauberen Ton, so dass man schon davon ausgehen kann, dass diese Veröffentlichung eine Steigerung gegenüber der alten Blu-ray darstellt. Neben dem Trailer gibt es noch Filmographien, einen Filmabtatstungsvergleich, sowie Produktionsnotizen.

Fazit:

DER LEGIONÄR – SEINE ZUKUNFT HEISST VERGESSEN (1998) ist kein perfekter Film, dafür hadert es etwas am Drehbuch und an der mangelnden Charakterzeichnung. Insgesamt kann sich das gekonnt inszenierte Action-Drama durchaus sehen lassen, vor allem weil Jean-Claude van Damme hier erstmals wirklich etwas Neues versucht. Durchaus sehenswert.

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